Die Reiter der Sarmaten
starrte mich durch die Dunkelheit an. Ich hörte die anderen draußen reden, und weiter weg, an einem anderen Feuer, sang ein Mann eine Ballade, die Geschichte vom Kampf und Tod eines Helden. »Ihr dürft das nicht aus Dankbarkeit tun«, sagte Pervica langsam und mit großer Bestimmtheit. »Ich würde viel lieber allein bleiben, als daß ein Mann mich aus irgendeinem unangebrachten Gefühl von Dankbarkeit heiratet.«
Ich legte beide Arme um sie, zog sie fest an mich und küßte sie. Es war so unglaublich, so phantastisch, so süß, daß es mich bis in die Tiefe meines Wesens erschütterte und ich mich nackt und hilflos fühlte. Pervica streichelte sanft mein Gesicht, dann hielt sie mich hart fest. »Du tust es nicht aus Dankbarkeit, nicht wahr?« fragte sie.
»Nein«, sagte ich mit heiserer Stimme.
Sie preßte das Gesicht an meine Schulter. »Oh, mein teures Herz, mein Liebling, mein Liebster, ja. Ja. Ja.«
»Und dafür bin ich dir dankbar«, sagte ich lächelnd und küßte sie erneut und preßte ihren Leib an mich, der weich und sanft und stark dem meinen leidenschaftlich antwortete.
»Was uns zusammengeführt hat, war eigentlich nur diese Folge seltsamer Ereignisse«, sagte sie atemlos, als ich sie wieder losließ. »Es war bloß die Art, wie wir uns getroffen haben. Ich sah dich an, wie du da lagst in meinem Haus, wie du vor meinem Feuer wieder zum Leben erwachtest, und ich fragte mich, wer du bist und was du mit dem Leben machen wirst, das wir für dich aus dem Fluß gezogen hatten. Und zweifellos war es für dich ebenso. Wenn wir uns auf der Straße oder auf dem Markt begegnet wären, hättest du mich gar nicht bemerkt, und ich hätte nicht mit dir gesprochen.«
»Vielleicht«, erwiderte ich. »Aber warum sollte es falsch sein, daß wir uns in dieser extremen Situation getroffen haben? Liegt mehr Wahrheit darin, wenn zwei Menschen sich auf einem Marktplatz sehen? Die Götter gaben mit beiden Händen, als sie mich vor dem Tod im Wasser bewahrten. Für meinen Teil habe ich vor, ihre Geschenke freudig und dankbar anzunehmen.«
»Den Eindruck habe ich«, sagte sie, und ich konnte das ironische Lächeln spüren, wenn es auch in der Dunkelheit nicht zu sehen war.
Ich küßte es ihr von den Lippen. »Du lachst über mich«, sagte ich streng. »In letzter Zeit haben viele Leute über mich gelacht. Das ist sehr schlecht für den Ruf eines blutdürstigen Wilden.«
Sie kicherte. »Und noch länger mit dir hier im Wagen zu bleiben, ist sehr schlecht für den Ruf einer sittsamen jungen Witwe. Du wirst mich zurückgehen lassen müssen, damit sie auch weiter sicher sein können, daß ich eine achtbare Frau bin.«
Ich half ihr aus dem Wagen, und wir gingen zum teuer zurück. Longus’ Schwester Flavina sah Pervica mit dem melancholischen Blick ihrer dunklen Augen an und fragte: »Nun, was meint Ihr, macht der Wagen einen behaglichen Eindruck?«
Pervica setzte sich und legte die Arme um ihre Knie, ihr Gesicht strahlte. »Ja.«
Flavina lachte. »Und wann werdet Ihr hier einziehen?«
»Darüber wird noch entschieden werden«, warf ich ein. »Aber die Dame hat eingewilligt, mich zu heiraten. Wünscht uns Glück.« Alle sprangen mit Ausrufen der Überraschung und Freude auf und beglückwünschten uns.
Als wir uns am späten Abend trennten, hatten wir ein Datum für die Hochzeit festgesetzt – Anfang Februar. Das würde uns, so hoffte ich, genügend Zeit geben, allen gesetzlichen Vorschriften Genüge zu tun und auch die notwendigen Vorkehrungen für Haus und Hof und Ländereien zu treffen. Diese Stunde war zu vollkommen, um Gedanken an solche Dinge zu verschwenden. Ich stand an meinem Wagen und sah Pervica nach, als sie schließlich mit Flavina unter den dichten, funkelnden Sternen des klaren Winterhimmels ins Dorf zurückging. Schon waren mir die Linie ihres Rückens, der weiche Schatten ihres Haars, die Art, wie sie den Kopf hielt, wie sie sich in den Umhang hüllte, vertraut. Schon bald, dachte ich, werde ich den Klang ihrer Stimme in der Ferne, ihren Körper in der Dunkelheit erkennen. Sie wird mir vertrauter sein als mein eigenes Gesicht, sie wird der tragende Pfeiler meiner Welt sein. Ich empfand in diesem Augenblick keine Furcht vor dem, was das Schicksal für uns bereithalten könnte, keine Vorahnung von etwas Bösem und Gefährlichem, das auf uns lauern und unser Glück bedrohen könnte. Ich war vollkommen und uneingeschränkt zufrieden in diesem einen leuchtenden, herrlichen Augenblick der Zeit.
Ich drehte
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