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Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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eigenen Augen gesehen.«
    Johanns Herz schlug plötzlich ganz wild. »Wann war das?«, stieß er hervor.
    Agnes rückte von ihm weg und sah ihn erschrocken an. »Du glaubst diese Geschichte doch nicht etwa?«
    »Wann?«
    »In der Nacht, in der es im Judenviertel brannte. Mosbach ist an dem Abend nach Nürnberg abgereist. Einer der Torwächter behauptet, es sei mit einer seiner Mägde unterwegs gewesen.«
    Johann nickte nachdenklich. Mosbach stand in dem Ruf, dass er Mägde, denen er einen Balg angehängt hatte, aus der Stadt schaffte und auf einem seiner Höfe unterbrachte. Von dort aus musste er allein nach Nürnberg weitergefahren sein. Bis er im Wald auf eine fremde Frau gestoßen war. Eine Jüdin. Eine Jüdin auf der Flucht. Rebekka? Johann wagte nicht zu hoffen, und doch überrollte ihn die Vorstellung einer lebenden Rebekka, die sich irgendwo versteckte. In Nürnberg. Oder noch weiter weg. Sein Traum fiel ihm wieder ein. Hatte der Herr im Himmel ihm ein Zeichen gesandt?
    Johann schwang die Beine aus dem Bett. Er musste Gewissheit haben. Er würde nach Nürnberg reisen. Die neuen Handelsbeziehungen, die seine Ehe der Familie eingebracht hatte, mussten gefestigt werden.
    Er wandte sich an Agnes, die seinen Stimmungswandel ängstlich verfolgt hatte. »Verzeih mir, aber mir ist etwas überaus Wichtiges eingefallen. Ich muss nach Nürnberg reisen. Dringende Geschäfte erwarten mich dort.« Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Du bist eine Zierde für jeden Mann und jedes Haus, Agnes. Ich bereue es nicht, dich zur Frau genommen zu haben.«
    »Danke«, hauchte sie und legte kurz eine Hand auf seine Wange, dann auf ihren Bauch. »Ich hoffe, dir bald eine noch größere Freude bereiten zu können, Johann. Ich kann es kaum erwarten, dir ein Kind zu schenken. Bestimmt ist es bald so weit.«
    Johann nahm sie in die Arme. »Das ist wunderbar, Agnes«, flüsterte er und meinte es auch so. »Du machst mich zum glücklichsten Mann der Welt.«
    In Windeseile kleidete er sich an. Wie gut, dass Agnes über den Tratsch in der Stadt Bescheid wusste. So konnte er drei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Rebekka suchen, sich in den Augen seines Vater nützlich machen und für eine Weile aus Rothenburg entfliehen, wo ihm die Schatten der Brandnacht keine Ruhe ließen.
***
    Rebekka zog den Umhang fester um sich. Trotz des warmen Stoffs fror sie. Auch eine weitere Decke half nicht. Der Ordensritter hatte verboten, Feuer zu machen. Das sei so, als ob man die Wölfe mit frischem Fleisch anlocke, hatte er gesagt und ihr eine weitere Decke gegeben. Rebekka hatte eingewandt, sie würden doch sowieso jede Menge Spuren hinterlassen, wenn sie sich wie die Holzfäller einen Weg durch den Wald bahnten. Der Ordensritter hatte nur gelacht und sie gefragt, warum wohl zwei Männer zurückgeblieben und erst spät am Abend wieder zu ihnen gestoßen waren. Sie hielten Ausschau nach Verfolgern, verwischten die Spuren und legten falsche, was sonst?
    Rebekka schloss die Augen, sie war zu Tode erschöpft, doch an Schlaf war nicht zu denken. Sie zitterte am ganzen Leib, jede Bewegung schmerzte.
    Schon gestern waren sie vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung geritten. Seit sie die große Straße verlassen hatten, hatten sie sich querfeldein durchgeschlagen. Abwechselnd hatten die Ritter den Weg freigehauen, denn oft mussten sie durch Unterholz und dichtes Gebüsch. Selten war der Wald so licht, dass sie schneller als im Schritt reiten konnten. Erst als sie nichts mehr sehen konnten, hatte der Ordensritter das Nachtquartier aufschlagen lassen. Die Männer hatten für Rebekka aus zwei Fellen und einer Leinenbahn eine ansehnliche Lagerstatt bereitet, doch sie hatte kein Auge zugetan.
    Und heute war es nicht besser. Die Kälte kroch in jede Faser ihres Körpers. Bibbernd saß sie da, die Felle um die Schultern gelegt, den Kopf auf die Knie gelegt, und versuchte, wenigstens etwas auszuruhen.
    Der Ordensritter betrachtete sie eine Weile. »So kann das nicht weitergehen.« Er kratzte sich an der Nase. »Amalie Severin, seid Ihr davon überzeugt, dass meine Ritter Ehrenmänner sind, dass sie Euch mit ihrem Leben beschützen würden?«
    Ebenso wie Rebekka horchten die Männer auf.
    »Nun ja …«, antwortete Rebekka. Sie wusste nicht, worauf der Ordensritter hinauswollte.
    »Gut«, sagte von der Hardenburg. »Bohumir Hradic, Ihr übernehmt den Rücken. Vojtech von Pilsen, Ihr setzt Euch zu ihrer Linken, Tadeusz, Ihr zu ihrer Rechten. Ich will, dass Amalie nicht

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