Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
Vom Netzwerk:
kann sich wirklich glücklich schätzen. Ihr wißt sicher, daß dem Legionslegaten in Eburacum die Zivilverwaltung des nördlichen Britannien ebenso untersteht wie die gesamte militärische Organisation« – wir hatten es nicht gewußt –, »und Aurelia Bodica kennt sich in Prozeßsachen hervorragend aus. Ihr würdet staunen.«
    »Ja«, fiel Severus rasch ein, wandte sich Arshak zu und sagte: »Ihr stammt auch von Königen ab, nicht wahr, Fürst Arsacus?«
    »Mein Vater steht im Rang an nächster Stelle hinter dem König«, erklärte Arshak stolz, womit er alle Großtuerei über vornehme Geburt zum Schweigen brachte.
    Ich lag in dieser Nacht längere Zeit wach und versuchte zu interpretieren, was ich gehört hatte. Mir war bisher nicht klar gewesen, daß die einheimische Bevölkerung der Provinz einen Machtfaktor darstellte, der von den herrschenden Römern unterschieden war, vielleicht im Gegensatz zu ihnen stand. Victor hatte Comittus als Briten verhöhnt: Es gab da also eine gewisse Spannung. Aurelia Bodica stammte von zwei einheimischen Königsfamilien ab, und ihre einflußreiche Stellung bereitete einigen der Offiziere ihres Gemahls Unbehagen. Gegen wen würden wir im Norden zu kämpfen haben? Facilis hatte Zweifel geäußert, daß wir überhaupt zum Kampf eingesetzt werden sollten. »Und wenn es im Norden nichts anderes zu tun gibt als Patrouillen- und Wachdienst?« hatte er gesagt. Immerhin wies auch das darauf hin, daß es dort oben irgendeine Macht gab, gegen die die Römer wachsam sein mußten.
    Ich hatte nichts über Britannien gewußt, und ich versuchte immer noch, mir Klarheit darüber zu verschaffen, wie groß die Insel war.
    Auf dem Marsch von Aquincum nach Bononia hatte ich geglaubt, wir würden hauptsächlich deshalb nach Britannien geschickt, um uns daran zu hindern, den Römern Ärger zu machen, nicht weil die Römer uns haben wollten, um ihnen Ärger mit anderen Barbaren vom Leibe zu halten. Aber Priscus war in der Annahme nach Dubris gekommen, man habe ihm Auxiliartruppen geschickt, die er dem Befehl römischer Offiziere unterstellen und gegen Feinde Roms einsetzen konnte. Facilis’ Brief mit der Enthüllung, wie gefährlich wir für Rom sein konnten, hatte ihn mit Abscheu gegen uns erfüllt. Und aus dem, was ich in Bononia zufällig gehört hatte, wußte ich, daß noch mehr sarmatische Truppen kommen sollten. Wenn weitere viertausend von den achttausend Mann der schweren Reiterei, die unser Volk den Römern hatte ausliefern müssen, nach Britannien kamen, würden schließlich elf der insgesamt sechzehn Drachen hier sein. Das ließ nicht gerade darauf schließen, daß dies eine völlig befriedete Provinz war.
    Was würde unsere Aufgabe sein? Die Tribüne hatten nichts darüber gesagt, wahrscheinlich war ihnen das ausdrücklich eingeschärft worden. Julius Priscus hatte es sorgsam vermieden, uns sehen zu lassen, wie viele Männer er in Dubris hatte. Zu der Waffenübergabe war er nur mit den drei Tribunen und zwanzig Meldereitern erschienen. Facilis war vermutlich aus rein persönlichem Interesse dagewesen. Konnte man daraus schließen, daß der Legat nicht mit Schwierigkeiten gerechnet und nur eine kleine Eskorte mitgebracht hatte? Eine Handvoll Männer seiner Legion sollte fünfzehnhundert sarmatische schwere Reiter unter Kontrolle halten – kein Wunder, daß er uns im unklaren lassen wollte, welches unser Ziel und was unsere Aufgabe sein würde. Nur er selbst und seine Offiziere kannten die Route und die Versorgungsstützpunkte. Wir hatten unsere Waffen zurückbekommen – was der Legat jetzt wahrscheinlich sehr bedauerte –, aber wir waren keineswegs römische Soldaten. Wir waren Barbaren, und man würde uns über alles in Unkenntnis lassen, was wir nicht unbedingt wissen mußten.
    Ich konnte mir gut vorstellen, wie die Römer auf dem Flottenstützpunkt geschäftig dabei waren, Briefe zu schreiben. Die Marschroute war festzulegen und unsere Versorgung auf dem Weg sicherzustellen; es mußten Truppen in Alarmbereitschaft versetzt werden für den Fall, daß es Schwierigkeiten mit uns gab. Natürlich hatte ich nicht die Absicht, die geringe Zahl unserer Bewacher auf irgendeine Weise auszunutzen. Aber ich wollte ebensowenig darauf verzichten, eine gewisse Kontrolle über das zu behalten, was mit meinen Freunden, meinen Gefolgsleuten und mir geschehen würde.
    Nachdem ich am nächsten Morgen überprüft hatte, daß die Wagen und Pferde für den Marsch nach Eburacum bereit waren und der

Weitere Kostenlose Bücher