Die Reiter der Sarmaten
diskutierten, wie viele Pferde der Vierte Drache für die Zucht entbehren konnte, und anschließend einige andere Angelegenheiten, die unsere beiden Drachen betrafen. Schließlich steckte der Sekretär wieder seinen Kopf durch die Tür und machte Priscus darauf aufmerksam, daß es Zeit sei, sich in den Speiseraum zu begeben. Anscheinend wurden wir alle dort erwartet – außer Eukairios natürlich.
»Hercules!« rief der Legat aus. »Ist es wirklich schon fünf Uhr? Na, dann sollten wir besser gleich gehen. Unhöflich, eine Dame warten zu lassen!«
Er stampfte aus dem Zimmer, Victor eilte hinter ihm her und versuchte, noch rasch eine Legionsangelegenheit mit ihm zu besprechen. Siyavak verließ kurz nach ihnen das Zimmer. Ich vereinbarte mit Eukairios, wann er am nächsten Morgen zu mir kommen solle, verabschiedete ihn und folgte den anderen. Als ich auf den Korridor trat, sah ich Siyavak, der auf mich wartete.
»Den Göttern sei Dank!« flüsterte er heiser. »Ich dachte schon, ich fände überhaupt keine Gelegenheit, mit dir zu sprechen.«
»Bist du in Sicherheit?« fragte ich ihn.
»Zur Zeit, ja. Sie denkt, ich bin berauscht von ihrer Schönheit und voller Bewunderung für sie, wie die anderen auch. Hast du einen Weg gefunden, wir wir uns miteinander in Verbindung setzen können? Ich kann es nicht wagen, jetzt länger mit dir zu sprechen. Wenn wir zusammen im Speiseraum erscheinen, wird das auffallen.«
Ich holte tief Atem, schickte ein Stoßgebet zu Marha, gab Siyavak den Namen und das Losungswort, die die Christen mir heute mittag genannt hatten, und erklärte ihm den Weg der Kontaktaufnahme. »Das ist ein Mann, der Briefe für dich schreiben und geheim weiterleiten kann. Er ist in gewisser Weise ein Verbündeter – aber erwähne ihn bitte gegenüber niemandem. Er gehört einem illegalen Kult an, wenn auch nicht dem druidischen, aber er würde für seinen Glauben ebenso sterben müssen wie die Druiden für den ihren, wenn seine Verbindung zu der Sekte bekannt würde. Möchtest du vielleicht jetzt ein Treffen mit mir vereinbaren?«
»O Götter, und ob ich das möchte – aber es wäre nicht klug, Fürst. Sie hat überall in dieser Stadt ihre Spione, und ich habe gesehen, was sie mit Leuten macht, die sie verraten. Ich muß jetzt gehen, sonst wird sie mißtrauisch werden.«
Er drückte mir die Hand und eilte voraus, während ich sehr langsam folgte, von schlimmen Befürchtungen gequält.
Wir waren zu siebt beim Abendessen, drei »Paare«: Siyavak und Victor; Priscus und Bodica; ich und Facilis – dazu kam der Zenturio, den ich in der vergangenen Nacht getroffen hatte, Publius Verinus Secundus, der, wie sich herausstellte, Präfekt der Festung Eburacum war. Die Sitzordnung auf den drei Klinen entsprach dieser Folge; für Secundus war der Platz zwischen mir und Facilis zur Rechten unserer Gastgeber vorgesehen. Ich nahm mein Schwert ab und hängte es an die Seitenlehne neben meinem Platz.
Bodica sah schöner aus, als ich sie je gesehen hatte; die Seide, die wir ihrem Gemahl geschenkt hatten, war kunstvoll in ihr Gewand eingearbeitet, und ihr Haar war sehr einfach mit einigen goldenen Haarkämmen arrangiert, was ihr sehr gut stand. Aber zu meiner Überraschung war sie in offensichtlich sehr gereizter Stimmung. Der Grund stellte sich bald heraus: Die Sklavin, die ihr sonst das Haar frisieren mußte, war verschwunden.
»Die blöde kleine Schlampe ist noch immer nicht wieder da!« sagte sie zu Priscus. »Sie ist seit heute morgen verschwunden, und du meintest, ich brauchte mir keine Sorgen zu machen! Ich habe dem diensthabenden Offizier aufgetragen, daß die Wachen an den Toren auf sie achten sollen – ich bin sicher, das kleine Luder versteckt sich irgendwo und will sich für immer aus dem Staube machen. Sie weiß, daß ich mich über sie geärgert habe, und sie versucht, ihrer Strafe zu entkommen. Wenn ich sie in die Hände bekomme, wird sie …«
»Nun, nun«, sagte der Legat besänftigend, »du weißt doch, sie hat vor kurzem ein Baby bekommen. Sogar freigeborenen Frauen verwirrt es manchmal den Verstand, wenn sie ihr Baby verlieren, und sie ist doch nur ein schwachsinniges Mädchen. Sie ist wahrscheinlich in Panik weggerannt, um sich auszuweinen.«
»Aber sieh dir doch mein Haar an!« protestierte Bodica. »Ich wage nicht, es von dieser Idiotin Vera kräuseln zu lassen, und jetzt haben wir alle Offiziere zu Gast, und meine Frisur ist völlig aus der Mode.«
»Meine Liebe, du siehst reizend aus
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