Die Reiter der Sarmaten
ich.
»Ferner sagt er, daß Ihr unsere Hilfe aus zwei Gründen wünscht: erstens, um Kontakt mit einem Freund in Eburacum zu halten, der die Einzelheiten des Komplotts zu entdecken versucht; und zweitens, um unser Wissen über die Druiden und unsere Kontakte zu nutzen.«
»Das ist richtig.«
Nach kurzem Schweigen fragte der rechts neben ihm sitzende Christ geradeheraus: »Warum sollten wir Euch helfen?«
»Weil Ihr«, antwortete ich, »loyale Bürger der römischen Provinz Britannien und zudem Briganten seid, denen das Königreich, das diese Verschwörer errichten wollen, aus mancherlei Gründen unwillkommen sein muß.«
»Die jetzige Regierung ist uns nicht wohlgesinnt«, entgegnete der Mann, dessen dunkle Augen mich sehr mißtrauisch ansahen. »Wir werden überall im Reich der Römer verfolgt, und wir erleiden es stumm wie Lämmer, die zur Schlachtbank geführt werden. Unser Reich ist nicht von dieser Welt; wir haben keine Veranlassung, uns in die Händel von Fürsten und Legaten einzumischen.«
»Und wenn die Selgoven und Votadiner diese Stadt angreifen und sie zu plündern beginnen? Würdet Ihr Euch da einmischen?«
»Wir würden nicht ihr Blut vergießen«, erwiderte er pathetisch. »Wir würden uns ihnen entgegenstellen und im Namen unseres Herrn Jesus Christus sterben.«
»Das würde für unsere Freunde keine Hilfe sein!« entgegnete der andere britisch gekleidete Christ, der helle blaue Augen hatte, bevor ich etwas sagen konnte. »Ebensowenig wie für unsere Brüder und Schwestern und für unsere Frauen und Kinder. Wir sind Briganten, wie er gesagt hat. Warum sollten wir unsere Heimat und unsere Familien nicht verteidigen? Außerdem bittet der Mann uns, Briefe zu befördern, nicht, Blut zu vergießen.«
Der römisch gekleidete Mann machte der Auseinandersetzung mit einer Handbewegung ein Ende.
»Fürst Ariantes«, sagte er, »unser Bruder Eukairios hat sich rückhaltlos für Euch verbürgt und Euch als einen guten, edelmütigen und friedliebenden Mann geschildert. Er sagt, wir könnten, wenn wir Euch helfen, einer grausamen und blutigen Rebellion zuvorkommen. Wir wissen … einiges … von den Leuten, die in diese Affäre verwickelt sind, und wir sind geneigt, ihm zu glauben. Aber auch Eure Leute haben einen sehr schlimmen Ruf, und es fällt uns schwer … wie soll ich es ausdrücken?«
»Ein Bündnis mit einem Sarmaten zu schließen.« Er grinste mir rasch zu, und auf einmal gefiel er mir. »Nun ja«, sagte er, »ich würde einen Drachen nicht gerade für einen natürlichen Verbündeten eines Schwarms Tauben halten.«
»Einverstanden. Aber ich habe bereits einen Römer zum Verbündeten, der vorher ein erbitterter Feind war. Wenn ich ein Bündnis mit den Adlern schließen kann, kann ich auch eins mit einem Schwarm Tauben eingehen.«
»Adler haben mehr mit Drachen gemein, als Tauben es haben«, entgegnete der dunkeläugige Christ. »Sie sind beide mordgierige Räuber.«
»Eukairios hat gesagt, daß er ein friedliebender Mensch ist«, warf der Helläugige ein.
»Er sieht nicht danach aus«, sagte der Dunkeläugige. »So wie er da auf dem Boden sitzt, das Schwert auf dem Rücken und die Hand am Dolch! Und die Geschichten, die ich gehört habe, sagen, daß er Dutzende von Männern mit eigenen Händen getötet hat.«
Ich nahm die Hand von meinem Dolch und sah den Dunkeläugigen nachdenklich an. Ich fragte mich, wer und was er war und wer ihm von mir erzählt hatte.
»Ich habe mehr als dreißig Männer getötet«, antwortete ich. »Die genaue Zahl habe ich vergessen. Es stimmt, daß wir keine friedliebende Nation sind – und wir wurden nach Britannien als Soldaten geschickt; wir könnten jetzt nicht den Frieden wählen, selbst wenn wir das wünschten. Aber ich möchte nicht, daß es Krieg gibt.«
»Und was möchtet Ihr?« fragte der römisch gekleidete Mann leise.
Ich sagte ihm die ehrliche, für einen sarmatischen Fürsten schmachvolle Wahrheit. »Ich möchte, daß mein Drache ruhig in Cilurnum lebt; daß er keine anderen Aufgaben hat, als am Wall Patrouillendienst zu tun, gelegentliche Einfalle der kaledonischen Stämme niederzuwerfen und Pferde zu züchten. Aber ich gebe ehrlich zu, daß meine Männer statt dessen vielleicht die Götter um Ruhm und Sieg im Krieg bitten werden.«
»Das ist es, was ich gehört habe«, sagte der Dunkeläugige. »Es gibt nichts, hat man mir gesagt, was einem Sarmaten mehr Freude macht, als Menschen zu töten.«
Ich sah auf meine Hände herab, die ich über
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