Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
Vom Netzwerk:
Wasserkrug, einem Leinentuch und einem neuen Hemd zurück und verschwand sofort wieder, damit Dylan sich waschen und ankleiden konnte. Danach fühlte er sich wieder halbwegs wie ein Mensch. Er holte das Schwert des Königs aus seinem Versteck und verließ die Burg, um seine Männer zu treffen.
    Zwanzig Mathesons erwarteten ihn im Hof vor seinem Torfhaus. Allen sah man die Spuren noch an, die die Niederlage bei Glen Shiel hinterlassen hatte; sie wirkten hohläugig und erschöpft. Viele trugen schmutzige Leinenverbände. Doch Dylan las in ihren Augen die leise Hoffnung, die Ehre des Clans wiederherzustellen, indem sie den Sassunaich ihr Opfer entrissen. Dylan selbst wagte an einen Misserfolg des Unternehmens gar nicht zu denken. Entweder kehrte er mit Sarah nach Glen Ciorram zurück, oder er kam bei dem Versuch, sie zu retten, ums Leben. Die Gruppe brach auf.
    Der Marsch nach Edinburgh nahm fünf Nächte in Anspruch, während derer sie ständig vor englischen Patrouillen auf der Hut sein mussten, die nach flüchtigen Jakobiten suchten. Ein Zusammenstoß mit Bedford konnte fatale Folgen haben. Die langen Sommertage verbrachten sie in Scheunen oder verbargen sich im Dickicht, obwohl Dylan diesmal sein Begnadigungsschreiben dabei hatte. Wenn er von einem anderen Engländer als Bedford aufgegriffen wurde, wollte er sich und seine Männer als königstreue Viehtreiber ausgeben, die auf dem Weg nach Edinburgh waren, um dort Rinder zu kaufen.
    Sinann flog über Dylans linker Schulter, verhielt sich jedoch weitgehend ruhig, sehr zu Dylans Erleichterung, der ihr in Anwesenheit seiner Kameraden ohnehin kaum antworten konnte. Doch am letzten Tag, kurz bevor sie die Highlandgrenze überschritten, landete sie neben ihm, als er, in sein Plaid gehüllt, wach lag und nachdachte.
    »Kannst du nicht schlafen, mein Freund?« Sie ließ sich mit untergeschlagenen Beinen neben ihm nieder.
    Dylan schüttelte den Kopf. Er hatte es sich unter einem Farnbusch auf einem Haufen alter Blätter bequem gemacht. Seine Männer lagerten ganz in der Nähe. Keiner schnarchte, sondern alle lagen in einer Art unruhigem Halbschlaf, denn sie befanden sich jetzt auf feindlichem Gebiet. Hier drohte ihnen nicht nur von den Sassunaich Gefahr, auch die Lowlander waren ihnen nicht freundlich gesonnen. Zu oft unternahmen die Highlandschotten Raubzüge in ihr Territorium.
    »Es ist sehr mutig von dir, Sarah retten zu wollen«, bemerkte Sinann.
    Dylan nickte und schloss die Augen. Wenn sie nur den Mund halten wollte, dann würde er vielleicht schlafen können.
    »Du musst sie sehr lieben.«
    Dylan schlug die Augen wieder auf und warf der Fee einen giftigen Blick zu. So leise wie er es vermochte flüsterte er: »Ich muss sie aus Bedfords Klauen befreien.«
    Einer der Männer in seiner Nähe sagte: »Och, Dylan Dubh betet! Ich weiß nicht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist.« Seine noch wach liegenden Kameraden kicherten.
    »Es könnte euch allen nichts schaden, wenn ihr gleichfalls beten würdet«, gab Dylan zurück. Daraufhin trat Ruhe ein, und er wandte sich wieder an Sinann.
    »Ich muss sie da herausholen, und ich darf nicht noch einmal versagen.«
    Die Fee zögerte einen Moment, bevor sie meinte: »Du gibst dir also immer noch die Schuld an Caits Tod.«
    »Ich habe geschworen, nie zuzulassen, dass ihr etwas geschieht.« Seine Brust verengte sich, als die schrecklichen Bilder wieder vor ihm aufstiegen. Entschlossen verdrängte er sie. Eines Tages, so hoffte er, würde er sich ganz von ihnen befreien können. »Ich habe mein Versprechen nicht gehalten. Sie ist eines furchtbaren Todes gestorben.« Er kniff die Augen zusammen. »Und sie war ganz allein.«
    »Das war nicht deine Schuld. Caits Tod war vom Schicksal vorherbestimmt, das musst du endlich akzeptieren, genau wie du endlich begreifen solltest, dass du Sarah retten willst, weil du sie liebst.«
    Dylan grunzte nur.
    Die Fee ließ nicht locker. »Es ist höchste Zeit, dass du dir über deine Gefühle klar wirst.«
    »Meine Gefühle gehen dich überhaupt nichts an. Aber gut, wenn du es unbedingt wissen willst - ja, ich liebe sie. Und ich wünschte, ich könnte sie noch mehr lieben. Sie ist klug, sie ist warmherzig, sie ist hübsch, sie ... sie ist eine großartige Geliebte, und sie liebt mich über alles. Das ist viel wert.«
    »Dieser Liebeszauber...«
    »Sie hätte sich davon befreien können, wenn sie es gewollt hätte, so, wie ich mich von Morrighans Zauber befreit habe. Sarah liebt mich, weil

Weitere Kostenlose Bücher