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Die Residenz des Doktor Rattazzi: Roman (German Edition)

Die Residenz des Doktor Rattazzi: Roman (German Edition)

Titel: Die Residenz des Doktor Rattazzi: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ugo Riccarelli
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Malfatti, pfiff eine kleine Melodie.
    Beniamino spürte, wie sein Herz sich verkrampfte. Ein Wunsch kam in ihm auf, so stark, dass es schmerzte. Er hätte die Macht eines Gottes haben wollen, um all das jetzt in diesem Moment einzufrieren, eine Hand auszustrecken wie ein Zauberer und die Zeit zum Stillstand zu bringen, diesen Frieden zu verewigen, einen endlosen Atemzug, einen aufgeschobenen Herzschlag lang. So bleiben, für immer, Marcellas Blicke auf ihn gerichtet, eine leise gepfiffene Melodie in den Ohren, umfangen vom duftenden Wind und die Schönheit einer Landschaft vor Augen, die ohne jeden Zweifel ein Paradies auf Erden war.
    Statt dessen ahnte, wusste er, dass dieser Frieden nicht mehr war als der prekäre Augenblick eines Gleichgewichts, das im nächsten Augenblick zusammenbrechen würde. Es war der Wahnsinn, der sich im Pianoro ein paar Minuten Freizeit gegönnt hatte, bevor er im nächsten Moment wie ein reißender Fluss auf der Straße auftauchen würde, die aus der Schlucht kam. Dann würde er die Wegbiegung überschwemmen, die Zypressen und die Bank wegfegen, auf der Renzo und Mita saßen, er würde Fosco und Giovanni und ihren in den Himmel gerichteten Blick bedecken, Renatinas Neugierde fortreißen, das Lächeln auf Marcellas Mund ertränken und Malfatti und Professor Cavani zum Schweigen bringen.
    Er würde überall eindringen, in die Dinge um sie herum und in ihr Inneres, wenn er mit den Gewehren der Partisanen kam, mit ihren Blicken wie gehetzte Hasen, und nach den Partisanen würde er mit ihren Verfolgern, den Nazis und den Faschisten, kommen, mit ihrem keuchenden Atem, ihren Laufschritten und Schreien, den von Schüssen zerrissenen Worten.
    Das alles ahnte Beniamino, und die nahende Welle schlug über ihm zusammen, vertrieb den Wunsch, von dem sein Traum sich nährte. Die Welle nahm ihm den Atem, drang in jede seiner Poren und kam als zwei große Tränen heraus, die ihm über das Gesicht liefen.
    Rattazzi sah diese Tränen, er spiegelte sich gewissermaßen in ihnen, denn er erblickte darin dieselben Empfindungen, die ihn in diesem Moment beherrschten. Trauer und Wut, das Gefühl eigener Unzulänglichkeit, Furcht und die Erkenntnis, dass es ein Irrtum gewesen war, zu hoffen, der kleine Felsen des Pianoro könnte dem Sturm trotzen, der ringsumher wütete. Er spürte die Blicke der anderen, Marzis Aufregung, Brunis Angst und die Verlorenheit von Mara, die sich an Beniaminos Arm klammerte. Er sah die Tränen in den Augen dieses Jungen, den er wie einen Sohn liebte, Tränen der Ohnmacht, die sie alle in diesem Moment auf dem Hof erstarren ließ. Er sah, wie Beniaminos Tränen, von allem, was er fühlte, beschwert, in die Tiefe gezogen wurden, ihm über die Wangen liefen, sich vom Kinn lösten und zu Boden fielen.
    Und in dieser kurzen Zeitspanne, bevor die Tropfen auf dem Kies explodierten wie die Bomben, die vom Himmel fielen, erkannte Rattazzi, dass der wirkliche Wahnsinn niemals besiegt werden würde, denn er war das innerste Wesen der Normalität, die gerade auf sie zukam. Er war die Männer mit den Soldatenuniformen und den gebrüllten Befehlen, die Schreie derjenigen, die auf jeden Fall sterben würden, sei es für die Freiheit oder für den Führer, während Fosco und Giovanni friedlich in den Himmel schauten. Und Rattazzi ahnte, dass alles, was er studiert hatte, zu nichts genutzt hatte, denn nichts würde die heranrasende Welle in Karteikästen verbannen können. Nichts würde die Vernunft nützen, denn gerade die Vernunft drängte und rechtfertigte, organisierte und vernichtete. Die Vernunft, die Flugzeuge und Bomben baute, sie mit größter Präzision abwarf, sie explodieren ließ, um Leben auszulöschen und Dinge zu zerstören, um mehr Schmerzen zu bereiten als eine Krankheit, während die Tränen, die er fallen sah, harmlose Tropfen waren, gerade gut genug, den Boden ein bisschen zu befeuchten.
    Noch bevor diese Tropfen auf den Kies fielen, sah Rattazzi sich gedemütigt, und gleichzeitig begriff er, dass gerade diese leidvolle Erfahrung ihm die Kraft gab, die Blicke von Fosco und Giovanni, das Pfeifen von Malfatti, die Verse Cavanis, Renatinas Angst und die Ruhe von Mita und Renzo, die sich auf der Bank von der Sonne liebkosen ließen, bis zum Äußersten vor dem nahenden Wahnsinn zu verteidigen, mehr noch, auch alle anderen Blicke, jedes andere Zittern, jede andere Angst, die die Wissenschaft ihn gelehrt hatte, Wahnsinn zu nennen, die aber kein Wahnsinn waren, sondern nur von allem

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