Die Reiter der Sarmaten
daß er durch das Angebot, nach Condercum zu reiten und Arshak die Herausforderung zu überbringen, ein erhebliches Risiko auf sich nahm. Arshaks Männer würden vielleicht gereizt auf das reagieren, was er zu sagen hatte, auch wenn ihr Kommandeur selbst das nicht tat. Aber es ging um die Verteidigung meiner Ehre, und ich hatte gewußt, daß er mich bitten würde, ihn zu schicken.
Ich streckte die Hand aus und berührte seine Hand. »Wen sonst würde ich schicken, Freund?« sagte ich, und er lächelte wieder.
Ich erklärte ihm genau, wie er vorgehen sollte.
»Nimm die Ersten Zehn der Leibwache mit und betrete das Fort erst, wenn Arshak dir sicheres Geleit zugesagt hat. Ich nehme nicht an, daß er euch den Zugang zum Fort verwehrt oder euch feindselig behandelt, aber ich weiß es nicht sicher, er ist nicht mehr der, der er war. Sage den Römern nichts von deinem Auftrag. Keiner der römischen Offiziere in Condercum weiß, daß wir Streit gehabt haben, und es ist besser, daß es dabei bleibt. Sprich in ihrer Gegenwart so, als ob du Arshak eine freundliche Einladung zur Jagd brächtest.«
Er nickte. »Und was soll ich zu Arshak sagen?«
»Sage zu ihm: ›Mein Fürst schickt dir folgende Botschaft: Sohn des Sauromates, als wir uns unterwegs begegnet sind, habe ich dir erklärt, ich würde jederzeit bereit sein, dich zu treffen, wann und wo du das wünschst. Du hattest keinen Grund, nach Corstopitum zu reiten und einer dir unbekannten edlen Dame ein paar billige und lächerliche Worte ins Gesicht zu schleudern. Hältst du mich für so furchtsam, daß du glaubst, mich auf diese erbärmliche Art provozieren zu müssen? Hör auf, dich wie ein Kuhhirt zu benehmen, gib deine Versuche auf, mich durch die Hand deiner verlogenen und verräterischen Verbündeten zu ermorden, und tritt mir wie ein Fürst gegenüber.‹«
Leimanos’ Augen glühten, und er klopfte auf seinem Sattel das Trommelsignal zum Angriff.
»Das ist die richtige Sprache, mein Fürst!« Er wiederholte die Botschaft zweimal, um sicherzugehen, daß er sie sich genau eingeprägt hatte und der herausfordernde Ton auch richtig zum Ausdruck kam. Er grinste.
»Praktisch dürfte es allerdings kaum zu arrangieren sein, daß er mir wie ein Fürst entgegentritt«, mußte ich einräumen. »Die Römer würden uns wahrscheinlich beide unter Arrest stellen, wenn sie erführen, daß wir einen Zweikampf planen. Mach ihm klar, daß es ungefähr zehn Tage dauern wird, alles so vorzubereiten, daß die Römer keinen Verdacht schöpfen, und daß jede Indiskretion das Duell unmöglich machen würde. Ich dränge nicht auf besondere Eile. Ich gehe davon aus, daß ich bald in der Lage sein werde, gegen seine Verbündeten vorzugehen, und es wird weitaus am besten sein, daß ich mit ihm kämpfe, wenn ihr Schicksal besiegelt ist und ihnen die endgültige Vernichtung droht – wie immer das Duell ausgehen mag. Dann würde selbst sein Triumph getrübt und von kurzer Dauer sein.«
Leimanos’ Grinsen breitete sich über das ganze Gesicht aus. »Es ist gut, dich so zu sehen, mein Fürst. Fast wie in alten Zeiten.
Erinnerst du dich an die Botschaft, die du Rhusciporis geschickt hast, als wir von Singidunum zurückkamen?«
Ich hatte mich zu Hause gegenüber einem Rivalen mit einem erfolgreichen Stoßtrupp gegen diese Stadt in Obermoesien gebrüstet. Aber hier handelte es sich um eine ernstere Sache, wenn ich mich auch der gleichen anmaßenden Sprache bediente. Ich nickte, ging aber nicht darauf ein.
»Sieh dich unterwegs nach einem geeigneten Platz für das Treffen um. Wir brauchen etwas, das abseits der Straße liegt und wo wir nicht von zufälligen Passanten beobachtet werden können. Aber er muß geräumig genug sein, daß die Pferde ausreichende Bewegungsfreiheit haben. Schlag Arshak vor, daß jeder von uns seine Leibwache zu dem Treffen mitbringt, daß alle übrigen Männer unserer Drachen aber in ihren Lagern zurückbleiben – die Römer dürfen nicht mißtrauisch werden, sonst werden sie nach uns suchen. Alle Schwadronsführer sollten jedoch im voraus informiert werden, und sie müssen schwören, daß mit dem Tod eines oder beider Kämpfer der Streit beendet ist. Es darf keine Versuche geben, Rache zu üben, und nichts, was Schwierigkeiten mit den Römern verursachen würde.«
Leimanos nickte, aber er runzelte die Stirn. Wir hatten inzwischen das Südtor passiert und Flavinas Haus erreicht. Ich hielt vor dem Tor an.
»Was werden die Römer hinterher tun?« fragte er
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