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Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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den Lagern der MacKenzies, Camerons, Murrays, MacGregors und anderer kleinerer Clans vorbei zu einem schmalen Bach in der Nähe eines Wäldchens, wo der Untergrund relativ eben war. Coinneach erhielt den Auftrag, zusammen mit ein paar anderen jungen Männern Holz und Torf zu sammeln. Mithilfe von etwas Zunder und einem Feuerstein entfachte Dylan ein helles Feuer und befahl dann, die Standarte des Lairds von Ciorram herzubringen.
    Vorsichtig faltete er den Stoff zusammen und glättete ihn. Des war die Fahne seiner Vorfahren; sie repräsentierte seine Identität als Matheson. Beinahe ehrfürchtig legte er sie in die Flammen und sah zu, wie sie zu Asche zerfiel. Schließlich vergewisserte er sich, dass nichts von der Fahne übrig geblieben war, das im Falle einer Niederlage verraten konnte, dass Mathesons aus Ciorram an dem Aufstand beteiligt gewesen waren. Er hielt es für überflüssig, den Männern zu erklären, was er hier tat. Keiner trug irgendetwas bei sich, anhand dessen man ihn hätte identifizieren können. Sie alle vertrauten darauf, dass ihr Name trotzdem in aller Munde sein würde, wenn sie siegreich aus der Schlacht hervorgingen.
    Sowie die Männer sich am Feuer niedergelassen hatten und einige bereits fest in ihre Plaids gewickelt am Boden lagen und schnarchten, erhob sich Dylan, um sich ein wenig umzusehen. Er stieß Robin mit dem Fuß an, worauf sein Freund bereitwillig aufsprang, sein Plaid wieder über seine Schulter drapierte und in den Gürtel schob, um ihn zu begleiten.
    Sie verließen den Lagerbereich und schritten über den Damm auf das Fallgitter der Burg zu. Der kleine Burghof dahinter war zu drei Seiten von dicken Steinmauern umgeben; auf der vierten Seite erhob sich ein mächtiger Turm. Männer in Uniformen der spanischen Armee saßen an niedrigen Feuern, die sie auf dem gepflasterten Boden entfacht hatten. Ihre sorglosen Mienen erinnerten Dylan daran, dass er der Einzige hier in der Burg war, der bereits wusste, dass die spanische Invasion von Süden her gescheitert war.
    In der äußersten Ecke des Burghofes lag der Eingang zu der mehrstöckigen Festungsanlage am Kai, deren unterster Stock sich auf derselben Höhe wie die Wasseroberfläche des Sees befand. Zwei spanische Wachposten standen neben den großen Toren, hinter denen Dylan die große Halle vermutete. Nur wenige Männer gingen dort ein und aus; anscheinend war der Zutritt nur den Ranghöchsten der einzelnen Truppen gestattet. Ausgezeichnet. Hier war er richtig.
    Die spanischen Soldaten versperrten ihm und Robin mit ihren Musketen den Weg, als sie die Halle betreten wollten. »Nombre?«
    Seufzend versuchte Dylan, sich an die spärlichen Brocken zu erinnern, die ihm von einem Semester Spanisch an der High School im Gedächtnis geblieben waren. Die Bedeutung des Wortes >nombre< kannte er nicht, er reimte sich aber zusammen, dass der Mann wissen wollte, wer sie waren. Also stotterte er: »Me Hämo Dylan Dubh.« Warum sollte er seinen vollen Namen nennen, der Spanier würde ihn ja ohnehin nicht behalten. Er fuhr fort: »Yo quiero Artair Matheson.« Da sein Spanischvokabular hiermit erschöpft war, verfiel er ins Englische, das der Mann sicher besser verstand als Gälisch. »Ich bin sein Stellvertreter.« Nach kurzer Überlegung fügte er hinzu: »Yo ayudar.«
    Die Augen des Spaniers leuchteten auf. Klar und deutlich sagte er: » Fear-còmnaidh?«
    Dylan blinzelte verdutzt. »Tha«, erwiderte er. »Ich meine: Si. Ja.«
    Daraufhin brach der Spanier in einen Wörtschwall aus, von dem Dylan nur ein wiederholtes >si< verstand. Robin und er durften passieren. Sie hängten ihre Schwerter an Haken an der Wand, an denen bereits zahlreiche kunstvoll gearbeitete, kostbare Waffen baumelten. Gold und Silber glitzerte im Fackelschein, und ein Schwertheft war sogar mit Edelsteinen besetzt. Dylan vermutete, dass die Waffe aus Frankreich stammte. Sehnsüchtig musterte er die herrlichen Stücke, während er Robin in die große Halle folgte.
    Dort sah er weniger Schotten im Kilt als unter den Soldaten, die am Ufer lagerten. Die meisten der Männer, die an den Tischen saßen und sich leise miteinander unterhielten, trugen Kniehosen, Samtmäntel und gepuderte Perücken. Nur gelegentlich entdeckte er einen Clansführer in Kilt und Plaid. Er hielt nach Artairs hellgrünem Mantel und dem rötlich blonden Haarschopf Ausschau, erspähte den Grünschnabel in einer Ecke des Raumes und ging auf ihn zu.
    »Mac a'Chlaidheimh!« Die gebieterische Stimme kam ihm

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