Die Reiter der Sarmaten
Wachstafeln hervor und breitete es auf ihnen aus. »Schaut her«, sagte er und legte den Finger auf eine Stelle des Blattes; ich beugte mich vor und sah ein unverständliches Gewirr von Linien und winzige schwarze Schriftzeichen überall verstreut. »Hier ist Eburacum«, erklärte er – das Blatt entpuppte sich als eine Landkarte. Ich versuchte zu verstehen, was die Linien bedeuteten. Wir benutzen auch Karten, aber ihre Zeichen markieren nur Lager, Orientierungspunkte, Sonnenstellungen und Strecken für Tagesmärsche; römische Landkarten sind anders.
»Dieses ganze Gebiet« – seine Hand bedeckte einen Teil der Karte oberhalb des Kreises, der Eburacum darstellte – »von Meer zu Meer gehört den Briganten. Sie sind ein großer Stamm, ein bißchen wild, die meisten sind Schafhirten, es gibt aber auch einige Bauern. Sie haben in der Vergangenheit manchmal Schwierigkeiten gemacht – Aufstände. Der letzte war vor fünfundzwanzig Jahren, aber sie haben sich immer noch nicht ganz damit abgefunden, von Rom regiert zu werden – das ist jedenfalls die Lesart der Provinzregierung in Londinium. Nach meiner Ansicht sind sie einfach darüber verärgert, daß sie ihre Befehle von einem Haufen romanisierter Briten aus den südlichen Stämmen der Provinz bekommen.
Wie auch immer, dieses hier« – er zeigte auf ein Territorium oberhalb des Gebiets der Briganten – »gehört kaledonischen Stämmen, den Selgoven, den Votadinern und den Novanten. Die machen uns allerdings schwer zu schaffen. Wir hatten die Grenze bis hier oben vorgeschoben«, er zog mit dem Finger eine Linie oberhalb des Gebiets, das er mir anfangs gezeigt hatte, »und einen durch Kastelle geschützten Wall durch das kaledonische Territorium gezogen, doch er hat uns nichts als Ärger eingebracht. Sie kamen immer wieder über den Wall, stahlen Schafe, überfielen aus dem Hinterhalt unsere Wachen – und, was schlimmer war, sie verbündeten sich mit den Briganten in unserem Rücken. Vor ungefähr zwölf Jahren nahmen wir daher die Grenze nach Süden an den alten Wall zurück, den der göttliche Hadrian hatte erbauen lassen, und verstärkten seine Befestigungen.
Das ist der Wall, an den wir verlegt werden. Er verläuft von hier bis dort«, er fuhr mit dem Finger über eine Linie zwischen dem Gebiet der Briganten und dem kaledonischen Territorium, die in Ost-West-Richtung von Meer zu Meer reichte. »Etwa alle sechs Meilen ein großes Kastell, dazwischen jede Meile ein kleines Kastell für ein paar Dutzend Mann; und durchgehend eine Steinmauer, Erdwälle und Gräben. Auch jenseits des Walls gibt es ein paar vorgeschobene Kastelle, um die Kaledonier in Schach zu halten, aber die Überfälle hören nicht auf. Sie halten es für eine kühne und tapfere Tat, nachts über den Wall zu klettern, die Wachen zu ermorden und das Eigentum von Römern zu stehlen.«
»Sie können mitten in der Nacht keine Rinder über eine Mauer bringen«, sagte ich.
»Nein, aber Schafe«, sagte Comittus. »Und alle möglichen beweglichen Gegenstände. Und Sklaven.«
An Sklaven hatte ich natürlich nicht gedacht. Bei unseren eigenen Invasionen auf römisches Gebiet hatten wir keine Gefangenen gemacht.
»Es ist ihnen erlaubt, die Kastelle zu passieren«, fuhr Comittus fort. »Sie können die Märkte im Süden besuchen, vorausgesetzt, sie lassen ihre Waffen zurück und bezahlen Zoll. Aber die Plünderer mischen sich oft unter die heimkehrenden Marktbesucher, verstecken ihre Waffen und geben die gestohlenen Güter als ihr Eigentum aus. Manchmal werden die Eindringlinge auch gestellt und getötet, und auch das bringt Ärger, denn ihre Verwandten im Norden meinen, wir schulden ihnen den Blutpreis für die Getöteten, und die Überfälle und Raubzüge nehmen zu. Von Zeit zu Zeit führen die Kaledonier größere Stoßtruppunternehmen durch – eine Mischung aus Rachsucht, Abenteuerlust und Habgier scheint die Triebfeder zu sein. Dann müssen Truppen aus dem Hinterland des Walls schnellstens zusammengezogen werden, um die Angreifer zurückzuschlagen. Das ist auch der Grund, weshalb wir froh sind, schwere Kavallerie zu bekommen. Ihr werdet leicht mit jedem größeren Stoßtruppunternehmen fertig, und Ihr könnt rasch jeden Punkt des Walls erreichen. Wenn etwas passiert, können die in Eburacum stationierten Truppen nicht rechtzeitig zur Stelle sein.«
»Dann solltet Ihr Arshak nicht in Eburacum stationieren.«
»Nun … also …«, Comittus räusperte sich verlegen.
Ich sah von der
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