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Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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eine Lüge, die sich damit entschuldigen ließ, dass er mit einem Rotrock sprach. Er war der englischen Armee gegenüber nicht zur Aufrichtigkeit verpflichtet, eben weil er George nie den Untertaneneid geleistet hatte. Aber er hatte geschworen, Iain Mór die Treue zu halten.
    »Seid Ihr sicher, Euch keiner Gesetzesübertretung schuldig gemacht zu haben?«
    »Allerdings«, log Dylan, ohne zu zögern. Er durfte MacCorkindale gerade jetzt auf keinen Fall Grund zum Misstrauen geben.
    »Wenn ich Befehl gäbe, Euren Hof zu durchsuchen, würde ich dann etwas finden, was nicht für meine Augen bestimmt ist?« Der Rotrock musterte ihn aufmerksam; vielleicht hoffte er, Dylan werde sich irgendwie verraten.
    »Mit Sicherheit nicht.« Dylan dachte flüchtig an die Destillieranlage und die im Wald versteckten Whiskyfässer, bemühte sich jedoch um eine gleichgültige Miene.
    »Na schön.« MacCorkindale setzte seinen Helm auf und rückte den Kinnriemen zurecht. Seine Lippen glichen jetzt einem schmalen Strich, seine Augen blickten hart. »Dann werde ich Euch jetzt Euren ... legalen Tätigkeiten überlassen. Und da Ihr ein treuer Untertan von König George seid, erwarte ich von Euch zu hören, sobald Ihr Neues über die jüngsten Unruhen erfahrt.«
    Auch Dylan presste die Lippen zusammen. Das Summen in seinem Kopf war nahezu unerträglich geworden. Die Vernunft riet ihm, den Mund zu halten, aber sein Zorn war stärker. »Ich sagte doch bereits, dass Ihr keinerlei Informationen von mir bekommen werdet, MacCorkindale.« Unbewusst ballte er die Fäuste. Der Wunsch, MacCorkindale die Kehle zuzudrücken, bis dessen Augen aus den Höhlen quollen, drohte ihn zu überwältigen. Doch stattdessen knurrte er nur: »König George erhält, was ihm zusteht, nicht mehr und nicht weniger. Und nun verlasst mein Haus!«
    Der Leutnant streifte seine Handschuhe über. »Aye. Ich wünsche Euch eine gute Nacht.« Er wirkte so zufrieden, als habe er ein wichtiges Vorhaben erfolgreich ausgeführt, während er zur Tür hinaustrat.
    Dylan setzte sich wieder an den Tisch und fuhr sich mit den Fingern immer wieder durch die Haare, bis er sich ein wenig beruhigt hatte.
    Sein Blick fiel auf einen kleinen glänzenden Gegenstand auf dem Boden neben dem Kamin. Er stand auf und klaubte ihn aus den Binsen unter dem zweiten Stuhl hervor. Es war ein Knopf von einer englischen Uniform, MacCorkindale musste ihn verloren haben, während er hier gesessen hatte.
    Dylan blickte sich im Raum um, konnte Sinann aber nirgendwo entdecken. Hmm.
    Daghda hielt eine Lammkeule in den Händen, von der er den letzten Rest Fleisch abnagte. Er saß auf einer Baumwurzel, lehnte sich mit dem Rücken gegen den Erdwall hinter sich und wischte sich mit dem Zipfel seiner Tunika etwas Fett vom Kinn.
    Morrighan kauerte, von einem Ring von Kerzen umgeben, inmitten ihrer Kräuter und Gerätschaften und schmiedete Pläne, die sich allesamt um diesen Sterblichen, diesen Matheson drehten. Daghda hatte angenommen, sie hätte die Sache längst aufgegeben, aber sie wollte noch immer unbedingt erfahren, was die Zukunft ihnen bringen würde. Daghda sah keinen Sinn darin. Zukunft hin, Zukunft her, sie konnte die kommenden Ereignisse ja doch nicht beeinflussen, aber er wollte ihr den Spaß nicht verderben. Ihm gefiel das Lächeln, das immer wieder um ihren schönen Mund spielte.
    Die Luft über dem Tisch erwärmte sich plötzlich. Daghda blickte auf. Ein Eindringling? Er sah zu Morrighan hinüber. Hatte sie ihn hergeholt? Aber nein, sie war so in ihr Tun vertieft, dass sie die Störung noch nicht einmal bemerkt hatte. Daghda ließ den Knochen zu Boden fallen, wischte sich die Hand an seiner Tunika ab, zog sein Schwert und setzte es dem ungebetenen Besucher just in dem Moment auf die Brust, in dem dieser sich materialisierte.
    Es war eine Sie, die kleine weiße Fee Sinann. Ihre Augen wurden groß, als sie das auf sie gerichtete Schwert sah, und sie wich ein Stück zurück. »Was hast du hier zu suchen?«, knurrte Daghda. Eigentlich hätte er sie auf der Stelle töten sollen. Niemand drang hier ein, ohne dazu aufgefordert worden zu sein! Aber er wusste, dass Morrighan Sinann leiden sehen wollte. Außerdem war er neugierig. Er bohrte der Fee die Schwertspitze leicht in die Halsgrube und wiederholte seine Frage.
    »Ich möchte, dass ihr beide den Sterblichen in Ruhe lasst.« Das Weiße ihrer Augen wurde allzu sehr sichtbar und verriet ihre Angst, obwohl sie mit fester Stimme sprach und herausfordernd das Kinn

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