Die Reiter der Sarmaten
Verschwörung zugaben, erschreckte mich. Ich wünschte, ich hätte meine Rüstung doch angelegt. Aber vor allem war jetzt eine Frage zu klären, und ich mußte diese Frage stellen.
»Aurelia Bodica«, sagte ich, »wart Ihr es, die Gatalas diese Rute geschickt hat?«
Sie sah mich mit ausdruckslosen Augen an, ohne auf meine Frage zu antworten. »Ich bin hierhergekommen, um mit Euch zu sprechen«, sagte sie. Dann wandte sie sich zur Seite und holte unter der Sitzbank eine Feldflasche hervor, die in ein Wolltuch eingewickelt war. »Ich hoffe, ich spreche mit einem Freund. Ich biete Euch Gastfreundschaft an, und für uns alle wird, was hier gesagt wird, unter dem geheiligten Gesetz dieser Gastfreundschaft stehen. So werden wir, ganz gleich was danach geschieht, wissen, was jeder von uns denkt.«
Ich ließ mein Pferd näher an den Wagen herangehen, ohne aber abzusitzen. Jetzt, wo die Enthüllung des Komplotts unmittelbar bevorstand, wollte ich nichts davon wissen. Wenn ich eingeweiht war, würde ich mich im offenen Gegensatz zu Arshak befinden, vielleicht zu allen unseren Männern.
»Hast du nicht gesagt, wir sind keine Feinde?« fragte Arshak mich.
Ich konnte nicht ablehnen, seine Erklärung anzuhören. Achselzuckend nickte ich. Bodica zog zwei Becher unter dem Sitz hervor und schenkte den Wein ein; er dampfte leicht in der kalten Luft. Sie reichte mir einen Becher, nahm einen Schluck aus dem anderen und gab ihn Arshak weiter. Ich trank ebenfalls einen Schluck, der Wein war mit Honig gesüßt und eher lau als heiß.
»Ihr könnt kein Freund Roms sein«, sagte Bodica. Ich schwieg.
»Ihr seid ein Mann mit sehr großen Fähigkeiten und ein Fürst aus eigenem Recht«, fuhr sie fort – vielleicht hoffte sie mich durch Schmeicheleien zu gewinnen. »Warum solltet Ihr nicht dem Königreich der Briganten dienen statt den Herren einer Stadt in Italien?«
»Es gibt kein Königreich der Briganten«, entgegnete ich. »Aber es könnte wieder eines geben! Rom hat bis vor wenigen Jahren Hunderte von Quadratmeilen Land jenseits des vom Kaiser Hadrian erbauten Walls beherrscht, aber die Verteidigung dieses Gebiets war den Römern eine zu große Belastung, und so gaben sie es wieder auf. Wenn wir dafür sorgen, daß es ihnen auch zu kostspielig wird, das Land der Briganten zu halten, werden sie das ebenfalls aufgeben. Seht Ihr nicht, daß wir Euch viel ähnlicher sind als die Römer, daß Ihr unser natürlicher Verbündeter seid? Wir beten nicht das Geld an, wir töten nicht zu unserem Vergnügen Gefangene in der Arena, und wir ermorden keine Frauen und Kinder, wenn wir Krieg führen.«
»Eure Vorfahrin, die Königin der Icener, hat Frauen und Kinder ermordet, als sie Krieg führte«, erwiderte ich, »so hat man mir jedenfalls berichtet. Ihr übertreibt die Ähnlichkeit mit uns. Und Ihr seid keine Brigantin. Eure Vorfahren waren Könige und Königinnen, aber von südlichen Stämmen. Ihr würdet keinerlei Rechtsanspruch auf den Thron des Königreichs der Briganten haben, wenn ein solches existierte, und es erscheint mir höchst unglaubwürdig, daß Ihr ein unabhängiges brigantisches Königreich zu errichten plant, in dem nicht Ihr die Königin wäret.«
»Sie ist eine Königin, durch Geburt und durch Weisheit«, sagte Arshak ärgerlich. »Warum sollte sie es nicht auch in Wirklichkeit sein? Die Briganten würden sich freuen, sie zur Königin zu haben.«
»Und die Krieger der kaledonischen Stämme, die die Mauer überschritten und Corstopitum überfallen haben?« fragte ich ihn. »Würden sie sich auch freuen? Jemand hat ihnen versprochen, die Streitkräfte der Römer würden durch eine Meuterei gebunden sein, durch Gatalas’ Meuterei. Aber Gatalas ist tot, und tot sind auch die meisten der kaledonischen Krieger.«
Bodicas Augen, die sich zu Schlitzen verengt hatten, blitzten gefährlich. »Gatalas hätte Erfolg haben müssen! Er hätte seinen Männern niemals den Befehl geben dürfen, sich zu ergeben. Es war ein Fehler von mir, daß ich nicht selbst mit ihm gesprochen habe. So ist ihm leider nicht klargeworden, daß wir gewinnen konnten, und er hat versucht, seinen Gefolgsleuten das zu ersparen, was er für das unvermeidliche Ende hielt. Ich werde den gleichen Fehler nicht noch einmal machen. Mit Euch spreche ich. Wir können gewinnen – wenn wir genug wagen, werden wir gewinnen! Was die Invasion der Kaledonier betrifft, so wart Ihr es, der sie zurückgeschlagen hat, aber auch das ist geschehen, weil Ihr nicht Bescheid
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