Die Richter des Königs (German Edition)
Waffe fiel klirrend zu Boden. Ein zweiter Schlag zielte auf seinen Kopf, doch Godfrey duckte sich geistesgegenwärtig und glitt zur Seite. Der Hieb riss ihm lediglich den Hut herunter. Noch ehe die Männer ihm nachsetzen konnten, erschallte ein Ruf, und schnelle Schritte wurden hörbar. Jeremy wandte den Kopf und atmete auf, als er zwei der Hauswächter mit ihren Hellebarden heransprinten sah. Im nächsten Moment waren es die Räuber, die sich, in die Enge getrieben, gegen die Häuserwand pressten, die wütenden Blicke auf die mörderischen Stahlspitzen geheftet, die sich drohend auf ihre Brust richteten.
Edmund Godfrey wischte sich erleichtert mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn und hob seinen Degen auf.
»Ich danke Euch, Männer«, sagte er keuchend. »Ihr kamt zur rechten Zeit.«
»Immer zu Diensten, Master Godfrey«, antworteten die Wachleute wie aus einem Mund.
»Bringt die beiden Übeltäter ins Gatehouse. Ich werde mich morgen mit ihnen befassen.« Godfrey musterte Jeremy mit besorgtem Blick. »Seid Ihr in Ordnung, Doktor?«
»Ja, es tut mir Leid, Sir. Ich war Euch keine große Hilfe.«
Der Magistrat machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ihr wart unbewaffnet. Dafür war Eure Stimme umso hilfreicher.«
Nachdem Godfrey seinen Degen wieder in die Scheide gesteckt hatte, setzten sie ihren Weg fort. Bald tauchte der massige Schatten des Ludgate vor ihnen auf. Godfrey rief die Wachposten an und gebot ihnen, sie passieren zu lassen. Obwohl Jeremy versicherte, dass er den Rest des Weges ohne Schwierigkeiten allein zurücklegen könne, bestand der Magistrat darauf, ihn bis zur Paternoster Row zu begleiten. Bevor er ihn verließ, sagte er noch: »Wenn Ihr neue Hinweise über den Juristenmörder habt, lasst es mich wissen. Ich möchte diesen Kerl nur allzu gerne selbst verhaften und in den Kerker schaffen.«
Jeremy dankte ihm noch einmal für seinen Beistand und schleppte sich zu Tode erschöpft über die Schwelle. Es verlangte ihn nur noch danach, sich ins Bett fallen zu lassen und zu schlafen, doch da gab es noch etwas, das er vorher unbedingt tun musste. Mit letzter Kraft zwang er seine Füße in die Küche, in der ein Waschbottich stand, den er regelmäßig zum Baden benutzte, und begann, ihn mühsam mit Wasser aus der Pumpe zu füllen. Dann machte er Feuer, warf Godfreys Umhang hinein und kletterte in den Zuber. Eine halbe Stunde lang verbrachte Jeremy nun damit, seinen Körper von Kopf bis Fuß mit einer groben Seife abzuschrubben, um das Pestgift zu entfernen, das an seiner Haut klebte. Insgeheim befürchtete er jedoch, dass es bereits zu spät war.
Sechsundvierzigstes Kapitel
M ylady, wann werden wir endlich die Stadt verlassen? Seine Majestät und die anderen Höflinge sind doch bereits seit drei Tagen fort!«, klagte die Kammerzofe. »Diese Woche sind es schon vierhundertsiebzig Pesttote. Wenn wir nicht bald aufbrechen, werden wir alle sterben!«
»Helen, hör auf, mir ständig in den Ohren zu liegen. Wir werden bald abreisen«, erklärte Amoret gereizt.
Die unablässige Jammerei der Kammerfrau war nicht gerade dazu angetan, Amorets Laune zu bessern. Sie machte sich Sorgen um Pater Blackshaw. Am Tag seiner Abreise hatte der König sie gedrängt, ihn zu begleiten, und sie hatte beschlossen, einen letzten Versuch zu unternehmen, den Jesuiten umzustimmen. Doch sie hatte ihn nicht in der Paternoster Row angetroffen, und der verstockte Geselle hatte ihr nicht sagen können oder wollen, wann er zurückkehren würde. Schließlich hatte sie entschieden, zumindest noch so lange in London zu bleiben, bis sie mit Jeremy gesprochen hatte. Charles gegenüber versicherte Amoret, dass sie ihm innerhalb weniger Tage folgen würde, und vertraute ihm ihren Sohn mitsamt dessen Amme und einem Teil ihrer Dienerschaft an. Morgen für Morgen schickte sie nun einen ihrer Lakaien zur Paternoster Row, um sich nach Dr. Fauconer zu erkundigen, doch ohne Erfolg. Der Jesuit schien wie vom Erdboden verschluckt.
Ungeduldig wartete sie auch an diesem Tag auf die Rückkehr des Dieners. Sie hatte ihn angewiesen, bis zum Abend in der Chirurgenstube zu warten. Als der Bursche endlich erschien, ahnte Amoret bereits, welche Nachricht er ihr brachte.
»Es tut mir Leid, Mylady«, berichtete der Lakai. »Dr. Fauconer ist den ganzen Tag nicht gekommen. Und er hat auch keine Nachricht geschickt.«
»Danke, Stewart«, antwortete Amoret nachdenklich. Dann fasste sie einen Entschluss. »Sag dem Kutscher, er soll anspannen
Weitere Kostenlose Bücher