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Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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von seiner Majestät höchstselbst gesiegelt. Die Büttel jedenfalls lassen die Juden damit aus der Stadt hinaus. Wahrscheinlich hat sich der König dafür bezahlen lassen. Wie immer.« Der Mann richtete sich auf und reckte die Faust in die Luft. »Aber damit ist jetzt Schluss. Den Übrigen geht es an den Kragen, noch heute Nacht. Bald gibt es ein Freudenfeuer, das kann ich Euch sagen. Und vorher werden wir noch die eine oder andere Judenmetze kreuzigen, so wie sie unseren Heiland gekreuzigt haben, nur dass unsere Nägel nicht aus Eisen sind.« Die Männer lachten schallend.
    Johann musste würgen. Die Übelkeit war ohne Warnung über ihn gekommen.
    Der Anführer trat zu ihm und klopfte ihm auf die Schulter. »Das ist schwer zu ertragen, in der Tat. Der eigene König gewährt den Brunnenvergiftern und Hostienschändern Unterschlupf. Woran soll man da noch glauben? Nun denn, Meister Wallhausen. Möge Gott Euch auf allen Wegen schützen.«
    Johann brachte kein Wort mehr aus seiner trockenen Kehle heraus. Die Männer warteten auch nicht auf Antwort, sondern liefen weiter. Johann wagte nicht, ihnen hinterherzusehen. Seine Knie zitterten so heftig, dass er Mühe hatte, sich aufrecht zu halten.
    Die Hände gegen eine Hauswand gestützt, stand er da und wartete darauf, dass die Übelkeit nachließ. Ein Gedanke stieg in ihm auf. Mit einer Sache hatte der Judenschlächter Recht gehabt: An was sollte er noch glauben?
***
    »Und keinen Laut!« Kylion hob den Arm und ballte die Faust.
    Sie ritten los, nichts war zu hören außer dem leisen Schnaufen der Pferde, deren Hufe mit Lappen umwickelt waren.
    Am Nachmittag waren die zwei Nachrichten eingetroffen, auf die Kylion sehnlichst gewartet hatte: Die Patrouillen waren endgültig eingestellt worden, und die neue Oberin war gewählt, sodass die Nonnen den Rest des Tages und die gesamte Nacht in der Kirche verbringen würden. Der Ordensritter lag mit seinen Männern immer noch irgendwo in den Wäldern. Das Kloster war unbewacht. Kylions Späher hatten in einem Umkreis von fünfhundert Fuß niemanden ausmachen können.
    Wie Fallobst würde Amalie ihm in die Arme fallen. Und Fulbach würde ihm nicht nur verzeihen, sondern ihn fürstlich belohnen und ihm die Verwaltung einer Burg überlassen. Am besten Mesenice. Da war einiges zu holen, und diesen Tadeusz würde er liebend gern zum Teufel jagen.
    Vor einer Stunde hatte er mit dem Teil seiner Leute, die in Znaim postiert gewesen waren, die Stadt verlassen. Sie hatten ihre Pferde geholt, und in einem Birkenwäldchen, das in einer Senke außer Sichtweite der Stadtwache lag, war die Verstärkung zu ihnen gestoßen. Inzwischen war es dunkel. Schnee fiel, doch nicht besonders dicht. Das Wetter würde ihnen keinen Strich durch die Rechnung machen.
    Die Umrisse der Stadt tauchten vor ihnen auf. Kylion hob erneut den Arm, sofort saßen die Männer ab. Von hier aus ging es zu Fuß weiter, mit einer Hand führten sie die Pferde am Zügel, in der anderen hielten sie ihre Schwerter. An die Sättel hatten sie Fackeln gebunden, jedoch nicht entzündet. Vielleicht würden sie sie bei der Flucht brauchen. Kylion machte dem Ortskundigen Platz, der nun die Führung übernahm.
    Der schwierigste Teil lag noch vor ihnen. Kylion hörte bereits das Gurgeln der Thaya. Sie mussten die Furt durchqueren. Das Wasser war zwar kaum eineinhalb Fuß tief, aber es war eiskalt.
    Sie hatten aus gewachstem Tuch wasserfeste Beinlinge genäht, die bis zu den Knien reichten. Auf ein Zeichen des Führers hielten die Männer inne. Alle banden sich jetzt die Beinlinge um. Wer ohne diesen Schutz das Wasser durchquerte, würde auf der anderen Seite kaum mehr laufen können, weil seine Füße halb erfroren wären. Wie schnell das gehen konnte, hatte Kylion in Livland erlebt. Nach einer Schlacht hatten Söldner durch einen mit Eisschollen bedeckten schmalen Fluss fliehen wollen. Keiner war entkommen, denn am anderen Ufer hatten ihre Füße sie nicht mehr getragen. Kylion und seine Männer hatten einem nach dem anderen den Todesstoß versetzt wie wehrlosen Schafen.
    Als Kylion ans Ufer getreten war, überprüfte er noch einmal den richtigen Sitz der Beinlinge. Sein Hintermann tippte ihm zweimal auf die Schulter, zum Zeichen, dass alle Männer fertig waren. Zwei blieben als Wache bei den Pferden. Die anderen wateten hintereinander ins Wasser, jeweils eine Hand auf die Schulter des Vordermanns gelegt. Ohne Zwischenfälle erreichten sie das andere Ufer.
    Kylion atmete auf und kniff die

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