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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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leise. »Wenn du Arshak tötest?«
    Ich zuckte die Schultern und breitete die Hände aus. »Ich weiß es nicht. Wenn Arshak dann schon als Verräter entlarvt ist, werden sie vermutlich von einer Bestrafung absehen. Festnehmen werden sie mich aber wahrscheinlich. Und, Leimanos, ich will, daß ihr alle, du und die Leibwache und alle meine Gefolgsleute, das friedlich hinnehmt. Ich werde von euch verlangen, auch das zu beschwören.«
    Er schwieg.
    »Sogar Gatalas hat das von seinen Männern verlangt«, sagte ich.
    »Aber nicht von seiner Leibwache.«
    »Er hatte die Absicht, im Kampf gegen die Römer zu sterben. Ich habe diese Absicht nicht.«
    Er seufzte. »Ich kann schwören, es ruhig hinzunehmen, wenn sie dich wegen der Tötung Arshaks festnehmen, mein Fürst. Ich kann nicht schwören, daß ich ruhig zusehen und nichts unternehmen werde, wenn sie beschließen, dich deswegen hinzurichten.«
    »Leimanos, du bist mein Erbe. Du weißt, was ich will.« Er schüttelte den Kopf und preßte plötzlich die Hände gegen die Ohren, um klarzumachen, daß er nicht auf mich hören werde.
    »Du willst die Ehre und die Sicherheit des Drachen schützen. Aber ich bin nicht du, mein Fürst. Du warst im letzten Jahr gezwungen, den Römern fünfhundert gepanzerte Reiter zu stellen, aber du warst nicht verpflichtet, sie selbst zu führen. Du warst ein Zepterträger, und du hattest keinen Sohn und keinen Bruder, der das Zepter hätte erben können; zudem warst du so schlimm verwundet, daß du kaum reiten konntest. Wenn du den König darum gebeten hättest, würde er dir das Recht zugestanden haben – bereitwillig zugestanden haben –, in unserem eigenen Land zu bleiben, und mir wäre die Aufgabe zugefallen, an deiner Stelle den Drachen nach Britannien zu führen. Statt dessen hast du dich entschieden, das Zepter dem Sohn deiner Schwester zu geben und selbst mit uns zu kommen, weil du unser Fürst warst und wir dir vertrauten.
    Wir alle wissen das, und wir sind froh darüber gewesen und haben hundertmal und öfter Grund gehabt, dir dafür dankbar zu sein. Ich werde nicht schwören, tatenlos zuzusehen, wenn die Römer dich hinrichten wollen.«
    Ich schwieg eine Weile. Ich hatte sie wieder einmal alle unterschätzt. Nie hatte jemand zu mir gesagt: »Du hättest zu Hause bleiben können.« Ich hatte immer angenommen, außer mir wäre das niemandem klar gewesen. Aber für meinen Entschluß, sie selbst nach Britannien zu führen, hatte es nicht nur dieses eine Motiv gegeben, wie Leimanos anzunehmen schien. Ich zog seine rechte Hand vom Ohr weg.
    »Daß ihr mir vertrautet, war nur einer der Gründe«, sagte ich ruhig. »Ich hatte noch andere.«
    Er nickte. »Und ich kenne auch diese, mein Fürst – kein Wagen, zu dem du heimreiten konntest, und die Einbildung, selbst schuldig zu sein, weil unsere Stoßtruppunternehmen dazu beigetragen hatten, daß es zum Krieg kam. Aber das ändert nichts an der Tatsache, daß du noch immer ein reicher und mächtiger Fürst und Zepterträger sein könntest und die Möglichkeit hättest, dir aus einem Königreich von Witwen eine Frau zu wählen – statt dessen aber bist du hier. Wenn du im Kampf fällst, muß ich das als Marhas Willen akzeptieren. Aber daß du durch die Hand der Römer stirbst, das werde ich nicht hinnehmen. Ich schwöre es auf das Feuer.«
    Ich antwortete nicht, ich saß nur still da und blickte ihn an; er blickte mit dem Ausdruck trotziger Entschlossenheit zurück. Seufzend fuhr ich mir mit der Hand durchs Haar.
    »Na schön«, sagte ich schließlich. »Die Wahrscheinlichkeit spricht sowieso dafür, daß ich entweder im Kampf fallen werde oder die Römer davon überzeugen kann, daß Arshak des Verrats schuldig ist. Solange ihr nicht anfangt zu schießen, wenn sie mich verhaften, muß ich wohl zufrieden sein. Übrigens habe ich ein gutes Omen, Leimanos. Ich habe letzte Nacht im Traum Tirgatao getroffen, und sie hat gesagt, sie sei Marha begegnet, als sie im Feuer war, und sie habe ihn um mein Leben gebeten. Sie sagte, sie habe es jetzt Pervica anvertraut. Ich glaube, daß es ein wahrer Traum war und daß ich leben werde, um wieder zu heiraten.«
    Seine Augen öffneten sich, sehr weit und sehr blau. Er hob die rechte Hand und streckte sie gegen die Sonne aus. »Ich bete, daß es die Wahrheit ist, mein Fürst! Dann ist sie also, durch Marhas Güte, heil aus dem Feuer gekommen?«
    »Ich traf sie auf einer Wiese voller Blumen, und die Kinder waren bei ihr. Auch das Baby. Und es geschah in

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