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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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entwickelt. Trotz des kalten Wetters war reger Marktbetrieb, und alle Leute gafften uns neugierig an, als wir über den Platz ritten.
    Eukairios warf mir einen nervösen Blick zu und flüsterte: »Euer roter Mantel ist sehr auffällig …«
    Ich schnitt ihm das Wort ab: »Unauffällige Mäntel besitze ich nicht. Es sind deine Freunde, die das Treffen wünschen.«
    »Ja, Herr«, seufzte er unglücklich.
    Vom Marktplatz ritten wir eine Straße hinunter, dann durch eine schmale, leere Gasse in ein noch schmaleres, finsteres Seitengäßchen, in dem es nach gekochtem Kohl roch.
    Eukairios hielt an und saß ab. »Hier sind wir einigermaßen geschützt«, flüsterte er. »Ich erkundige mich, ob alles in Ordnung ist, und versuche jemanden zu finden, der die Pferde irgendwo versteckt.«
    Ich hatte also auf einem mit Schutt und Abfall bedeckten Hof mit den Pferden zu warten, während mein Sklave in einem der benachbarten Häuser verschwand; schon bald kam er mit einem verängstigt aussehenden Mädchen zurück; es zeigte uns einen Schuppen, in dem wir die Pferde bei ihren Ziegen unterstellen könnten. Ich sah das Mädchen mit ausdruckslosem Gesicht an und sagte nichts. Wenn die Christen sich entscheiden sollten, mir nicht zu helfen nach diesem ganzen lächerlichen Theater – würde ich ihnen ein paar deutliche Worte zu sagen haben. Aber ich band ruhig meinen edlen Renner in einem alten Schuppen auf einem Hinterhof neben zwei Mutterziegen an und folgte Eukairios durch die Hintertür in ein Wohnhaus.
    Wir wurden durch eine niedrige, verräucherte Küche in ein Speisezimmer geführt, das einen rotweiß gefliesten Fußboden, Glasfenster und weißgetünchte Wände hatte. Es wurde von einem Kohlenbecken geheizt, das in einer Ecke stand. In dem Zimmer befanden sich drei Männer, alle in den Vierzigern. Zwei von ihnen trugen die landesüblichen graubraunen Ärmelkittel und Hosen und karierten Umhänge. Der dritte, der glattrasiert war, trug römische Kleidung. Alle drei kamen mir entgegen, als ich eintrat, und begrüßten mich – wie auch Eukairios – mit Handschlag.
    »Ich danke Euch, daß Ihr gekommen seid, Fürst Ariantes«, sagte der Mann in römischer Kleidung. »Bitte habt Verständnis, daß wir Euch unsere Namen nicht nennen; es ist wahrscheinlich besser, daß Ihr sie nicht kennt.« Er setzte sich auf die mittlere der drei Klinen und wies auf die Kline zu seiner Rechten. »Bitte nehmt Platz.«
    Wäre ich im Haus eines Armeeoffiziers gewesen, dann hätte ich mein Schwert abgenommen und mich, so gut es ging, auf die Kline gesetzt oder nach römischer Sitte gelegt. Aber ich war nicht gewillt, für ein paar illegale Sektierer diese Unbequemlichkeit in Kauf zu nehmen. Ich setzte mich vor der mir zugewiesenen Kline auf den Boden, zog das gesunde Bein unter mich und stellte das andere hoch; mein Schwert rückte ich so zurecht, daß es mich nicht behinderte. Die beiden anderen Christen warfen mir einen merkwürdigen Blick zu, dann setzten sie sich neben ihren Sprecher und beobachteten mich mir argwöhnischer Neugier. Nach einem kurzen verlegenen Zögern setzte Eukairios sich an das Ende der Kline hinter mir.
    »Unser Bruder Eukairios«, sagte der römisch gekleidete Christ, »hat uns erklärt, es gebe möglicherweise ein Komplott, um dieses Land Brigantia, unsere Heimat, zum Aufstand gegen die Regierung der Provinz Britannien aufzuwiegeln. Er hat gesagt, jemand versuche, sarmatische Truppen wie die unter Eurem Kommando stehenden in Meutereien zu verwickeln; diese Person habe auch die Selgoven und die anderen kaledonischen Stämme dazu angestiftet, in unser Land einzufallen, um die römischen Streitkräfte zu binden, damit der Aufstand erfolgreich durchgeführt werden kann. Er hat weiter gesagt, die Person, die im Mittelpunkt dieses Komplotts steht, sei … eine angesehene Dame, Anhängerin einer extremen druidischen Sekte, die Brigantia zu einem druidischen Königreich und sich selbst zu seiner Königin machen wolle. Er sagt, obwohl Ihr von diesem Komplott wüßtet, hättet Ihr keine weiteren Zeugen und keinen relevanten Beweis für die Verschwörung, und Euer Wort allein würde nicht ausreichen, um die Behörden zu überzeugen. Ist diese kurze Zusammenfassung korrekt?«
    Ich war erleichtert, daß er alles so klar und emotionslos dargelegt hatte, obwohl die offene Erörterung der Einzelheiten mir ein noch stärkeres Gefühl des Ausgesetztseins gab als vorher der Ritt ohne Rüstung über den Marktplatz.
    »Ja«, antwortete

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