Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
Vom Netzwerk:
das arme Geschöpf, ihr Baby in den Armen, und sie weinte und flehte mich an, das Baby zu retten und sie vor ihrer Herrin zu beschützen. Die Götter sollen mich vernichten und verderben, wenn ich das nicht tue. Ich muß sie irgendwie aus der Festung herausbringen, und Euer Wagen scheint mir für diesen Zweck am geeignetsten zu sein. Niemand wird in ihm nach dem Mädchen suchen.«
    »Mit einem Baby?« fragte ich ungläubig. »Hat Priscus nicht gesagt, sie hätte es verloren?«
    »Sie hat vor acht Tagen einen gesunden Sohn geboren, aber ihre Herrin hatte keine Verwendung für das Baby der Sklavin und ließ es fortschaffen. Der kleine Bastard war das einzige auf der ganzen Welt, was das Mädchen zu lieben hatte; sie schlüpfte heimlich aus ihrer Sklavenzelle, noch ganz blutig von der Geburt, und schleppte sich bei Nacht durch die Straßen, um ihr Baby zu suchen; sie fand es schließlich, halb erfroren, auf einem Misthaufen, wickelte es warm ein und versteckte es. Sie ist jede Nacht heimlich hingelaufen, um es zu füttern und zu pflegen, aber sie mußte es tagsüber allein lassen und sich um das Haar dieser Hexe kümmern. Der kleine Bastard konnte unter diesen Umständen natürlich nicht gedeihen, zumal bei diesem kalten Wetter; ohne bessere Pflege mußte er in wenigen Tagen sterben, das war dem Mädchen klar. Sie ist zu mir gelaufen, nur wegen ein paar freundlicher Worte. Mögen die Götter mich auf elendeste Weise zugrunde richten, wenn ich nicht verhindere, daß sie wieder in die Hände dieser Teufelin fällt!«
    »Bodica hat ein Baby, ein gesundes, lebendiges Kind, auf einen Misthaufen werfen lassen, damit es stirbt?« fragte ich entsetzt.
    »Das ist nichts Besonderes, Ariantes! Sie tun das alle. Was sollen sie mit dem Balg einer Sklavin machen, wenn sie es nicht haben wollen?«
    »Oh, Marha! – Römer!«
    »Das Baby wird nicht laut sein. Es ist jetzt ein so schwächliches kleines Wesen; auch wenn es schreit, kann man es kaum hören aber sie läßt es nicht schreien. Ihr braucht Euch keine Sorge zu machen, daß es ihren Aufenthalt verrät.«
    »Ich werde sie in meinem Wagen hinausbringen«, sagte ich und ging weiter. »Wenn mir nicht erlaubt wird, Eburacum zu verlassen, werde ich dafür sorgen, daß sie auf andere Weise entkommt. Ich habe Verbündete, die vielleicht helfen können.«
    »Natürlich ist Euch erlaubt, Eburacum zu verlassen. Ihr könnt schon morgen nach Cilurnum zurückkehren. Habt Ihr wirklich angenommen, er würde Euch gefangensetzen? Hercules! Denkt doch einmal nach: Eine drohende Verschwörung in seiner Hälfte der Provinz, Überfälle der Kaledonier am Grenzwall, der Verdacht, daß einer oder mehrere ranghohe Offiziere seiner Legion an der Verschwörung beteiligt sind – da ist das letzte, was er jetzt wünschen kann, auch noch Ärger mit Euren Leuten zu bekommen. Und er kennt jetzt eine Menge mehr von den Sarmaten als im letzten September; er weiß, wenn er versuchen würde, den Fürst-Kommandeur eines Drachen – irgendeines Drachen – gefangenzusetzen, müßte er ebenfalls dessen Leibwache einsperren und dazu mindestens die Hälfte der Soldaten, und das liefe auf eine größere militärische Operation hinaus. Er kann sich das nicht leisten. Dazu kommt, daß Ihr der loyale Partner seid, auf den er sich verlassen kann. Wer sonst wird ihm helfen, die Probleme zu bewältigen, die im Frühjahr auf ihn zukommen, wenn weitere viertausend Sarmaten hier eintreffen?«
    Ich blieb wieder stehen und sah ihn verblüfft an. »Euch Römer soll jemand verstehen«, sagte ich kopfschüttelnd. »Warum droht er, mich einzusperren, wenn er gar nicht die Absicht hat, es zu tun?«
    »Um Euch klarzumachen natürlich, daß er ernstlich verärgert über Euch ist. Ihr Bastarde haßt das Lügen so sehr, daß Ihr nicht versteht, wie wir damit umgehen. Als er Euch aufforderte, diesen Eid zu schwören, ist Euch überhaupt nicht in den Sinn gekommen zu lügen, habe ich recht?«
    »Ich habe nie in meinem Leben einen Meineid geschworen! Und wie sollte ich wohl ausgerechnet jetzt, wo auch noch dieser Fluch über meinem Kopf hängt, daran denken, einen solchen Frevel zu begehen?«
    »Genau das meine ich. Ihr habt Euch, seit Ihr nach Britannien gekommen seid, sehr stark den römischen Sitten angepaßt, aber Ihr habt immer darauf geachtet, genau zu prüfen, was Ihr von den Römern übernehmen wollt und was nicht. – Ich kann das Mädchen also in Euren Wagen bringen?«
    »Ja. Wenn ich morgen nach Cilurnum zurückkehren darf,

Weitere Kostenlose Bücher