Die Rettung
warf er in den Korb mit Lumpen, das andere hängte er an den Haken für schmutzige Wäsche. Anschließend nahm er den Wassereimer und ging in die Schlafkammer hinüber, um sich gründlich zu waschen, ehe er das neue Hemd überstreifte.
Er freute sich schon auf das Knistern des frischen, sauberen Leinens auf seiner Haut, und außerdem war das neue Hemd aus dickerem, wärmerem Stoff gefertigt als seine beiden alten. Er hängte es an einen Haken, stellte den Eimer auf den kleinen Tisch, tauchte ein Tuch ins Wasser und begann sich Hals und Oberkörper zu waschen. Kurz darauf hörte er, wie Sarah das Haus betrat, schenkte ihr jedoch keine Beachtimg. Wahrscheinlich hatte sie nur etwas vergessen und war rasch zurückgekommen, um es zu holen.
Wasser tröpfelte auf sein Plaid, während er sich unter den Armen wusch. Dabei dachte er wehmütig an die ausgiebigen heißen Duschen, die er in seinem früheren Leben so oft genommen hatte. Von allen Errungenschaften des 20. Jahrhunderts vermisste er fließendes heißes und kaltes Wasser am meisten.
Hier konnte er sich, wenn er eine Art Duschbad nehmen wollte, nur unter den Wasserfall draußen im Wald stellen, und das auch nur im Hochsommer nach einem langen, harten Arbeitstag. Das Wasser war nämlich eisig kalt.
Dann schweiften seine Gedanken zu heißen Duschen mit einer gewissen noch heißeren Freundin ab, und er schloss bei der Erinnerung genüsslich die Augen. In Ginnys Oberstübchen hatte zwar im Großen und Ganzen ziemliche Leere geherrscht, aber in puncto Wasserspielchen war sie äußerst erfindungsreich gewesen. Ein Lächeln kräuselte um seine Lippen, als er sich verrenkte, um sich den Rücken zu waschen, was ihm umso schwerer fiel, je älter er wurde. Seine körperliche Beweglichkeit nahm immer mehr ab.
»Komm, lass mich dir helfen.«
Sarahs sanfte Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Er schrak zusammen, als sie ihm den Lappen aus der Hand nahm, und drehte sich zu ihr um. »Nicht nötig, ich schaffe es schon allein.« Früher hätte er sich zu Tode geschämt, wenn jemand die furchtbaren Narben auf seinem Rücken zu Gesicht bekommen hätte, heute war er nicht mehr ganz so empfindlich. Trotzdem legte er wenig Wert darauf, dass Sarah die Bescherung sah.
»Dylan, dein Rücken ist seit einem halben Jahr mit keinem Waschlappen mehr in Berührung gekommen, also stell dich nicht so an. Du benimmst dich ja wie ein grüner Junge, der noch nie mit einer Frau zu tun gehabt hat.«
Dylan zögerte. Er wusste nicht recht, wie er sich verhalten sollte, doch dann gab die Belustigung, die in Sarahs Stimme mitschwang, den Ausschlag. Sie sollte ihn nicht für prüde und zimperlich halten. Also drehte er sich wieder um, damit sie ihm den Rücken waschen konnte.
Sie ging sanft und behutsam zu Werke. Dylan verdrehte vor Wonne die Augen, als sie mit dem Lappen über die Stellen fuhr, die er selbst nie erreicht hätte. Es tat gut, wieder die Berührung einer Frau zu spüren, obgleich er wusste, dass es zu keinerlei weiteren Intimitäten kommen würde. So kühn sie sich auch geben mochte und so angenehm es war, sich den Rücken schrubben zu lassen - er hatte nicht vor, sich zu etwas hinreißen zu lassen, was er später bedauern würde.
Doch dann hörte er sie leise schniefen und wandte den Kopf. »Was ist denn?«
Sie fuhr fort, seinen Rücken mit dem Lappen zu bearbeiten. Nach einer Weile flüsterte sie: »Wie können diese Tiere anderen Menschen nur so etwas antun?« Dabei folgte sie mit dem Finger der längsten Peitschennarbe, die von einer Schulter quer über seinen Rücken bis hin zur Hüfte verlief.
Dylan grunzte, bevor er erwiderte: »Denk dir nichts dabei. Es tut schon lange nicht mehr weh. Meistens denke ich gar nicht mehr daran.« Er griff nach dem Tuch auf dem Tisch, um sich abzutrocknen. Sarah trat einen Schritt zurück. Der tiefe Schmerz, den er in ihren Augen las, rührte ihn. »Wirklich nicht. Es ist ja auch schon lange her.« Er nahm das neue Hemd vom Haken und streifte es über den Kopf.
Sarah wandte sich ab, ging in die Wohnstube und packte ein Stück Käse in ein Leinentuch, um es in die Burg mitzunehmen, während Dylan sich in der Schlafkammer ankleidete. Er schob das Hemd in seinen Kilt, zog den Saum unter dem breiten Ledergürtel hindurch und ließ ihn bis auf die Knie herabfallen. Dann drapierte er sein Plaid über seine Schulter und war wieder ordnungsgemäß gekleidet.
Er machte sich an seine Arbeit, Sarah kehrte in die Burg zurück.
Dylan beschloss, aus dem
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