Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
Vom Netzwerk:
mit den Kindern teilte. Ciaran betrachtete seinen Vater stirnrunzelnd. »Warum fragen dich die Leute all diese Dinge, Pa?«, wollte er wissen.
    Dylan schluckte einen Bissen Fleisch hinunter, während er rasch überlegte, wie er den Kindern klar machen sollte, was geschehen war. Endlich sagte er: »Weißt du, was deinem Großvater zugestoßen ist, Ciaran?«
    Ciaran nickte. »Er ist im Kampf mit den Räubern getötet worden. Ich habe es genau gesehen. Ein Schwert hat ihn getroffen, und er ist umgefallen.« Dylan merkte dem Jimgen an, dass er sich bemühte, nicht in Tränen auszubrechen, während er den grausamen Tod seines Großvaters beschrieb.
    »Richtig«, erwiderte er. »Und da er nun nicht mehr Laird sein kann, muss ein anderer dieses Amt übernehmen.«
    Wieder nickte Ciaran. »Artair.«
    »Nein, Artair kann nicht unser neuer Laird werden.« Dylan seufzte. »Die Engländer haben ihn mitgenommen. Sie werden ihn zwar nicht töten, aber ihn vermutlich nach Amerika schicken. Und das bedeutet, dass ich als nächster männlicher Verwandter der neue Laird bin.« Sile bettelte um den Rest seines Bannocks. Er überließ ihr das Stück, obwohl noch mehr Hafer-kuchen auf der Platte lagen. Sile trommelte vergnügt mit den Fersen gegen sein Schienbein, während sie an dem Bannock knabberte.
    Ciaran öffnete den Mund, um etwas zu sagen, brachte aber keinen Ton hervor. Eine Vielzahl widersprüchlicher Gefühle spiegelte sich in seinen Augen wider. Endlich flüsterte er nahezu unhörbar: »Dann werden sie dich auch umbringen.«
    Dylan schüttelte den Kopf. »Nein, das tun sie nicht. Einen Laird wie mich werden die Engländer nicht umbringen.« Zumindest hoffte er, die Mathesons von Ciorram würden ihm keine Steine in den Weg legen, wenn er versuchte, sich mit den Besatzern so gut wie möglich zu arrangieren. Die größte Schwierigkeit bestand seiner Meinimg nach in dem Religionskonflikt. Religion, dachte er finster, war schon immer der Hauptanlass für sinnlose, blutige Kriege gewesen.
    »Auch nicht, wenn du die Räuber tötest, die Sarah entführt haben?«, fragte Ciaran weiter.
    Dylan runzelte die Stirn. »Woher weißt du denn, dass sie Sarah mitgenommen haben?«
    »Ich habe es gesehen. Sie haben sie einfach gepackt und auf ein Pferd geworfen. Nachdem sie Großvater getötet hatten, ist Großmutter zu ihm hingelaufen. Der Mann, der Großvater umgebracht hat, wollte sie auch töten, aber Sarah ist dazwischengegangen. Sie hatte einen dicken Stock in der Hand, damit hat sie ihm auf den Rücken geschlagen.« Ciaran schwang einen imaginären Stock wie einen Baseballschläger, um seinem Vater zu demonstrieren, was er meinte. »Der Mann hat dann sein Pferd herumgerissen, und Sarah ist weggelaufen, aber er hat sie zu fassen bekommen und vor sich über den Sattel geworfen, obwohl sie nach ihm getreten und ihn gekratzt hat. Dann ist er mit ihr weggeritten.«
    »Aber sie war noch am Leben, als du sie gesehen hast?«
    Ciaran nickte. »Aye, sie hat ja ganz laut geschrien, als sie sie mitgenommen haben. Erst dachte ich, es wäre Major Bedford gewesen, aber es war nur sein Pferd, da saß ein anderer Mann drauf.«
    Dylan stutzte. »Es war das Pferd des Majors? Bist du sicher?«
    »Aye. Das große wilde Pferd mit den weißen Beinen. Der Mann konnte es kaum bändigen.«
    »Aber der Reiter war nicht der Major selbst?«
    Ciaran schüttelte den Kopf. »Nein. Der Major hat helle Haare. Der Mann auf dem Pferd hatte gar keine mehr.«
    Nachdenklich verzehrte Dylan den Rest seiner Mahlzeit, dann schickte er die Kinder zu Gracie in die Küche und ging in Iains Arbeitsraum.
    Sein Arbeitsraum.
    Er schloss die Tür hinter sich, dann blickte er sich um. Dabei fuhr er sich nervös mit den Fingern durch das Haar.
    Die Läden vor den Schießscharten waren geschlossen; nur ein paar Strahlen der sinkenden Sonne fielen über den steinernen Fußboden. Dylan zündete die Kerzen an, die in eisernen Leuchtern überall im Raum verteilt waren, dann legte er einige Torfballen auf das niedrige Feuer im Kamin. Der mächtige Schreibtisch und der rot gepolsterte Stuhl am anderen Ende des Raumes schienen geradezu auf ihn zu warten, aber etwas in ihm sträubte sich dagegen, jetzt schon Iains Platz einzunehmen.
    Doch dann fiel sein Blick auf einen Papierbogen auf dem Tisch. Vorsichtig griff er danach und überflog ihn. Es war die Übertragungsurkunde, mit der Ciorram auf ihn überschrieben wurde, mit dem Datum von vor fünf Jahren. Dylan fragte sich, ob Iain das Dokument

Weitere Kostenlose Bücher