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Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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Tschechisch?«
    »Ich bin nicht in Prag aufgewachsen, sondern in Rothenburg ob der Tauber.«
    »Eine schöne Stadt. Und wohlhabend. Warum seid Ihr nach Prag gekommen?«
    »Meine Eltern sind gestorben …«
    »An der Pestilenz?« Wenn diese Frau wirklich aus Rothenburg stammte, war das nicht möglich. Die Stadt war bislang verschont geblieben.
    »Nein, Gott bewahre. Der Herr im Himmel hat bisher seine schützende Hand über Rothenburg gehalten.«
    »So wie über unser geliebtes Böhmen.« Karl sah sie forschend an. »Woran mag das liegen?«
    Amalie Severin überlegte eine Weile. »Alles, was geschieht, ist Gottes Wille, und seine Wege sind unerforschlich.«
    »Eine gute Antwort, mein Kind. Einer guten Christin würdig. Aber ist es nicht unsere vornehmste Aufgabe, den Willen des Herrn zu ergründen, um ihm zu folgen?«
    »Zweifellos. Und dennoch ist es der Wille des Herrn, ihm zu folgen, ohne zu fragen. Wäre es anders, würde ich fragen, warum gute Menschen von der Pestilenz dahingerafft werden, während schlechte verschont bleiben.«
    Das war eine ausgezeichnete Frage, über die er und Montfort ständig stritten.
    Karl streckte die Hand aus. »Überreicht uns, was Engelbert von der Hardenburg Euch anvertraut hat!«
    Amalie Severin reichte ihm einen Lederbeutel. »Mein König.«
    Karl lächelte, nahm den Beutel und spähte hinein. Zwei Pergamentrollen und ein kleines Reliquiar. Er nahm das Reliquiar heraus und fuhr mit den Fingern über die feinen Goldlinien, mit denen es verziert war. Dann klappte er den Verschluss hoch, schlug das Tuch zur Seite und betrachtete die beiden Fingerknochen des heiligen Franziskus. Wärme strömte durch seinen Körper. Stumm sprach er ein Gebet.
    Schließlich verschloss er das Reliquiar, stellte es auf sein Schreibpult und betrachtete Amalie. Sie hatte klug und ohne übermäßige Scheu auf seine Fragen geantwortet und dabei nicht mehr von sich preisgegeben, als unbedingt nötig war. Etwas ging von ihr aus, eine Art innere Kraft oder Weisheit. Er vermochte es nicht zu sagen. Fest stand, dass er sie mit Engelbert von der Hardenburg nach Znaim schicken würde. Vorausgesetzt, sie hatte die Wahrheit gesagt, was ihren Namen und ihre Herkunft anging. Und das ließ sich leicht nachprüfen.
    Er griff nach der Feder, entnahm dem Fach unter der Schreibfläche ein Stück Pergament und setzte ein kurzes Schreiben an den Ordensritter auf, das er faltete, siegelte und der Frau übergab. »Bringt dieses Schreiben Engelbert von der Hardenburg. Und zwar unverzüglich.« Er griff in seine Geldkatze und zog eine Goldmünze hervor. »Und dies ist für Euch.«
    Amalie senkte den Blick. »Verzeiht, aber das kann ich nicht annehmen. Engelbert von der Hardenburg ist mein Auftraggeber, er hat mich bereits entlohnt.«
    »Oh doch, Ihr könnt.« Karl setzte ein warmes Lächeln auf. »Vergesst nicht, wir sind der König.«
    Amalie zögerte kurz, griff dann die Münze und steckte sie schnell in ihren Beutel.
    »Und jetzt macht, dass Ihr fortkommt. Wichtige Geschäfte warten auf uns.« Er machte eine Handbewegung.
    Amalie verneigte sich tief, ging ein paar Schritte rückwärts, richtete sich dann auf und verließ die Schreibstube.
    Karl schaute noch einen Moment nachdenklich auf die Tür. Irgendetwas war seltsam an dieser Frau. Sie barg ein Geheimnis, dessen war er sicher.
    Er zog einen Vorhang zur Seite und klatschte in die Hände. »Matyas soll herkommen!«, rief er. »Und zwar unverzüglich!«
    Einen Augenblick später stand Matyas Romerskirch, einer seiner fähigsten Spione, vor ihm und verbeugte sich. »Mein König?«
    »Verfolgt die junge Frau, die uns soeben aufgesucht hat. Lasst sie nicht aus den Augen. Sie nennt sich Amalie Severin, gibt vor, die Nichte des Tassilo Severin zu sein. Sie kam im Auftrag des Engelbert von der Hardenburg. Ihm soll sie einen Brief überbringen. Kontrolliert, ob sie den Auftrag ausführt, und beobachtet, wohin sie von dort geht. Sprecht mit niemandem. Schaut nur, ob sie tatsächlich zu Severin gehört. Und achtet darauf, dass sie Euch nicht bemerkt.«
***
    Rebekka folgte der Wache, die sie nach draußen bringen sollte, durch die Gänge der Burg. Ihr Herz schlug heftig, die Münze brannte durch das Leder des Beutels bis auf ihre Haut. Blutgold, für das der König die Juden in seinem Reich ihren Feinden ausgeliefert hatte. Blutgold, das der König ihr aufgezwungen hatte. Sie hatte kein Geld von ihm annehmen wollen. Doch es auszuschlagen, hätte einen unverzeihlichen Ungehorsam

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