Die Reiter der Sarmaten
wie immer«, sagte Priscus galant, nahm ihre Hand und führte sie zur mittleren Kline. »Ich bin sicher, die Offiziere stimmen mir zu. Herren achten gar nicht so sehr auf modische Dinge, wie ihr Damen das zu glauben scheint, und wer kümmert sich schon um Locken, wenn Haar und Gesicht auch ohne sie einen so reizenden Anblick bieten?«
Wir alle beeilten uns, ihm zuzustimmen, und Bodica nahm, obwohl sie noch vor Wut kochte, Platz, um sich ihren Pflichten als Gastgeberin zu widmen. Mir fiel ein, wie zornig Facilis sich einmal über die Behandlung dieses Sklavenmädchens durch Bodica geäußert hatte, und ich sah verstohlen zu ihm hinüber. Er lag gleichmütig zurückgelehnt am anderen Ende der Kline und sah sich ausdruckslos im Zimmer um. Die Sklaven reichten uns die mit Wein gefüllten Becher.
Wir unterhielten uns während der ersten Gänge über allgemeine, unverbindliche Themen – über die Spiele und Vorführungen bei den Saturnalien, über italische und gallische Weine und ähnliche Dinge. Ich verschüttete absichtlich meinen ersten Becher, wischte heimlich meinen Teller ab, bevor die Speisen aufgetragen wurden, nahm die Vorspeisen von den entgegengesetzten Enden der Schüsseln und aß von den Hauptgerichten so wenig, wie ich das schicklicherweise tun konnte. Facilis bemerkte es, sagte aber nichts. Bodica bemerkte es ebenfalls, sie schenkte mir ein charmantes Lächeln, wobei ihre Augen gefährlich blitzten. Der Wein, nahm ich an, war sicher. Er wurde, wie immer, aus einem gemeinschaftlichen Mischgefäß eingeschenkt, und der Sklave hatte keine Möglichkeit, unbemerkt etwas nur in meinen Becher zu tun. Während wir beim Hauptgang waren, wurde mir plötzlich bewußt, daß ich dem Wein wohl etwas zu kräftig zusprach. Aber ich war hungrig – wegen des Treffens mit den Christen hatte ich auf das Mittagessen verzichten müssen – und sehr angespannt, ich aß nur wenig, und die Sklaven füllten meinen Becher sofort wieder, wenn ich ihn ausgetrunken hatte.
Als der Hauptgang schließlich abgetragen worden war, schwang Priscus die Beine von der Kline, setzte sich aufrecht hin und bedachte uns alle mit einem wohlwollenden Lächeln.
»Und nun«, sagte er, »zu dem, worüber ich heute abend wirklich mit Euch sprechen wollte. Ariantes, wer versucht, Euch zu töten?«
Ich starrte ihn an, überrumpelt von der Plötzlichkeit des Angriffs nach dem einlullenden Geplätscher der bisherigen Unterhaltung. Ich wünschte, ich hätte den Wein nicht angerührt.
»Versucht nicht, so zu tun, als wüßtet Ihr nicht, was ich meine«, stieß Priscus nach, als ich so lange sprachlos dasaß, daß es schon peinlich wurde. »Ihr habt einen Feind. Wer ist es?«
»Edler Herr«, sagte ich schließlich, »ich habe Euch versichert, daß ich volles Vertrauen zu Euch habe. Wieso glaubt Ihr, daß ich Euch etwas verschweige?«
Er schnaubte verächtlich. »Diese ganze Geschichte riecht so penetrant nach Verschwörung, daß man den Gestank noch in Londinium wahrnehmen kann. Dem Kommandeur des Vierten Numerus wird eine Botschaft geschickt, irgendein sarmatisches Zeug mit britischer Schrift, angeblich von dieser Festung aus, woraufhin er meutert. Zu genau dieser Zeit unternehmen die Selgoven und Votadiner einen größeren Überfall auf Corstopitum, und als die Gefangenen verhört werden, geben sie an, sie wären bereits vorher von der Meuterei verständigt worden – durch eine unbekannte Person, die sie für einen ranghöheren Offizier dieser Legion hielten. Ihr selbst habt die verräterische Botschaft untersucht und die übrigen Männer des Vierten Numerus zu ihrer Pflicht im Dienste Roms zurückgeführt.
Dann entkommt Ihr nur knapp dem Tod. Euer Freund und fürstlicher Bruder Arsacus, der mit Euch zusammen war, sagt, es war ein Jagdunfall; Ihr behauptet, Euch an nichts zu erinnern. Aber Ihr hattet keine Veranlassung, mit der Bogentasche ins Wasser zu gehen, wenn Ihr hinter einem Wildschwein her wart, wie Arsacus sagt, und wenn Ihr Wildvögel gejagt habt, wieso wurde Euer Bogen ungespannt in seiner Tasche aufgefunden?«
Ich warf einen raschen Blick auf Facilis, der wegsah. Priscus bemerkte es. »Ja, natürlich habe ich mit ihm darüber gesprochen. Mit ihm und mit anderen.
Dann wird ein Mann in der Nähe von Corstopitum ermordet, und eine Fluchtafel mit Eurem Namen wird ihm in den Mund geschoben. Ihr kommt hierher, nach Eburacum, und das Haus, in dem Ihr nach allgemeiner Überzeugung schlaft, wird in Brand gesetzt – das Haus, in dem vorher
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