Die Reiter der Sarmaten
und völlig geheim an mich weitergeleitet werden.
Dann brachte der Sprecher einen Satz Wachstafeln herbei. »Wir haben dies letzte Nacht aufgezeichnet«, sagte er. »Es ist eine Liste solcher Leute, von denen wir wissen, daß sie Druiden sind, mit Angabe ihres augenblicklichen Aufenthaltsorts; ferner eine Liste von Beamten, die mit den Druiden sympathisieren oder die bestechlich sind. Aber bevor ich sie Euch gebe, müßt Ihr schwören, sie nicht den Behörden zu zeigen oder zu übergeben. Die meisten dieser Menschen sind unschuldig an irgendwelchen Verbrechen, und viele von ihnen verabscheuen die Praktiken der extremen Sekten – jeder von ihnen jedoch müßte mit grausamen Strafen rechnen, wenn seine Sympathien für die Druiden bekannt würden.«
Ich streckte die Hand über das Feuer und schwor, daß ich die Informationen nicht an die Behörden verraten, sondern sie nur dazu verwenden würde, mich selbst zu verteidigen und Beweise gegen die Verschwörer zu sammeln. Dann bekam ich die Tafeln und dankte dem Sprecher mit einigen verbindlichen Worten.
»Nein, wir müssen Euch danken«, wehrte er ab. »Ihr tragt die größten Risiken in diesem Kampf. Wir werden für Eure Sicherheit beten.«
Ich war zufrieden, als ich mein Pferd von der Gesellschaft der Ziegen befreite und durch das nach Kohl riechende Gäßchen zurückritt. Eukairios war sehr still. Als wir jedoch durch das Festungstor ritten, kicherte er plötzlich leise vor sich hin, und ich sah ihn fragend an.
»Oh, nichts«, sagte er und schüttelte den Kopf. Aber seine Augen tanzten.
»Habe ich etwas getan, was du komisch findest?« fragte ich leicht gereizt.
Er kicherte wieder. »Wie Ihr da auf dem Boden saßt, Herr, das perfekte Bild eines edlen Wilden, und zu Senicianus sagtet, Ihr hättet die genaue Zahl der Männer vergessen, die Ihr getötet habt! Er war so schockiert, daß ich dachte, er würde von seinem Sitz fallen. Ich war sicher, jetzt ist alles verloren, ja, wirklich. Aber es funktionierte. Sie konnten sehen, daß Ihr vollkommen ehrlich zu ihnen wart, und es überzeugte sie, daß sie Euch trauen konnten.«
Ich mußte grinsen. »Es war nicht meine Absicht, komisch zu sein. Und du darfst nicht herumgehen und den Leuten erzählen, daß ich ein friedliebender Mensch bin. Es ist eine Schande für den Kommandeur eines sarmatischen Drachen, wenn so etwas über ihn erzählt wird.«
»Nicht für Christen«, erwiderte er. »Aber in Zukunft werde ich meinen Mund halten über diese schockierende Wahrheit.«
Ich sah mit einem Blick freundschaftlicher Zuneigung zu ihm hinüber. Da saß er, ein kleiner, dunkler Mann in den Vierzigern, unbeholfen auf dem Fuchs, einem meiner Wagenpferde, und grinste mich an. Reiten, die sarmatische Sprache erlernen, die Kosten des Pferdefutters und die Größe von Zuchtfarmen errechnen. Er hatte sich unerschrocken darum bemüht, das alles zu meistern.
»Was würdest du tun, wenn ich dich freiließe?« fragte ich ihn.
Das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht. Wir ritten jetzt die Via Praetoria hoch in Richtung der Stallungen, und lange Zeit wurde die Stille nur durch das leise Klappern der Pferdehufe gestört.
»Würdet Ihr das tun?« fragte Eukairios mit gepreßter Stimme.
Ich hielt Farna an. »Wenn du einwilligst, in meinem Dienst zu bleiben, als angestellter Sekretär, ja. Aber wenn du nach Bononia zurückkehren möchtest, nein. Ich kann mir nicht leisten, dich zu verlieren.«
Er preßte die Hände zusammen, die die Zügel hielten, und starrte auf die Ohren seines Pferdes.
»Ich habe Bononia gehaßt«, sagte er sehr ruhig. »Ich fand das innerhalb der ersten zehn Tage heraus, nachdem ich es verlassen hatte. Ich liebte meine Freunde dort, die mir beistanden und für mich sorgten, wenn die Zeiten schlecht waren, aber ich war sehr unglücklich. Alle diese engstirnigen, kleinlichen Dienstvorschriften der Kanzlei, alle diese Reglementierungen, die jede Minute meines Tages kontrollierten, das Schreien und die Beschimpfungen, wenn ich zu langsam war, das Kürzen der Rationen, wenn ich einen Fehler gemacht hatte, die Schläge für Widerworte – als ich jünger war und nicht alles widerspruchslos hinnehmen zu müssen glaubte – und das Bestechen der Aufseher, um die Erlaubnis zu bekommen, abends meine Zelle zu verlassen. Und gute Arbeit zu leisten, die von meinen Vorgesetzten ihren Vorgesetzten unterbreitet wurde, als wäre ich nicht mehr als die Feder und die Tinte, die die Zeichen machten. Ich haßte es – aber ich
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