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Die Reise Zur Stadt Der Toten

Die Reise Zur Stadt Der Toten

Titel: Die Reise Zur Stadt Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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unbegründet gewesen waren. Bei allem hochgehaltenen Pazifismus waren sie durchaus imstande, für sich selbst zu sorgen, falls sich die Notwendigkeit dazu ergeben sollte. Eine zivilisierte Person zu töten, ist eine Sünde. Jeder, der mich angreift, ist unzivilisiert, also … Sehr elegant!
    Hinreichend elegant auch, um Lyras romantische Vorstellung von der Tsla-Gesellschaft zu läutern. Ihre so heißgeliebten Mystiker waren nicht mehr und nicht weniger gewalttätig als jedes andere primitive Volk. Nun, das war vielleicht nicht ganz fair. Fest stand jedenfalls, daß sie mit reinem Gewissen töten konnten, solange ihre Opfer nur unterhalb ihrer eigenen Maßstäbe von Zivilisation lagen. Und wenn man diese Maßstäbe selbst aufstellte, so verlieh einem das beträchtliche Flexibilität, um sich verteidigen zu können.
    Lyra fuhr fort, Tyl nach Informationen zu bedrängen, in der Hoffnung, ihre langsam verblassende These vom Edelmut der Tsla aufrechterhalten zu können. Etienne ging hinaus, um nach dem Autopiloten zu sehen und festzustellen, was die anderen Tsla und Homat machten. Außerdem wollte er den Trägern sagen, daß sie sich - zumindest in seinen Augen - mit dem, was sie in Hochac getan hatten, großen Verdienst erworben hatten.
    Sie befanden sich jetzt mehr als dreitausend Kilometer nordnordwest vom fernen Skatandah-Delta und der Ho-manx-Station entfernt. Die Wolkendecke wurde jeden Tag dichter, brachte ihnen aber ansonsten in bezug auf Hitze und Feuchtigkeit wenig Linderung. Der Barshajagad fing an sich zu verengen, und so wurde infolge der hochragenden Felswände die Zeit des Tageslichts auf dem Fluß immer kürzer. Man konnte jetzt beide Seiten des Canyons sehen, obwohl der Rand des Guntali-Plateaus immer noch nur verschwommen in der Ferne zu erkennen war. Aber immerhin hatten sie das erste Mal das Gefühl, einen Canyon hinaufzufahren.
    Vor ihnen lag ein weiterer bedeutender Nebenfluß des Skar: der Gaja. Hinter der Stelle, an der die beiden Flüsse sich vereinigten, näherten sich nach Tyl die Felsmauern des Barshajagad mit atemberaubender Plötzlichkeit, bis sie sich an der Stelle zusammenschlossen, wo die Flußteufel geboren wurden: im Topapasirut. Hinter dem Topapasirut lagen Länder, die selbst den weisen Männern von Turput unbekannt waren.
    Um eines zumindest brauchte Etienne sich nicht länger Sorgen zu machen, nämlich um Lyras Tendenz, sich Angewohnheiten der Tsla zuzulegen. Nach Tyls Erklärung der anpassungsfähigen Schlachtfeld-Philosophie der Tsla sah er sie nie wieder in Umhang und Toga dieses Volksstammes.
    Sie erreichten die Stelle, wo der schlammige Gaja sich in den klaren Skar ergoß. Die Aufzeichnungen der Tsla waren richtig. Er war von immenser Breite und von leicht rostroter Farbe. Der Gaja war ein weiterer Amazonas, aber dennoch ein ganz gewöhnlicher Nebenfluß. Etienne konnte nicht mehr staunen. Tslamaina hatte seinen Vorrat an geologischen Superlativen bereits erschöpft.
    Hinter dem Gaja verengte der Skar sich schnell und gleichzeitig nahm die Strömung zu. Felsen und Sandbänke unter der Wasseroberfläche erzeugten Strudel, die ersten, die sie auf ihrer langen Reise flußaufwärts bisher entdeckt hatten. Die Wolkendecke über ihnen war dicht, und Etienne verstand jetzt, weshalb dieser Flußabschnitt von dem Satelliten im Orbit nicht sorgfältiger kartographisch erfaßt worden war.
    Siebentausend Meter über ihnen glitzerten die Eis- und Schneeflächen des Guntali. Der Rand des Plateaus war jetzt nur noch zweihundertfünfzig Kilometer entfernt und senkte sich in einer Reihe von Stufen und Böschungen zum Canyon herunter. Durch sein Teleskop untersuchte Etienne eine Steilwand, die etwa viertausend Meter hoch war.
     
    Sie machten langsame Fahrt, damit Etienne Wasserproben dicht unter der Oberfläche nehmen konnte. Lyra saß an den Kontrollen, während Etienne in dem Labor achtern arbeitete. Einige Tsla sahen interessiert zu, während Homat im Halbschlaf auf seiner Matte auf dem Hinterdeck ruhte. Plötzlich kippte das Boot zur Seite und hätte Etienne beinahe umgeworfen. Irgend etwas war rechts gegen den Rumpf geprallt.
    »Was, zum Teufel, war das?« schrie Etienne nach vorn.
    »Ich weiß nicht. Etwas hat uns von unten angestoßen.«
    »Was ist mit dem Scanner?«
    »Nichts. Das kam nicht von vorn.«
    Er überlegte schnell. Was auch immer es gewesen war, das sie so unsanft angestoßen hatte, war auf dem Scanner nicht sichtbar gewesen; deshalb war es nicht auf sie zugekommen. Es mußte

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