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Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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war gar zu verlockend. Sie atmete tief durch, dann erwiderte sie mit einer Überzeugung, die sie nicht empfand: »Gut, ich glaube dir. Vermutlich bin jetzt ich diejenige, die verrückt geworden ist, aber ich glaube dir. Hast du auch Beweise für deine Geschichte?«
    Cody griff in ihre Handtasche und förderte ein Buch zu Tage; einen dieser großen Bildbände, die mehr zur Zierde denn zur Lektüre dienten. Auf dem Schutzumschlag prangte das Bild eines Reiters, der nach der englischen Mode des 18. Jahrhunderts in ein Rüschenhemd, ein Samtwams und Kniehosen gekleidet war und der einen schwarzen Dreispitz auf dem Kopf trug. An seiner Seite hing ein Schwert mit einem goldenen Heft, und er ritt ein mächtiges schwarzes Schlachtross. Der Titel des Bandes lautete: Berühmte Straßenräuber und Wegelagerer. Es war die Sorte Buch, die dem Leser einen mit zahlreichen Fotos und Zeichnungen illustrierten kurzen Überblick über ein bestimmtes Thema vermittelte, aber keine ausführlichen Informationen lieferte. Als Cody darin zu blättern begann, sah Barri Fotos von Porträts des 18. Jahrhunderts, Bilder von den Waffen der damaligen Zeit und Abbildungen anderer Museumsstücke.
    »Hier, schauen Sie sich das an.« Cody schlug eine bestimmte Seite auf und reichte ihr das Buch.
    Barris Blick fiel auf das große Foto eines vergilbten, fleckigen alten Steckbriefes, dessen Text nur schwer zu entziffern war. Darüber prangte das Bild eines jungen, dunkelhaarigen Mannes mit einem grausamen Zug um den Mund. Der Text lautete: Gesucht wegen Straßenräuberei: Dilan MacClay, der gemeinsam mit einigen Komplizen in der Umgebung von Stirling und Callander mehrere ehrenwerte Männer gewaltsam ihrer Geldbörsen beraubte. Beschrieben wie folgt: Größe sechs Fuß, Gestalt schlank und muskulös, Haar schwarz, Augen blau.
    Der Steckbrief stammte aus dem Jahr 1715, das Original war im Archiv der schottischen Nationalbibliothek zu finden.
    Barri hatte das Gefühl, etwas übersehen zu haben, wusste aber nicht, was. Sie bemühte sich, einen geduldigen Ton anzuschlagen und sich ihre Verwirrung nicht anmerken zu lassen. »Aha. Das ist also Black Dylan?«
    »Richtig. Und das ist auch unser Dylan. Ihr Sohn. Dylan Robert Matheson.«
    Barri stockte der Atem. Sie brachte nur ein klägliches »Nein« hervor.
    »Doch. Schauen Sie genau hin.« Cody bedeckte mit der Hand den unteren Teil des gemalten Gesichtes. »Er ist es.«
    »Nein.« Barri wusste, dass es sich hier um eine Verwechslung handeln musste, hegte jedoch den furchtbaren Verdacht, dass sie diejenige war, die sich irrte. »Black Dylan war ein Räuber. Mein Dylan hätte so etwas nie getan. Es muss sich um jemand anderen handeln.« Sie beugte sich über die Seite und fuhr mit dem Finger die Anklagepunkte nach: »Straßenräuberei ... gewaltsam ihrer Geldbörsen beraubt.«
    Und da sah sie es. Eine eisige Hand schien nach ihrem Herzen zu greifen. Es sprang sie förmlich an. Wenn man berücksichtigte, dass die Zeichnung nach den Erinnerungen ver-schreckter Zeugen angefertigt worden war und die grausam verzogenen Lippen vermutlich deren Fantasie entsprungen waren, blieb - Dylan. Das glatte, dunkle Haar, so zerzaust wie am Tag seiner Operation, die geraden Augenbrauen, die leicht zusammengekniffenen Augen, farblos auf dem Steckbrief, strahlend blau im wirklichen Leben. Sie schlug eine Hand vor den Mund. »O Gott!«
    Cody beugte sich aufgeregt vor. »Glauben Sie mir jetzt? Verstehen Sie, was passiert ist?«
    »Gott steh mir bei. Er ist also nicht in Schottland gestorben?«
    Cody sank auf dem Sofa zurück und schüttelte den Kopf. »Doch, Mrs. Matheson, er ist in Schottland gestorben, aber nicht im Alter von dreißig Jahren. Als ich ihn sah, war er fünfunddreißig, und er hat sicher noch einige Zeit gelebt. Ich schätze, er ist so vor ungefähr zweihundertfünfzig Jahren gestorben.«
    An diesem Abend stand Barri auf dem Balkon über dem Studio, wo gerade der letzte Kurs des Tages abgehalten wurde. Ronnies Stimme hallte im Raum wider, doch sie konnte nicht verstehen, was er sagte. Der Lärm störte sie jedoch nicht, er vertrieb die Einsamkeit ein wenig, und wenn sie den Jugendlichen unten zuhörte, kam sie sich nicht ganz so sehr von der Welt abgeschnitten vor. Cody war schon vor Stunden gegangen und hatte sie ihren Gedanken überlassen. Das Buch lag jetzt auf dem Kaffeetisch, immer noch bei dem Bild des schottischen Straßenräubers aufgeschlagen.
    Barri ging wieder hinein, um es lange zu betrachten. Konnte das

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