Die Rettung
glühende Eisenstück aus dem Feuer, legte es auf den Amboss und schlug prüfend mit dem Hammer darauf, bevor er es wieder in den Ofen schob. Dylan drehte sich zu ihm um. »Ich werde über deinen Rat nachdenken.« Der Teufel sollte ihn holen, wenn er Sarah heiratete, nur weil Tormod fand, es sei seine Pflicht, sie glücklich zu machen. Dann hielt er das gesprungene Axtblatt in die Höhe. »Wann kannst du mir ein neues machen?«
Ohne aufzublicken erwiderte Tormod: »Nächste Woche. Lass das alte da. Und ich muss mehr Eier haben als die paar, die du mitgebracht hast.« Er deutete mit dem Kinn auf die Ausbuchtung in Dylans Hemd. »Nochmal so viele.«
Dylan warf das gesprungene Axtblatt in eine Kiste mit Altmetall, wo es klirrend in zwei Teile zerbrach. Einen Moment lang starrte er die Hälften an. Knapp davongekommen. Dann nahm er die Eier aus seinem Hemd. »Einverstanden.« Er wusste, dass Tormod ihm bewusst einen überhöhten Preis abverlangte, sagte aber nichts, weil er dem Schmied gegenüber ein schlechtes Gewissen hatte. Vorsichtig legte er die Eier gleichfalls in die Kiste.
Tormod nickte, zog das rot glühende Eisenstück wieder aus dem Feuer und begann es mit dem Hammer zu bearbeiten. Funken sprühten in alle Richtungen. Dylan wandte sich ab und trat den Heimweg an.
Am nächsten Morgen wurde er kurz vor Tagesanbruch von der Stimme seiner Frau geweckt, die seinen Namen murmelte. »A Dhilein. Wach auf.«
Er rührte sich leicht. Ein Lächeln trat auf sein Gesicht. Sie hatte die Arme um ihn geschlungen, ihr Körper schmiegte sich warm und weich gegen den seinen. Er stützte sich auf einen Ellbogen, küsste sie und fuhr mit der Zunge über ihren Nacken, bis sie leise kicherte.
»Du hast gut für die Kinder gesorgt«, flüsterte sie dann.
Er nickte, obwohl er nicht wusste, warum sie das sagte.
Sie sorgte selbst gut für die beiden. Eine bessere Mutter konnten sich Ciaran und Sile gar nicht wünschen.
»Dylan, du sollst wissen, dass ich dich immer noch liebe und immer lieben werde.«
Der alte Schmerz setzte ein, als das Erwachen die grausame Wahrheit mit sich brachte, doch dieses eine Mal verschwand Cait nicht, sobald er die Augen aufschlug. Dylan lag hellwach im Dunkeln und konnte sie noch immer in seinen Armen spüren. Der Duft ihres Haares stieg ihm in die Nase, und sein Herz zog sich zusammen. »Cait«, flüsterte er. »Ich vermisse dich so. Jeden Tag fehlst du mir mehr.« Er presste die Lippen gegen ihre Stirn und murmelte erstickt: »Es tut so furchtbar weh, weißt du ...«
»Ich bin hier«, murmelte sie. »Und ich werde dich nie verlassen. Mein Herz gehört dir, was auch geschieht.« Mit diesen Worten löste sie sich in seinen Armen in Luft auf.
Dylan rollte sich von einer tiefen inneren Kälte erfüllt auf der Matratze zusammen, tastete nach dem Goldring, den er an einer Kordel um den Hals trug, und hielt ihn lange Zeit fest umklammert.
12. Kapitel
Barri brauchte ein paar Tage, um sich an das Leben in Dylans Apartment zu gewöhnen. Das Alleinsein fiel ihr schwer, aber noch stärker setzten ihr die Erinnerungen an ihren Sohn zu, die ständig auf sie einstürmten. Sie sah seine Sachen durch, sein Geschirr, seine Haushaltsgeräte, die Toilettenartikel, die er im Bad zurückgelassen hatte. All dies kostete sie große Überwindung.
Besonders peinlich berührt war sie, als sie im Nachtschränkchen einige Kondome fand. Zuerst begriff sie nicht, was das kleine viereckige Päckchen enthielt, das sie aus der Schublade genommen hatte. Als sie den runden, glitschigen Inhalt ertastete, ließ sie das Päckchen fallen und schob die Schublade hastig zu. In dieser Nacht schlief sie auf dem Sofa im Wohnzimmer.
Trotzdem bedeutete die Durchsicht von Dylans Habseligkeiten für sie auch eine Art endgültigen Abschied. Im Laufe der nächsten Tage ließ der Schmerz langsam nach, und sie hörte auf, unbewusst darauf zu warten, dass ihr Sohn wieder nach Hause kam. Zugleich stellte sich der Wunsch ein, endlich Ordnung zu schaffen - sowohl in dieser Wohnung als auch in ihrem Leben. Am dritten Tag war sie dann im Stande, den gröbsten Staub zu beseitigen, die alten, verdorbenen Lebensmittel fortzuwerfen und Dylans Kleider in Kartons zu verstauen, um sie später bei einem Wohltätigkeitsverein abzugeben.
Die Bücher über Schottland wollte sie behalten, weil sie anscheinend sein kostbarster Besitz gewesen waren, und auch von der Bettwäsche und den Handtüchern mochte sie sich nicht trennen - noch nicht. Was die Möbel
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