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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Marschproviant ausgegeben worden war, ritt ich ohne meine Leibwache in die Stadt, um Lucius Javolenus Comittus aufzusuchen.
    Ich fand ihn in seinem Quartier auf dem Flottenstützpunkt – ein paar kleine Zimmer am Ende eines der Barackenblocks. Er öffnete auf mein Klopfen selbst – mit zerzaustem Haar, schlecht gelaunt und offensichtlich überrascht, mich zu sehen.
    »Oh!« sagte er. »Ariantes. Äh … ich war gerade dabei, den Marschplan für Eure Truppen aufzustellen.«
    »Deswegen bin ich gekommen«, erklärte ich. »Kann ich mit Euch sprechen, Lucius Javolenus?«
    »Hm … ja, ja, natürlich! Kommt herein, Ihr steht ja im Regen.«
    Ich nahm meinem Pferd den Sattel ab und band es an, dann humpelte ich hinein. Der Raum war klein. Fußboden, Decke, Wände waren aus Stein. Ich empfand die Kälte und das Eingeschlossensein als äußerst unangenehm. Comittus hatte einen Tisch unter das Fenster geschoben, um genügend Licht zu haben; der Tisch war mit Pergamentblättern und Schreibtäfelchen übersät.
    »Danke für das gute Mahl gestern abend«, sagte Comittus.
    »Wir haben uns über Euren Besuch gefreut. Ich bin gekommen, Lucius Javolenus, weil ich hoffte, Euch vielleicht behilflich sein zu können. Als der Prokurator Natalis Vorräte für uns bestellen wollte, erlaubte er mir, seine Listen zu überprüfen. Ich stellte fest, daß er eine ganz falsche Vorstellung davon hatte, was wir benötigten. Er bestellte Weizen, und meine Männer hatten sehr darüber geklagt, auf dem ganzen Weg von Aquincum her immer nur Getreide essen zu müssen. Sie sind es nicht gewohnt; es tut ihren Zähnen weh, sagen sie.«
    »Oh!« rief Comittus bestürzt und holte eine der Schreibtafeln heraus. »Ich habe ihn auch aufgeführt. Eßt ihr überhaupt keinen Weizen?«
    »Nur sehr wenig; wir brauchen ihn nur zum Eindicken von Schmorgerichten oder um bei festlichen Anlässen flache Kuchen zu backen. Aber niemals, wie ihr es tut, zum Brotbacken oder für eure verschiedenen Brei- und Grützesorten. Für uns ist Getreide etwas, das wir im Tauschhandel erwerben müssen und mit dem wir daher sparsam umgehen. In unserem eigenen Land essen wir hauptsächlich Fleisch – frisches oder getrocknetes Rind-, Hammel- und Pferdefleisch – und verzehren Milch und Käse – von Stuten, Schafen und Kühen. Wie ich gehört habe, eßt ihr Römer kein Pferdefleisch und trinkt keine Stutenmilch, aber getrocknetes und gepökeltes Rind fleisch und Käse müßten leicht zu beschaffen sein. Wäre es möglich, statt eines Teils der Weizenbestellung Fleisch und Käse zu ordern?«
    Wir gingen die Liste durch und legten fest, welche Vorräte wo geordert werden sollten. Comittus bemühte sich, die Marschroute vor mir geheimzuhalten, und sprach von Nachschubdepot eins, Nachschubdepot zwei und so fort, aber ich konnte aus seinen verschlüsselten Angaben immerhin entnehmen, daß wir am dritten Marschtag Londinium, die Hauptstadt der Provinz, erreichen würden, dann vier Tage später irgendwo weiter nördlich Vorräte aufnehmen und zwei Tage danach einen Ort namens Lindum erreichen sollten, wo Comittus zu Hause war. Eburacum war drei Tagesmärsche nördlich von dort. »Und da werden wir bleiben?« fragte ich.
    »Hm, nicht wir«, antwortete er. »Das heißt, wir werden dort nur kurz haltmachen, aber … ich sollte Euch das eigentlich nicht sagen.«
    »Warum ist es geheim? Sollen wir nicht wissen, daß unsere Drachen auseinandergerissen werden?«
    » Deae Matres! Woher wißt Ihr das?«
    Ich sah ihn überrascht an. »Wir waren uns von Anfang an darüber klar, daß man uns auf verschiedene Lager aufteilen würde, sobald wir unseren Bestimmungsort erreichten. Die ganze Zeit über war es die Befürchtung der Römer, daß eine so große Ansammlung sarmatischer Krieger eine erhebliche Gefahr sei. Als wir Aquincum verließen, hatten die Verantwortlichen große Bedenken, ob unsere Truppe nicht zu groß war, um sie auf dem Marsch in Schach halten zu können.«
    Comittus lachte. »Das nenne ich strikte Geheimhaltung!«
    »Sagtet Ihr nicht, es sei Eure Aufgabe, mich zu beraten? Darf ich nicht einmal erfahren, wo mein Standort sein wird?«
    Er lachte wieder. »Na gut, in ein paar Tagen werdet Ihr es ohnehin wissen. Wir werden mit unserer Abteilung nach Cilurnum kommen, am Wall. Gatalas’ Drache wird in Condercum postiert werden, das ebenfalls am Wall liegt, und Arsacus’ Drache bleibt in Eburacum.«
    »Und was ist dieser Wall?«
    Comittus zog ein Blatt Pergament unter den

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