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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Karte auf. »Damit wollt Ihr vermutlich ausdrücken, Arshak hätte gestern nachmittag den Mantel nicht wechseln sollen.«
    »Hm … ja«, antwortete Comittus grinsend.
    Ich beugte mich wieder über die Karte und folgte mit dem Finger der Linie des Walls. Die Situation schien dort nicht so gefährlich zu sein, wie ich in der Dunkelheit der letzten Nacht befürchtet hatte. Arshak würde in diesem abgelegenen Legionslager vor Wut schäumen, aber selbst er dürfte kaum eine Meuterei inszenieren, nur weil es nichts zu kämpfen gab. »Wie ist dieses Cilurnum eigentlich?« fragte ich.
    Draußen waren Schritte zu hören. Flavius Facilis tauchte vor dem Fenster auf und starrte uns mit puterrotem Gesicht an. Es war absurd, aber wir fuhren beide schuldbewußt zusammen – wie zwei kleine Jungen, die der Vater dabei ertappt, wie sie in seinem Köcher gefangene Frösche heimbringen.
    »Julius Priscus wünscht Euch zu sehen, Tribun«, knurrte Facilis. »Wir sind alle dabei, unsere Aufzeichnungen über den Marsch zu vergleichen.«
    Comittus packte rasch seine Wachstafeln zusammen und ging zur Tür. Ich folgte ihm.
    »Der Legat hat nicht nach Euch gefragt, Ariantes«, sagte Facilis, »und ich schätze, der Tribun hatte das auch nicht getan.«
    »Er hat mich beraten, welche Vorräte wir bestellen sollen«, verteidigte Comittus sich.
    »Er hat versucht, sich Informationen zu beschaffen«, korrigierte Facilis. »Warum wäre er sonst heimlich hierhergekommen, ohne seine Leibwache mitzubringen?«
    »Und warum sollte ich die Dinge nicht erfahren, die meine Abteilung betreffen?« fragte ich ihn. »Wir sind Soldaten, nicht Gefangene, das hat der Legat uns bestätigt. Und ich denke, Flavius Facilis, daß Ihr ein paar Ratschläge über die Art der Vorräte, die wir brauchen, dringend benötigt. Ich habe neunzehn Männer, die zu krank sind, um zu reiten, und eine ganze Schwadron klagt über Zahnschmerzen, gar nicht zu reden von fast dreizehnhundert Pferden mit wunden Füßen. Und das alles, weil wir auf dem Marsch von Aquincum nach Bononia nicht die Dinge bekommen haben, die wir brauchten.«
    Ich erwartete eine zornige Reaktion von Facilis, statt dessen sah er mich lange an und erklärte dann: »Der Legat hat mir gestern fast genau das gleiche gesagt. Es gibt Augenblicke, Ariantes, da seid Ihr fast wie ein Römer. Was halten Eure Männer davon?«
    Ich hob den Sattel auf, der vor der Tür lag, und ging zu meinem Pferd. »Ich habe Euch schon einmal gewarnt, mich zu beleidigen«, sagte ich, als ich dem Pferd den Sattel auflegte. Der Zorn machte mich so ungeschickt, daß ich mir die Hand aufritzte.
    Er grunzte verächtlich, dann sagte er: »Ihr möchtet also dem Legaten Eure Ratschläge geben?«
    »Würde er auf mich hören?« fragte ich bitter.
    »Ja. Wenn Ihr Euch auf Vorräte beschränkt.«
    Ich hielt mit dem Festschnallen des Sattels inne.
    »Ja, Ihr Bastard, er wird auf Euch hören!« rief Facilis. »Er will, daß Ihr in Eburacum in guter Form und gefechtsbereit ankommt. Er erwartet von mir, daß ich Euren Haufen vor Dummheiten bewahre, aber er wird auf Euch hören. Kommt schon mit. Wahrscheinlich wird er Euch den Auftrag geben, Eure verdammten Vorräte zu beschaffen – und ich darf die Briefe für Euch schreiben, weil er weiß, daß ich den Mund fester geschlossen halte als der Tribun.«
    »Und Ihr wärt einverstanden, die Briefe für mich zu schreiben?« fragte ich ungläubig.
    Er schwieg lange, sein Gesicht war noch immer rot, und die Adern waren geschwollen. Aber was ich in seinen Augen sah, war eher Bitterkeit als Zorn. »Ja«, sagte er schließlich. »Ja, ich muß wohl mit Euch arbeiten. Ihr seid nun einmal da, und Ihr werdet sowieso Briefe schicken, sobald Ihr diesen Schreiber hier habt, den Natalis Euch gegeben hat. Und ich werde Lagerpräfekt in Cilurnum sein. Ich kann nicht ewig hassen. Warum sollte ich mich selbst kaputtmachen?«
    Ich fing an, mein Pferd wieder abzusatteln. »Es verlangt niemand, daß wir uns mögen«, bemerkte ich.
    Er knurrte: »Das wäre ja wohl das letzte.«

 

    5
    Der Schreiber Eukairios tauchte an diesem Tag nicht auf, und allmählich begann ich zu glauben, daß er sich tatsächlich in Bononia aus dem Staube gemacht hatte. Am nächsten Morgen jedoch, als wir dabei waren, das Lager abzubrechen und uns marschbereit zu machen, brachte einer meiner Männer ihn zu meinem Wagen. Ich hatte gerade meine Rüstung für den Marsch angelegt und war auf Farna aufgesessen, dem besten meiner Streitrösser. Der Sklave

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