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Die Reliquie von Buchhorn

Die Reliquie von Buchhorn

Titel: Die Reliquie von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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Gesicht verdüsterte sich so schnell, dass sogar Wendelgard ihn besorgt musterte. Er sah seine Frau an und dämpfte die Stimme. »Was ist mit meinem Knecht passiert? Antwortet!«
    Hannes und Bertram wechselten einen erschrockenen Blick. Der Töpfer machte eine kleine auffordernde Geste, worauf Hannes seine Lippen befeuchtete. »Herr, dieser Mann hat sich gestern in die Hütte des toten Imkers geschlichen. Er sagt, er habe in Eurem Auftrag gehandelt.«
    Hannes stockte, und der Graf forderte ihn mit einer Handbewegung auf, fortzufahren. Seine Miene war vollkommen ausdruckslos.
    Hannes trat einen Schritt näher. Mit einer weiteren Verbeugung reichte er dem Grafen die Ledertasche. »Das haben wir bei ihm gefunden.«
    Udalrich musterte die Mappe, indem er sie ein Stück von seinen Augen weghielt, und legte sie dann schweigend auf den Tisch. »War sie leer, als ihr sie gefunden habt?«
    »Ja, Herr.«
    »Weiter.«
    »Herr?«
    Udalrich zeigte auf Hannes, der furchtsam zurückwich. »Der Mann hat gestohlen, aber das erklärt nicht sein Aussehen.«
    Bertold riss den Kopf hoch. »Sie haben mich …«
    »Ruhe! Hannes, was ist geschehen?«
    Das feiste Gesicht des Wirtes wechselte die Farbe. Hilfe suchend stieß er Bertram an, aber der Töpfer schüttelte nur den Kopf. »Na ja, Herr, als wir ihn überrascht haben, haben einige Männer …, haben wir gedacht, es wäre gerecht, ihn zu bestrafen. Nicht alle waren ganz nüchtern, und da haben wir ihn wohl etwas hart angefasst.« Udalrich hob die Brauen. »Wir haben ihn durchs Dorf gejagt.«
    »Nackt!«, heulte der Knecht auf. »Sie haben mir die Kleider heruntergerissen und mich nackt durch Buchhorn gepeitscht.«
    Eine klatschende Maulschelle brachte ihn zum Schweigen. Udalrich rieb seinen Handrücken. »Das war für deine Frechheit, ungefragt zu sprechen«, sagte er mit erhobener Stimme. »Was dich dafür erwartet, dass du unter meinem Namen deine Diebereien durchführst, werde ich mir noch überlegen. Und nun zu euch!« Bertram und Hannes zogen die Köpfe ein. »Wie könnt ihr es wagen, Hand an einen meiner Männer zu legen! Ihr könnt Gott auf Knien danken, dass er nur ein paar Schrammen davongetragen hat. Habt ihr noch irgendetwas zu eurer Verteidigung zu sagen? Nun?«
    Hannes schüttelte stumm den Kopf. Seine Wangen bebten, als Bertram plötzlich aufsah.
    Die klugen Augen des Töpfers huschten zwischen dem Grafen und der Gräfin hin und her. »Herr, da ist noch eine Sache.«
    »Dann sprich.«
    »Es ist keine Entschuldigung. Eine Bitte. Buchhorn ist treu, und ich denke, dieser unverzeihliche Übergriff zeigt, dass die Menschen verwirrt sind.«
    »Verwirrt?«, wiederholte Udalrich unwirsch.
    »Ja, Herr. Ein Mord ist ungesühnt. Verdächtigungen werden ausgesprochen. Dietgers Seele irrt ruhelos umher. Herr«, mühsam ließ Bertram sich auf die Knie nieder, wobei er sein lahmes Bein abwinkelte, »gebt uns ein Urteil, gebt uns die Schuldige. Ich weiß nicht, was sonst noch alles passieren wird!« Seine weiche, leise Stimme war lauter geworden, jetzt sah er flehend zu dem Grafen auf.
    Udalrich hielt seinen Blick fest, dann nickte er langsam. »Ihr werdet euer Urteil erhalten«, sagte er hart. »Und nun geht. Eberhard soll diesen Dieb irgendwo einsperren und dann zu mir kommen. Erwartet mich noch heute in Buchhorn.« Ohne sich weiter um Hannes und Bertram zu kümmern, drehte er sich um und nahm neben seiner Frau Platz.
    Als die drei gegangen waren, betrachtete er die Ledermappe erneut.
    »Wofür hältst du das?«, fragte Wendelgard. In ihren Zügen war nichts Spielerisches mehr, sie sah aus wie die Frau von dreißig Jahren, die sie war.
    »Kuriere führen solche Taschen mit sich, und diese sieht wertvoll aus. Entweder hat dieser Dietger sie auch gestohlen oder bei seinem Tod geht es um mehr, als ich mir je hätte träumen lassen.« Der Graf stand auf und ging zum Fenster. Eine Weile hielt er sein Gesicht in den kühlen Lufthauch. »Diese Isentrud«, begann er nachdenklich, »sie ist doch noch hier?«
    »Natürlich. Sie hilft Gudrun in der Küche. Warum?«
    »Weil der Töpfer recht hat. Buchhorn braucht Frieden, und den bekommt es nur mit einem Schuldigen.«
    »Udalrich!« Wendelgard wollte aufspringen, aber ein neuerlicher Schmerz hinderte sie daran. »Isentrud ist unschuldig.«
    »Ist sie das?« Udalrich schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht sicher.«
    »Oder willst du nur nicht sicher sein?«, erwiderte die Gräfin hitzig. Sie legte die Hand auf ihren Bauch, aber Udalrich bemerkte

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