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Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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ich war er! Ich habe sie vergewaltigt und dann umgebracht,«
    Die Fee seufzte leise. »Ich weiß, mein Freund. Er kam durch dich in die Welt zurück.«
    Dylan kniff die Augen zusammen, um das grässliche Bild zu verscheuchen, doch es schien sich unauslöschlich hinter seinen Lidern eingebrannt zu haben. Cait schluchzte. Rief seinen Namen. Erstickte an ihrem eigenen Blut. Starb. »Ich habe es gespürt, Sinann. Ich habe gespürt, wie sie langsam gestorben ist.« Jetzt zitterte er nicht nur vor Kälte. »Ich war er, ich habe ... ich habe sie umgebracht. Verstehst du? Ich habe sie umgebracht.« Verzweifelt blickte er sich im Raum um, fand jedoch nirgendwo Hilfe. Seine Haut juckte jetzt so unerträglich, dass er sie am liebsten abgestreift und mit ihr all das Böse, das jetzt in ihm wohnte, von sich geworfen hätte. »Sinann, ich habe sie umgebracht, und ich habe es genossen.« Mit aller Kraft krallte er seine Finger in seine Kopfhaut. »Tu doch etwas! Mach, dass es aufhört!«
    »Das kann ich nicht.«
    Die entsetzlichen Bilder in seinem Kopf raubten ihm beinahe den Verstand. Er ließ seinen Kilt zu Boden fallen, riss sich das Hemd vom Leib und schleuderte es von sich, um sich dann wie besessen am ganzen Körper zu kratzen. »Ich muss es loswerden«, knirschte er. »So kann ich nicht leben. Nicht mit diesem Wissen. Ich halte es nicht aus!« Seine Haut war flammend rot angelaufen, juckte jedoch noch immer und brannte wie Feuer.
    Feuer. Er drehte sich zum Kamin um. »Ich muss es ausbrennen ...« Er breitete die Arme aus; bereit, die Flammen zu umarmen, sich von ihnen reinigen zu lassen.
    »Och, tu das nicht!« Sinann flatterte hoch, landete auf seinem Rücken, schlang die Arme um ihn und zerrte ihn unter wildem Flügelschlagen vom Feuer weg. Dylan versuchte sie abzuschütteln, doch sie ließ ihn nicht los und fuhr fort, mit aller Kraft an ihm zu zerren.
    »Lass mich«, stöhnte er. »Ich muss mich davon befreien.« Als sie nicht nachgab, ließ er ergeben die Arme sinken. Er fühlte nichts außer einer tiefen schwarzen Leere in sich.
    »Schlaf! Der Schlaf wird dich heilen. Schlaf, Dylan, und alles wird gut.«
    Dylan kniete vor dem Kamin nieder. »Nein«, murmelte »Schlaf, Dylan Dubh von Ciorram. Ruh dich aus.«
    Im selben Moment überwältigte ihn die Müdigkeit und er sackte vor dem Feuer zusammen.
    Als er erwachte, wunderte er sich, dass er nackt auf dem Boden vor dem hell flackernden Feuer im Arbeitsraum des Lairds lag. In seinem Arbeitsraum, berichtigte er sich benommen. Er wusste kaum noch, wie er gestern Nacht in die Burg zurückgekommen war. Vermutlich hatte Sinann das Feuer geschürt, während er geschlafen hatte. Es loderte hell auf und verbreitete eine wohlige Wärme. Trotzdem saß ihm immer noch ein Rest der eisigen Kälte, die ihm gestern durch Mark und Bein gedrungen war, in den Knochen.
    Noch immer war er auch zu benebelt, um nur den Kopf zu heben, und vielleicht wäre er sofort wieder eingeschlafen, wenn nicht in diesem Moment Gracie mit einer Platte Fleisch und einem Humpen Ale in den Raum gekommen wäre. Mit halb geöffneten Augen verfolgte er, wie sie das Tablett auf seinem Schreibtisch abstellte und dann die Fensterläden aufstieß. Gleißendes Sonnenlicht fiel in den Raum.
    Dylan blinzelte, setzte sich stöhnend auf und griff nach dem Leinenbündel, das neben ihm auf dem Boden lag. Es war sein in Fetzen gerissenes Hemd. Undeutlich erinnerte er sich daran, dass er selbst es sich im Lauf der Nacht vom Leibe gerissen hatte. In seinem Kopf ging alles durcheinander. In irgendeiner Ecke lauerten Bilder, die er lieber nicht allzu klar sehen wollte. Sie jagten ihm Angst ein, obwohl er sich nicht mehr genau an alle Einzelheiten erinnern konnte. Unwillig schüttelte er den Kopf. Später. Später würde er sich eingehender damit befassen. Im Augenblick gab es Wichtigeres zu tun.
    Er schob das zerrissene Hemd zur Seite, langte nach seinem Kilt, zog sich mithilfe eines Stuhles mühsam in die Höhe und schlang sich den Kilt um die Hüften. Dann strich er sich das Haar aus der Stirn. Die furchtbaren Ereignisse der vergangenen Nacht hatte er vorübergehend verdrängt.
    Gracie hob die Leinenfetzen vom Boden auf und faltete sie sorgfältig zusammen. Wenn möglich, würde sie das Hemd flicken, ansonsten die Reste als Putzlumpen verwenden. Ohne im Geringsten durchblicken zu lassen, dass es sie überrascht hatte, den Laird nackt und bewusstlos auf dem Boden seines Arbeitsraumes zu finden, bemerkte sie: »Gut, dass du endlich

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