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Die Reise Zur Stadt Der Toten

Die Reise Zur Stadt Der Toten

Titel: Die Reise Zur Stadt Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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wochenlang friedlich inmitten der Tsla geschlafen. Sie hatten sich sein Vertrauen verdient. Außerdem konnten er und Lyra sich immer noch in ihre Kabine einschließen, und kein noch so neugieriger Tsla würde dazu imstande sein, einen abgesperrten Autopiloten zu betätigen.
     
    Der Morgen dämmerte hell, heiß und mit stinkender Feuchtigkeit; aber Etienne saß bequem neben Lyra in der kleinen Eßnische. Tyl kauerte in der Nähe auf dem Boden. Die Träger aßen weiter achtern im Laderaum, den man für sie zu einem Quartier umgebaut hatte. Sie hätten sich den Menschen anschließen dürfen, sich aber dagegen entschieden. Etienne fragte, warum das so war, überzeugt, daraus etwas lernen zu können. »Sie schämen sich«, erklärte Tyl.
    »Ah.« Lyra blickte befriedigt. Offenbar hatte sie Ähnliches gedacht. »Weil sie kämpfen mußten?«
    »O nein.« Tyl war mit seiner Eßschale beschäftigt, und seine stummeligen, sechsfingrigen Hände suchten nach größeren Brocken. Die Redowls hatten sich bereits das Unbehagen abgewöhnt, das der Anblick eines Tsla ihnen bereitet hatte, der mit seiner langen Schnauze schnüffelnd nach Nahrung suchte. »Sie schämen sich, weil man ihnen nicht erlaubt hat, ihre Absichten zu erfüllen.«
    »Aber das haben sie doch«, wandte Etienne ein. »Wir sind in Sicherheit und haben unser Boot zurückbekommen.«
    »Ja, aber das haben sie nicht uns zu verdanken.«
    »Sie haben die Streife im Hafen erledigt.«
    »Es war unsere Absicht, Euch während des ganzen Vorganges zu helfen, Etienne. Und doch konnten wir nur hilflos zusehen, während dieses wundersame Fahrzeug«, dabei tippte er gegen den Boden, »mehr dazu getan hat, sich selbst zu retten als wir.«
    »Aber ihr hättet nicht mehr tun können, als ihr getan habt«, meinte Lyra. »Wir hatten ja kaum genug Zeit, die Stimmaufnahme zu aktivieren.«
    »Darauf kommt es nicht an. Wir wissen, daß wir dieses Boot nicht auf unseren Schultern zum Fluß hätten tragen können, aber wir hatten gar keine Chance, es zu versuchen. Deshalb haben wir Verdienst verloren, weil wir keine Gelegenheit hatten, unseren Feind zu besiegen.«
    Lyra musterte ihn mit unbehaglicher Miene. »Ich hatte verstanden, daß eure Gesellschaft eine pazifistische ist.«
    »Natürlich, das ist wahr.«
    »Wie könnt ihr dann davon sprechen, Verdienst zu gewinnen, indem ihr kämpft?«
    »Ein erklärter Feind ist so wie ein Sturm oder ein Felssturz, ein Naturereignis. Als Feind entfernt er sich aus den Betrachtungen der Zivilisation.«
    Etienne bereitete das Unbehagen seiner Frau ungeheures Vergnügen. »Aber euer Feind handelt doch nur auf eine Art, die er für zivilisiert hält.«
    »Man muß ihn nach zivilisierten Maßstäben beurteilen.«
    »Du meinst, nach Tsla-Maßstäben.«
    »Natürlich. Ihr denkt doch nicht etwa, daß wir die Maßstäbe der Mai annehmen würden?« Er wirkte auf höfliche Art empört. »Ein wahrhaft zivilisiertes Volk weiß instinktiv, was zivilisiertes Verhalten ist.«
    »Das klingt mir aber recht nach Ausflüchten.«
    »Überhaupt nicht. Unsere moralischen Maßstäbe sind bei weitem nicht so flexibel.«
    »Dann empfindet ihr Bedauern, wenn ihr einen Feind tötet?«
    »Natürlich. Ein Feind ist jemand, der aus freien Stücken seine Seele verleugnet; den muß man doch bedauern.«
    »Das hätte euch aber nicht davon abgehalten, jeden Mai in Hochac zu töten, der sich euch in den Weg gestellt hätte?«
    »So ist es. Indem sie sich uns entgegenstellten und uns daran hinderten, Euer Eigentum zurückzugewinnen, hätten sie demonstriert, daß sie keine Rücksicht auf zivilisiertes Verhalten nehmen, und hätten sich daher dem Mitgefühl jener entzogen, die solchem Verhalten anhängen. Ich sehe darin keinen Widerspruch.«
    »Überhaupt keinen.« Er sah zu seiner Frau hinüber. Lyras Rekorder lief, und sie blickte nicht zu Tyl auf. »Ich wollte das nur geklärt wissen.«
    »Ich dachte«, sagte Lyra leise, »die Tsla hielten das Töten für etwas Sündhaftes.«
    »Das Töten einer zivilisierten Person, ja - das ist eine schreckliche Sünde. Aber es gibt keine moralischen Beweggründe, die einen daran hindern, sich gegen die Feindseligkeit von Personen zu verteidigen, die sich bewußt unzivilisiert verhalten -, ebensowenig, wie es ja auch keine Sünde ist, ein Dach zu bauen, um den Regen abzuhalten.«
    »Alles vollkommen klar«, pflichtete Etienne ihm bei. Er war zufrieden. Ihm war jetzt klar, daß seine ursprünglichen Sorgen bezüglich der Sicherheit der Tsla

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