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Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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gehievt und an einer trockenen Stelle im Bug verstaut.
    Die Männer schoben das Boot ins Wasser, Dylan setzte das Segel, steuerte auf den Loch Sgäthan hinaus und nahm Kurs Richtung Westen. Es würde eine ganze Zeit dauern, bis sie den großen See überquert hatten.
    Kurz nachdem sie abgelegt hatten, ertönte im Korb ein verdächtiges Geräusch. Dylan hätte beinahe laut losgeprustet. Rasch schlug er seinen Mantelkragen hoch, um sein Gesicht vor der winterlichen Kälte zu schützen, und schnaubte in die schwarze Wolle hinein. Wenige Minuten später erneut dieses Geräusch. Die Luft im Korb würde bald zum Schneiden dick sein.
    Es dauerte nicht lange, bis sich Turnbull mit erstickter Stimme zu Wort meldete. »Sind wir schon sicher?«
    »Nein.« Abgesehen davon, dass das Boot vom Ufer aus noch zu erkennen war, wollte Dylan die Gesellschaft des Priesters nicht länger als imbedingt nötig erdulden müssen. Also segelte er weiter, während Turnbull weiterhin einen Wind nach dem anderen fahren ließ. Grinsend überlegte Dylan, wie viel schneller er wohl vorankommen würde, wenn er all das Methangas als Antriebsmittel nutzen könnte, und fuhr fort, in seinen Mantel hinein zu kichern.
    Kurz darauf erkundigte sich Turnbull schon wieder flehentlich, ob sie nicht endlich sicher wären.
    Das war zwar noch nicht der Fall, aber Dylan brachte es nicht fertig, ihn noch länger in dem engen Korb schmoren zu lassen. »Ich denke, Ihr könnt jetzt herauskommen.« Sie hatten das westliche Ende des Sees fast erreicht, also bestand eine gute Chance, unbemerkt davonzukommen.
    Turnbull quälte sich mit hochrotem Gesicht aus dem Korb und massierte seine verkrampften Muskeln. Der schneidende Wind zerzauste sein Haar. Dylan stützte ihn, um zu verhindern, dass der Gottesmann ein unfreiwilliges Bad in dem eiskalten See nahm. Turnbull kauerte sich im Bug des Bootes nieder, schlang seinen Mantel um sich und behielt das Ufer im Auge.
    Nachdem sie fast den ganzen Morgen unterwegs gewesen waren, erreichten sie endlich den Rand der Eisschicht, die sich am Ufer entlangzog und knirschend am Rumpf des Bootes zerbrach. Im seichten Wasser am Uferrand war das Eis dicker und das Boot blieb stecken. Dylan kletterte über den Bugrand und prüfte, ob die Eisdecke sein Gewicht tragen konnte. Dann half er dem Priester an Land und reichte ihm den Sack, der seine lederne Reisetasche enthielt, bevor sie den Marsch nach Killilan antraten.
    Dylan verhielt sich ziemlich wortkarg. Aufgrund des kalten Windes auf dem See und des eisigen Wassers, das seine Gamaschen durchnässt hatte, machte sich der Schmerz in seinem linken Bein wieder unangenehm bemerkbar, was seine Stimmung nicht gerade hob.
    Um die Mittagszeit herum legte er eine kurze Rast ein. Sein Magen knurrte vernehmlich, und er wollte seinem geistlichen Schutzbefohlenen auch nicht zu viel zumuten, obwohl Turnbull es gewohnt war, große Strecken zu Fuß zurückzulegen. Dylan sammelte Holz und entfachte ein Feuer, an dem sie sich wärmen konnten, dann holte er Bannocks und Käse aus seinem sporran und teilte die karge Mahlzeit mit dem Priester. Gemächlich kauend streckte er sein linkes Bein neben dem Feuer aus und genoss die wohltuende Wärme. Die Musketenkugelnarbe an seiner Wade war Schuld daran, dass die Muskeln sich leicht verhärteten, und der schlecht verheilte Schienbeinbruch, den Sinann ihm einst beschert hatte, verursachte ihm ständig Schmerzen. Kein Wunder, dass er manchmal leicht hinkte.
    Turnbull schluckte den letzten Bissen hinunter, dann fragte er plötzlich: »Habt Ihr wegen Eures Beines gebetet, wie ich es Euch geraten habe?«
    Dylan unterdrückte ein gequältes Stöhnen. Erst nach einer Weile antwortete er knapp: »Aye.«
    »Dann dürftet Ihr eigentlich nicht mehr humpeln.« Der Priester sprach mit der Überzeugung eines Mannes, der keine Meinung außer der eigenen gelten ließ.
    Da Dylan keine passende Antwort darauf einfiel, hüllte er sich in Schweigen. Doch Turnbull ließ nicht locker.
    »Du musst verstehen, mein Sohn, dass der Grund für ein körperliches Gebrechen stets in der mangelnden Festigkeit des Glaubens zu suchen ist.« Wieder schien er eine auswendig gelernte Phrase herunterzuleiern, ohne den Mann vor ihm damit bewusst in Verbindung zu bringen.
    »Mein Bein war gebrochen, das ist der Grund für mein körperliches Gebrechens« Dylan zog das linke Bein an den Körper.
    Turnbull ging nicht darauf ein. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass Ihr nicht mit Engeln sprecht, wenn Ihr Euch

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