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Die Reliquie von Buchhorn

Die Reliquie von Buchhorn

Titel: Die Reliquie von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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er denkt, nicht immer das Gleiche.«
    »Wie meint Ihr das?«, fragte Eckhard rasch.
    Gernot antwortete nicht. Er klopfte hart an die Tür, öffnete dann und nickte den beiden Mönchen zu. »Ihr seid jetzt auf Euch gestellt. Viel Glück.«
    Eckhard und Rodericus betraten einen großen schlecht beleuchteten Saal, durch dessen Fenster kalte Luft pfiff. Heinrich von Altdorf saß allein am Kopfende einer langen Tafel, auf der die Reste einer Mahlzeit standen. Eine Weile tat er so, als bemerke er die beiden Mönche nicht, doch als er sich mit einem Ruck aufrichtete, begriff Eckhard, dass die harten braunen Augen unter den schweren Lidern sie die ganze Zeit heimlich beobachtet hatten. Er hob segnend die Hand. »Gott sei mit Euch, Herr.«
    »Und mit Euch, Bruder Eckhard.« Der Graf zögerte, dann machte er eine einladende Geste. »Nehmt Platz. Ihr seid bereits verköstigt worden?«
    »Ja, Herr. Und wir danken Euch für Eure Gastfreundschaft.«
    »Das Haus der Welfen wird Männern Gottes nie den Respekt vorenthalten, den sie verdienen«, erwiderte der Graf ernst. »Aber der Waffenmeister meines Neffen hat mir gesagt, dass Ihr ein Anliegen habt.«
    Eckhard faltete die Hände auf der Tischplatte und sah dem Grafen in die Augen. »Wir kommen wegen der beiden Männer, die Euer Neffe gestern Abend hat einsperren lassen.«
    »Die beiden Spione?« Heinrichs Gesicht verfinsterte sich. »Der eine hat sich als Mönch ausgegeben, der andere ist ein verurteilter Verbrecher. Ich bin überrascht, Euch überhaupt in Gesellschaft solcher Gestalten zu wissen.« Er hob die Hand, an der ein schwerer goldener Siegelring glitzerte. »Mögt Ihr einen Becher Wein oder lieber Wasser?«
    Rodericus öffnete den Mund, aber Eckhard ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Nein, danke. Und was diese Männer angeht, so ist es wahr, dass Wulfhard wegen schwerer Verbrechen angeklagt war. Aber der König selbst hat ihn begnadigt, und heute ist er Stallmeister des Grafen von Buchhorn. Der andere ist Udalrichs Schmied. Beide sind in seinem Auftrag unterwegs und haben sich nichts zuschulden kommen lassen.«
    »Graf Udalrich von Buchhorn schickt seine Leute in mein Land?« Heinrichs schwere Hand schloss sich um den Becher, der vor ihm stand. Sein Tonfall war schleppend. »Weswegen?«
    In Eckhards Augen blitzte versteckter Triumph. Rasch senkte er die Lider. »Weil der Abt von St. Gallen ihn um Hilfe gebeten hat«, betonte er. »Wir suchen einen verschwundenen Ordensbruder. Bruder Warmund ist sein Name. Er war mit Bruder Rodericus«, Eckhard machte eine Handbewegung in Rodericus’ Richtung, »unterwegs, um eine Reliquie für das Kloster St. Michael auf dem Aberinsberg am Neckar zu erwerben. Er hat seinen Zielort nie erreicht.« Eckhard lächelte dünn. »Hat Euer Neffe Euch das nicht berichtet?«
    Heinrich schüttelte unwirsch den Kopf, während er sich vorbeugte. »Und Ihr vermutet ihn hier? In Altdorf? Warum?«
    »Wegen eines Mannes namens Hunfried. Er soll in Euren Diensten stehen.«
    »Unsinn!« Wieder blitzte der Ring auf, als Heinrich eine heftige Geste machte. »Ich kenne keinen Mann dieses Namens. Ihr müsst Euch täuschen.«
    »Vielleicht hat Euer Neffe …«, begann Eckhard, aber Heinrich unterbrach ihn.
    Er schob seinen Hocker mit einem hässlichen Scharren zurück und stand auf. »Ottmar stellt keine Leute ohne mein Wissen ein. Wie kommt Ihr darauf, dass dieser Mann einer meiner Leute ist? Hat er das behauptet?«
    Eckhard nickte.
    »Dann ist er ein Lügner!«, rief Heinrich und hieb mit der Faust auf den Tisch. »Jemand, der mein Haus verleumden will! Aber warum?«
    »Das weiß ich nicht, Herr«, antwortete Eckhard sanft.
    Heinrich ließ sich wieder auf seinen Stuhl zurücksinken. Er griff nach dem Messer und begann, mit der Spitze die Maserung der Tafel nachzufahren. Sekundenlang war nichts zu hören als der Regen, der draußen auf die Dächer prasselte. »Bruder Warmund, habt Ihr gesagt?«
    »Ja, Herr.«
    »Beschreibt ihn mir!«, befahl der Graf.
    Eine plötzliche Hitze fuhr durch Eckhards Körper. Er schaute Rodericus auffordernd an.
    Der junge Mönch räusperte sich. »Er war groß und eher stämmig.«
    »Fett«, murmelte der Graf. Sein Gesicht war aschfahl geworden. »Wie alt?«
    »Um die vierzig. Und er hatte einen Beutel bei sich.« Rodericus errötete und sah auf seine Hände. »Mit Geld und … Knochen.«
    Heinrich stürzte seinen Becher hinunter. »Ein fetter, alter Mann«, wiederholte er heiser. »Fett und alt und wehrlos.« Er sah auf, und zum

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