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Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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wach bist.«
    Dylan grunzte nur. Er hätte gut und gerne den ganzen Tag verschlafen können, durfte aber sein Vorhaben nicht allzu lange aufschieben.
    Die Magd blickte sich im Raum um, bevor sie fortfuhr: »Du willst sicher so schnell wie möglich eine eigene Schlafkammer beziehen. Ich könnte Artairs Habseligkeiten zusammenpacken und seine Kammer für dich herrichten.« Sie brach ab. Als sie weitersprach, schwang ein warnender Unterton in ihrer Stimme mit. »Es sei denn, du hast es dir in den Kopf gesetzt, das Privatgemach des Lairds in Beschlag zu nehmen. In diesem Fall müsste ich für seine arme Witwe eine andere Unterkunft...«
    »Nein, nein«, wehrte Dylan hastig ab. »Das würde ich Una nie zumuten. Gib mir ruhig Artairs Kammer. Da muss ich eine Treppe weniger hochklettern.«
    »Aye.« Gracie schien erleichtert zur Kenntnis zu nehmen, dass der neue Laird der Witwe seines Vorgängers den gebührenden Respekt erwies.
    Dylan fuhr fort: »Verpacke Artairs Sachen so, dass sie auf ein Schiff verladen werden können. Wenn er ins Gefängnis kommt, bewahren wir sie hier auf, bis man ihn entlässt, wenn er deportiert wird, sorge ich dafür, dass er sie mitnehmen kann.« Die Möglichkeit, Artair könne am Galgen enden, erwähnte er gar nicht. Sowohl Gracie als auch er wussten um diese Gefahr, doch Dylan mochte nicht darüber reden. Der junge Mann hatte letztendlich doch bewiesen, dass ein guter Kern in ihm steckte, und das nötigte Dylan Respekt ab. Leider gab es nicht viel, was er für ihn tun konnte. »Bete, dass er sie brauchen wird, Gracie.«
    Gracie nickte, während sie Fleischplatte und Humpen auf den Schreibtisch stellte, um das Tablett in die Küche zurückzutragen. »Brauchst du sonst noch etwas?«
    Dylan ging mit unsicheren Schritten zum Schreibtisch hinüber. Er kam sich vor, als hätte eine Riesenfaust all seine Knochen durcheinander geschüttelt. »Ja, bring mir bitte einen Krug frisches Wasser. Und such Robin Innis und sag ihm, er soll dafür sorgen dass sich die Männer bei Sonnenuntergang oben in meinem Tal für einen creach bereithalten.«
    Gracies Augen weiteten sich erstaunt. »Wem gilt er? Den MacDonells?«
    Dylan ließ sich mit einem leisen Kichern auf den Stuhl vor dem Schreibtisch sinken. »Neugierig bist du wohl gar nicht, was?« Er bediente sich von der Platte und stellte überrascht fest, dass das Fleisch heiß war. Erst jetzt begriff er, wie spät es schon war. Die Sonne begann im Westen bereits zu sinken.
    Gracie schnaubte abfällig. »Ich habe während meiner Dienstzeit in dieser Burg vier Lairds kommen und gehen sehen, und im Laufe des letzten halben Jahrhunderts ist nicht viel passiert, von dem ich nichts wusste. Aber ich habe niemals mit jemandem außer meinem Laird - wer immer es auch gewesen sein mochte - darüber gesprochen.«
    Dylan schluckte einen Bissen Fleisch hinunter. »Schon gut, ich verrate es dir. Ich habe es nicht auf die MacDonells abgesehen. Wir gehen nach Edinburgh.« Ein breites Grinsen huschte über sein Gesicht. »Der creach gilt den Sassunaich.«
    Gracie wurde bleich. »Aye, Sir.« Ohne ein weiteres Wort nahm sie den Wasserkrug vom Waschtisch und verließ den Raum ; während Dylan sich über seine Mahlzeit hermachte.
    Genüsslich kauend betrachtete er den Schreibtisch. Nichts verriet deutlicher, wie plötzlich Iain gestorben war. Eine benutzte Schreibfeder lag auf der Platte, Iains geschnitzte Holzpfeife Lehnte an einem Bücherstapel. Sie war noch mit halb verbranntem Tabak gefüllt. Unwillkürlich sah Dylan den Laird vor sich, wie er bei einem ceilidh Rauchwolken in die Luft blies und sich ständig bemühte, den kostbaren Tabak am Brennen zu halten. Traurig überlegte er, dass er Iain mehr vermissen würde, als er es für möglich gehalten hatte. Der Umgang mit seinem Schwiegervater war nicht immer einfach gewesen, doch Dylan hatte ihn als guten Menschen und umsichtigen Clansführer respektiert.
    Neben seinem Ellbogen lag ein Rosenkranz aus Elfenbeinperlen. Er hob ihn auf und ließ ihn an seiner Hand baumeln.
    Der Rosenkranz war schon alt, das Elfenbein war im Laufe der Jahre nachgedunkelt und wies Sprünge und Kratzer auf, doch der goldene Leib Christi auf dem Kruzifix schimmerte wie frisch poliert.
    daran soll ihn bekommen. Der Gedanke kam Dylan so plötzlich, als habe Iain ihm die Worte ins Ohr gesagt. Ja, Ciaran sollte den Rosenkranz seines Großvaters erhalten. Dylan würde ihn bis zur Konfirmation von Iains Enkel aufbewahren.
    Gracie kehrte mit dem gefüllten

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