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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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Bestes. Aber es wird nicht leicht sein. Ich brauche entweder einen untadeligen Zeugen, der Breandán entlastet, oder den wahren Mörder. Und ich habe nicht viel Zeit. Die nächste Gerichtssitzung findet bereits in zwei Wochen statt.«
    Amoret barg das Gesicht in den Händen. Sie war den Tränen nah. »Ich hätte ihn nicht gehen lassen dürfen. Ich hätte ihn zurückhalten müssen.«
    »Mylady, noch ist nicht alles verloren. Ich werde Breandán morgen früh im Kerker aufsuchen. Vielleicht kann er mir etwas sagen, was mir weiterhilft.«
    »Ich werde mitkommen«, stieß die junge Frau hervor.
    Jeremy erhob sich ruckartig und schüttelte den Kopf. »Nein, Mylady, das erlaube ich nicht. In Eurem Zustand wäre das viel zu gefährlich.«
    »Das ist mir egal. Ich will ihn sehen.«
    Jeremys Stimme wurde streng. »Auf keinen Fall. Ihr habt keine Vorstellung, was für ein Ort das Newgate ist. Ihr könntet gestoßen werden und stürzen oder Euch eine schwere Krankheit holen. Ich verlange, dass Ihr schwört, das Gefängnis nicht zu betreten. Zumindest bis das Kind geboren ist.«
    »Also gut, ich schwöre es Euch. Aber Ihr müsst morgen gleich zu mir kommen, wenn Ihr Breandán gesehen habt.«
    Sie übergab Jeremy noch eine prall gefüllte Geldbörse, damit der unglückliche Gefangene im Newgate keine Not leiden musste.

 Vierunddreißigstes Kapitel 
    B evor Jeremy am nächsten Morgen das befestigte Torhaus betrat, gab er in einer der Garküchen auf der Newgate Street den Auftrag, dem Häftling Mac Mathúna täglich eine warme Mahlzeit ins Gefängnis zu schicken, und bezahlte eine Woche im Voraus. Dann mietete er beim Kerkermeister ein Bett in einem der besseren Zimmer auf der herrschaftlichen Seite und brachte Breandán dort unter. So würde er es einigermaßen bequem haben und brauchte nicht zu hungern.
    Die anderen wohlhabenden Gefangenen, mit denen der Ire das spärlich möblierte Zimmer mit den nackten Steinwänden und dem vergitterten Fenster teilen musste, vergnügten sich in der Schankstube, und so waren sie allein. Wortlos machte sich Jeremy daran, Breandáns Kopfwunde neu zu verbinden. Er wartete darauf, dass der junge Mann sprechen würde, doch dieser blieb stumm und in sich gekehrt wie am Tag seiner Verhaftung. Seufzend ließ sich der Priester neben ihm auf das mit Stroh gefüllte und mit einer Wolldecke und Laken versehene Bett nieder und sah ihm forschend ins Gesicht. Breandáns Wangen und Kinn waren von einem dunklen Bartschatten bedeckt, der seine erloschenen Augen noch düsterer erscheinen ließ. Nun, da Jeremy wusste, dass der Ire unschuldig war, verstand er dessen Verschlossenheit noch weniger.
    »Ich glaubte, ich hätte Euch mehr Demut gelehrt, mein Sohn«, sagte er streng.
    Die dumpfen blauen Augen seines Gegenübers streiften ihn flüchtig, nur um sofort wieder hinter schweren, abweisenden Lidern zu verschwinden.
    »Warum seid Ihr so verstockt? Warum schweigt Ihr?«, versuchte es Jeremy weiter, und als keine Antwort kam: »Ich weiß ohnehin, was sich zwischen Euch und Sir John Deane abgespielt hat. Soll ich es Euch beschreiben? Ihr seid beim Verlassen von Lady St. Clairs Haus auf den Ratsherrn getroffen. Er reizte Euch, und Ihr fordertet Genugtuung. Beim anschließenden Kampf verwundete Euch Deane am Arm, aber es gelang Euch, ihn zu entwaffnen und niederzuschlagen. Da er bewusstlos war, ließet Ihr ihn liegen und machtet Euch auf den Weg nach Hause. Dabei traft Ihr auf einen Nachtwächter, der später die Häscher auf Eure Spur brachte. Ihr seht also, ich weiß, dass Ihr Deane nicht getötet habt.«
    Während Jeremy seine Schlussfolgerungen darlegte, wandte sich ihm Breandán erstaunt zu. Ein Funken von Leben kehrte in seine blauen Augen zurück.
    »Es ist wahr, ich habe ihn nicht umgebracht.«
    »Es muss ein Schock für Euch gewesen sein, als Ihr hörtet, er sei tot.«
    »Ja.«
    »Aber Ihr wart nicht sicher, ob es nicht vielleicht doch Euer Schlag war, der ihn tötete. Nun, ich kann Euch beruhigen. Sir John Deane wurde mit seinem eigenen Degen durchbohrt – von hinten.«
    Breandán legte verwirrt die Stirn in Falten. »Aber wie ist das möglich?«
    »Was habt Ihr mit dem Degen gemacht, mein Sohn?«
    »Als ich Deane entwaffnet hatte, schleuderte ich den Degen außer Reichweite.«
    »Er lag also irgendwo im Hof auf der Erde. Der Mörder bemerkte ihn, hob ihn auf und rammte ihn dem bewusstlosen Deane in den Rücken«, schlussfolgerte Jeremy. »Breandán, es ist wichtig, dass Ihr Euch erinnert. War da

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