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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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Opfern des Juristenmörders … der Mörderin , wie er jetzt wusste. Die Apothekerfrau hatte die Medizin vergiftet, in der Hoffnung, den Ratsherrn treffen zu können. Dieser verdankte es offenbar nur seiner guten Gesundheit, dass er die Arzneien bisher nicht angerührt hatte. Die Magd hatte weniger Glück gehabt.
    Als Richter Trelawney und er das Motiv des Mörders entdeckt hatten, waren sie sich einig darin, die Tatsache geheim zu halten, dass sie einen Verwandten von Jeffrey Edwards oder zumindest jemanden aus seiner Heimat suchten, um den Schuldigen in Sicherheit zu wiegen. Nur bei den verbliebenen Ratsherren und den Geschworenen von Edwards’ Gerichtsverhandlung hatte Sir Orlando eine Ausnahme gemacht, als er sie vor der Gefahr, in der sie schwebten, gewarnt hatte. Zweifellos hatte Sir Henry daraufhin auch seine Dienerschaft in Kenntnis gesetzt. Vermutlich hatte also Gwyneth von einem der Dienstboten das Geheimnis erfahren. Sie hatte erkannt, dass sie als Waliserin fortan zu den Verdächtigen zählte und sich vorsehen musste. Es musste ein Schock für sie gewesen sein, als sie von dem Gespräch zwischen ihrem Gatten und Dr. Fauconer erfuhr. Wenn jemand aus Sir Henrys Haushalt nach der Einnahme der von ihr ausgelieferten Arzneien starb, würde dieser sofort wissen, dass sie die Mörderin war. Und so entschloss sie sich, auch ihn zu töten, bevor er sie entlarven konnte. Sie hatte ihn in jener Nacht überfallen und auf ihn eingeschlagen. Nur das Auftauchen des Totenkarrens hatte ihn gerettet. Sicher hoffte sie nun darauf, dass er an der Pest sterben würde. Aber sobald sie erfuhr, dass er überlebt hatte, würde sie es gewiss wieder versuchen, denn er war der Einzige, der zwischen ihr und den Menschen stand, die zu töten sie geschworen hatte.
    Auf der Treppe erklangen Schritte und unterbrachen Jeremys Gedankengang. Zuerst glaubte er, es sei die Pflegerin, so schleppend und schwerfällig hörten sich die Bewegungen an, doch dann sah er Amoret auf der Schwelle auftauchen. Ein Blick in ihr Gesicht verriet ihm, dass etwas nicht stimmte. Sie sah bleich und krank aus, und es schien ihr Mühe zu bereiten, sich auf den Beinen zu halten. Ohne ihn anzusehen, stellte sie einen Krug Rheinwein auf den Tisch neben seinem Bett und wollte wieder gehen, doch er hielt sie zurück.
    »Amoret, was ist mit Euch?«, fragte Jeremy besorgt.
    Sie zwang sich zu einem schwachen Lächeln, das ihr gründlich misslang. »Ich bin nur müde, Pater.«
    »Nein, Ihr seid krank!«, stöhnte er. »Ich habe dich angesteckt. Amoret, nein, das darf einfach nicht sein.« Verzweiflung überflutete ihn und schnürte ihm die Kehle zusammen. »Es ist meine Schuld … es tut mir so Leid. Amoret …« Er hatte ihre Hände ergriffen und zog sie zu sich, weil ihm die Worte fehlten. Völlig fassungslos ließ er seine zitternden Finger über ihre Arme, ihre Wangen, ihre Stirn gleiten. Es dauerte eine Weile, bis ihm auffiel, dass etwas fehlte.
    »Du hast kein Fieber«, stellte Jeremy verwirrt fest. »Hast du Schmerzen?«
    »Entsetzliche Magenschmerzen. Ich musste mich übergeben, aber mir ist immer noch übel.«
    »Seit wann fühlst du dich schlecht?«
    »Noch nicht lange … ich glaube, seit ich von der Milch getrunken habe.«
    Jeremy zuckte alarmiert zusammen. »Welche Milch?«
    »Mistress Bloundel war hier und brachte sie. Sie sagte, sie sei für Euch. Dazu gab sie mir ein Pulver, ein Stärkungsmittel, das Euch schneller auf die Beine bringen sollte.«
    Jeremy war den Tränen nahe. »Es war Gift, wahrscheinlich Arsenik. Hör mir jetzt genau zu, Amoret. Du musst dich übergeben, bis alles, was du noch im Magen hast, raus ist. Sag der Pflegerin, sie soll dir helfen. Dann nimm ein Stück Holzkohle, zerstampfe sie und löse sie in einer Flüssigkeit auf, Wein, Dünnbier, was da ist. Davon musst du so viel wie möglich trinken. Hast du verstanden?«
    Sie nickte stumm, raffte sich auf und lief nach unten in die Küche. Sie brauchte kein Brechmittel, um seinen Anweisungen nachzukommen. Die Übelkeit war unerträglich geworden. Erst als sie nichts mehr hervorwürgen konnte, rief sie nach der Pflegerin, während sie die Holzkohle zerkleinerte und in einen Krug Wein rührte. Doch als sie nur wenige Schlucke getrunken hatte, musste sie sich erneut übergeben.
    »Gevatterin Barton, wo bist du?«, rief Amoret, als sie wieder zu Atem gekommen war.
    Sie hörte ein Röcheln, und als sie die kleine Kammer neben der Küche betrat, sah sie die alte Frau in ihrem Erbrochenen

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