Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
Vom Netzwerk:
rächen. Niemals hätte ich erwartet, daß ich später einmal wünschen könnte, mit den Menschen, die meinen Sohn getötet haben, ein Bündnis zu schließen. Was Ihr und ich einmal waren, das ist auf dem Ozean gestorben, und wir kennen einander jetzt besser. Ihr seid ein mutiger und ehrenhafter Mann und ein hervorragender Offizier, der alles tun wird, um Schaden von seinen Leuten abzuwenden; aber dies ist eine Sache, mit der Ihr allein nicht fertig werden könnt. Ich möchte helfen. Vertraut mir – bitte! Dies ist jetzt mein Fort, und für Eure Männer bin auch ich verantwortlich. Wir befinden uns mitten in einer Verschwörung, die eine bestimmte Person angezettelt hat, um Eure Männer zur Meuterei aufzuhetzen und sie sterben zu lassen wie Gatalas, nachdem sie ein paar tausend Römern das Leben genommen haben.«
    »Facilis …«, begann ich erneut, dann besann ich mich anders. »Ihr habt recht, wir kennen einander besser. Auch Ihr seid ein mutiger und ehrenhafter Mann und, so denke ich, auch ein von Natur gutherziger und freundlicher Mensch. Ich vertraue Euch. Aber wenn das, was wir waren, im Ozean auch gestorben ist, es hat Geister hinterlassen, die uns noch immer heimsuchen, und einer dieser Geister ist ein tyrannischer Zenturio, der uns auf dem Weg von Aquincum nach Bononia bis aufs Blut gequält hat und der auch noch hier in Britannien versucht hat, uns das Leben schwerzumachen. Bei meinem Volk gibt es ein Sprichwort: ›Manche Verbündete kann man nicht paarweise zusammenspannen.‹ Für Arshaks Männer und für manche von Siyavaks Drachen und sogar für einige von meinen eigenen Leuten bin ich bereits als Römerfreund abgestempelt und verdammt. Arshak zumindest macht mir zum Vorwurf, daß Ihr – ausgerechnet Ihr – Euch beim Legaten für mich verbürgt habt. Siyavak ist jetzt auf meiner Seite, aber er haßt die Römer, und ich wage nicht, etwas zu tun, das ihn mir entfremden würde. Ich kann kein Bündnis mit Euch schließen.«
    »Siyavak habt Ihr bereits verloren. Ich sah ihn in Corstopitum, während Ihr Euch von den Folgen des angeblichen Jagdunfalls erholtet, und er plauderte angeregt und vertraulich mit Arshak und … einer gewissen Dame.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn noch nicht verloren. Aber wenn Arshak, und die Dame, die Ihr erwähntet, das wüßten, würde es sein Todesurteil bedeuten. Ihr seht, ich vertraue Euch.«
    »Soll mich der Orkus verschlingen! Siyavak bespitzelt sie also? Die Dinge haben sich offenbar weiter entwickelt, als ich dachte.« Er schwieg einige Zeit, dann sagte er: »Und versteht Ihr, was das Ziel der Verschwörung ist? Mir nämlich ist es ein Rätsel.«
    Die Frage konnte ich beantworten. Ich berichtete ihm, nüchtern und knapp, was Eukairios mir von den Druiden erzählt hatte.
    »Höchst aufschlußreich!« sagte er, als ich meinen Bericht beendet hatte. »Das paßt alles zusammen.« Nach einem Augenblick des Überlegens fragte er: »Wer hat Euch diese Dinge erzählt?«
    »Ein anderer Verbündeter.«
    »Römer? Sarmate? Brite?« Ich schüttelte den Kopf.
    »Und was sind die Dinge, die ich hätte erfahren sollen, bevor ich Pervica bat, meine Frau zu werden?«
    Er holte tief Atem, setzte sich auf einen Schemel, nahm eine Kassette vom Fußboden und stellte sie auf den Tisch. »An dem Tag, als Ihr die Farm Eurer jungen Dame besuchtet, bin ich weiter nach Corstopitum geritten. Wie ich damals sagte, hatte ich einige Einkäufe für das Fest zu machen. Aber ich hatte auch einen Brief von Titus Ulpius, dem Präfekten der dort stationierten Thraker, bekommen, in dem er mich um einen Besuch bat, weil er mir etwas Wichtiges zu zeigen hatte. Ich hatte mich gezielt mit ihm und ein paar Magistratsbeamten der Stadt angefreundet, damit sie dort die Dinge für mich im Auge behielten. Corstopitum ist ein wichtiger Platz: Alle Briefe und Boten nach Condercum und Cilurnum gehen durch das Fort oder die Stadt und ebenso der größte Teil des Verkehrs und Handels mit Kaledonien. Ich suchte Titus im Hauptquartier auf, und er gab mir dies.«
    Facilis schloß die Kassette auf, entnahm ihr eine Rolle aus matt grauem Material und reichte sie mir. Es war eine zusammengerollte dünne Bleitafel. Ich rollte sie vorsichtig aus. Es befanden sich zwei Schriftzeilen darauf, die Buchstaben waren mit einer Messerspitze aus dem weichen Material herausgestochen. Die oberste Zeile enthielt Schriftzeichen, die Eukairios druidisch genannt hatte, die Schrift auf der unteren Zeile sah lateinisch aus. Die

Weitere Kostenlose Bücher