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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Verlangen, voll heftigstem Verlangen, aber ein Mann, der vor Durst verschmachtet, kann nicht Brot essen.
    Die Tür zum Dampfraum öffnete sich plötzlich, und Eukairios kam herein. »Kann ich Euch einen Augenblick sprechen, Herr?« fragte er mich.
    Ich winkte ihm, sich zu setzen, aber er blieb stehen und blickte zur Tür, die er offenhielt. Ich stand auf und ging zum Umkleideraum, um meine Kleider zu holen.
    Facilis hob den Kopf. »Worum handelt es sich?« fragte er mißtrauisch.
    »Eine Nachricht für meinen Herrn«, antwortete Eukairios höflich. »Wenn ich vielleicht kurz mit ihm sprechen könnte …«
    »Einen Augenblick, Mann. Wenn es so wichtig ist, daß es nicht warten kann, bis dein Herr aus dem Dampfraum herauskommt, dann wird es wohl wichtig genug sein, daß auch wir anderen es hören.«
    Eukairios sah mich nervös an. »Was ist passiert?« fragte ich ihn.
    Er schüttelte resigniert den Kopf und schloß die Tür. »Ich bekam einen Brief von … von einem Korrespondenten in Corstopitum. Er teilt mir mit … Es tut mir leid, Herr, Euer Freund Fürst Gatalas ist tot.«
    »Tot?« fragte ich entsetzt. »Wie?«
    »Bei einer Meuterei«, erklärte Eukairios unglücklich. »Anscheinend hat er sich vor zwei Tagen mit dem Lagerpräfekten von Condercum und mit seinem Verbindungsoffizier Gajus Valerius Victor gestritten. Er wies sie aus dem Fort und übernahm selbst mit seinen Leuten das Stabsquartier. Die beiden Offiziere ritten sofort zu den benachbarten Forts, alarmierten die in Segedunum und Pons Aelius stationierten Infanteriekohorten sowie die Kavallerieala aus Vindovala und marschierten mit ihnen zurück nach Condercum. Er kam heute morgen aus dem Fort, begleitet nur von seiner Leibwache, dreißig Mann. Sie dachten, er wolle mit ihnen verhandeln aber er war herausgekommen, um zu sterben. Er hatte seinem Drachen befohlen, sich zu ergeben, selbst aber stellte er sich zum Kampf. Er und seine dreißig Leibwächter töteten viermal so viele Männer, als sie selbst waren, darunter auch den Lagerpräfekten, bevor sie alle tot waren. Die anderen Männer seines Drachens haben sich ergeben und stehen in Condercum unter Arrest.«
    »Marha!« flüsterte ich. Fassungslos senkte ich den Kopf. Gatalas tot.
    »Warum hat uns das niemand gesagt?« schrie Leimanos und sprang wütend auf.
    »Redet keinen Unsinn!« fuhr Facilis ihn an. »Das Ganze war in zwei Tagen vorbei. Und Euch würde das sowieso niemand sagen. Ihr wärt gleich losgeritten, um ihm zu helfen. Einhundertundzwanzig römische Soldaten tot. Götter und Göttinnen! Ich habe versucht, sie zu warnen.«
    Ich ging in den Umkleideraum, um mich anzuziehen. »Leimanos«, sagte ich, »wir müssen alle Männer zusammentrommeln.«
    »Was soll das heißen? Was führt Ihr im Schilde?« fragte Facilis und kam mir nach.
    »Haltet Ihr es für besser, daß sie dies in den Tavernen erfahren?« fragte ich ihn, als ich den Gürtel meiner schlammverkrusteten Hose festzog. Ich nahm mein Hemd und warf dem Zenturio einen ärgerlichen Blick zu. »Keine Sorge, Flavius Facilis. Ich werde nicht das Leben meiner Männer wegwerfen, um Rache zu nehmen. Gatalas hat sich selbst gerächt.« Ich zog das Hemd über den Kopf.
    »Gerächt für was?« fragte Facilis erbittert. »Dafür, daß man ihn in ein Kavalleriefort geschickt hat, daß er in einem freundlichen Land leben kann, daß er gut ernährt, gut untergebracht, gut bezahlt wird? Einhundertundzwanzig Römer tot! Und wahrscheinlich wegen nichts als ein paar Worten!«
    »Man hätte Geduld haben müssen!« gab ich zurück. »Er war entschlossen, seinen Eid zu halten, wenn er seinen Befehlshabern trauen konnte.«
    Ich setzte mich und zog die Schuhe an. Leimanos weinte, während er sich ankleidete. Kasagos murmelte ein Gebet für die Toten. »Eukairios, sobald ich zu den Männern gesprochen habe, müssen wir einige Briefe schreiben.«
    Eukairios räusperte sich. »Der Brief, der mir dies mitgeteilt hat … er kam zusammen mit einigen Depeschen. Ein Sonderkurier hat sie gebracht. Deshalb mußte ich Euch gleich sprechen.«
    Einen Augenblick wußte ich nicht, was er damit sagen wollte. Dann begriff ich. Der Kurier hatte Depeschen für Comittus, Longus und Facilis gebracht, wahrscheinlich mit dem Befehl, mich zu verhaften und meine Männer zu entwaffnen und im Lager einzuschließen.
    Ich sah die Römer fest an. »Wenn die Depeschen Euch anweisen, etwas zu unternehmen«, flüsterte ich, »tut es noch nicht! Bitte! Gebt mir eine Chance, meine Leute zu

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