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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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Mann?«
    »Daniel Cooper, Sir.«
    »Ich muss Euch bitten, einen Botengang für mich zu erledigen, Mr. Cooper«, sagte Jeremy, der spürte, wie sein Körper wegen der anstrengenden Stellung zu zittern begann. »Kennt Ihr das Haus des Ratsherrn Sir Henry Crowder?«
    »Ja, Sir, es ist nicht weit von hier.«
    »Geht unverzüglich dorthin und fragt nach, ob es in Sir Henrys Haushalt in den letzten Wochen einen Krankheitsfall gegeben hat, ganz gleich, welcher Art. Wendet Euch an die Dienstboten und horcht sie aus. Es ist sehr wichtig. Beeilt Euch! Ich gebe Euch einen Shilling dafür.«
    Der Wächter machte sich sofort auf den Weg. Auch er gehörte zu den Armen des Kirchspiels, die jeden zusätzlichen Penny zu schätzen wussten. Den Schlüssel für das Vorhängeschloss, das die Tür sicherte, nahm er mit sich, wie es seine Aufgabe war.
    Mit Hilfe der Krücken richtete sich Jeremy wieder auf, schloss den Fensterflügel und schleppte sich mit zusammengebissenen Zähnen zum Bett zurück. Am Ende seiner Kräfte erreichte er es, lehnte die Krücken an die Wand und ließ sich in die Kissen sinken. Von seiner Stirn floss kalter Schweiß. Diese geringe Anstrengung hatte ihn so erschöpft, dass er sich nicht mehr rühren konnte. Aber seine Gedanken waren noch immer klar. Ärgerlich verwünschte er die Pest, die seinen Geist so lange außer Gefecht gesetzt hatte. Im selben Atemzug flehte er Gott an, dass es während seiner Krankheit nicht ein weiteres Mordopfer gegeben hatte. Sobald der Wachmann zurückkehrte, würde er es wissen. Verbissen kämpfte Jeremy gegen die Müdigkeit an, die in Wellen über ihn hinwegströmte. Er musste wach bleiben! Er musste … doch sein geschwächter Körper ließ sich nicht zwingen …

 Achtundvierzigstes Kapitel 
    A moret holte gerade einige Kräuter aus der Offizin, als jemand leise an die vernagelten Fenster klopfte. Verwundert schlug sie die inneren Läden zurück, öffnete den Fensterflügel, soweit es die von außen befestigten Bretter zuließen, und spähte durch einen Spalt zwischen den Latten.
    »Wer ist da?«, fragte sie.
    »Eure Nachbarin, Gwyneth Bloundel. Ich wollte mich erkundigen, wie es um Dr. Fauconer steht.«
    »Ach ja, Ihr seid die Frau des Apothekers. Als Ihr das letzte Mal nachgefragt habt, war er noch sehr schwach. Doch jetzt geht es ihm besser. Er kann schon wieder aufstehen.«
    »Das freut mich, Madam«, versicherte die Waliserin. »Ich war heute Morgen am Stadttor, wo die Landleute ihre Waren feilbieten, und habe Milch gekauft. In letzter Zeit bekommt man nur noch selten welche, seit die Milchmägde sich nicht mehr trauen, die Stadt zu betreten. Ich dachte, ein wenig frische Milch würde Dr. Fauconer gut tun, deshalb habe ich Euch einen Krug mitgebracht. Der Wächter ist gerade weg. Wenn Ihr das Fenster noch ein wenig weiter öffnet, kann ich Euch den Krug an diesem losen Brett vorbei reinreichen.«
    »Vielen Dank!«, rief Amoret erfreut. »Ich weiß gar nicht mehr, wann ich zum letzten Mal frische Milch gesehen habe.«
    Sie nahm den Krug entgegen und stellte ihn auf dem Fenstersims ab.
    »Nehmt das auch noch«, fügte Gwyneth mit einem Lächeln hinzu. »Mischt dieses Pulver in die Milch. Es ist ein Stärkungsmittel, das Dr. Fauconer schneller wieder auf die Beine bringen wird.«
    Amoret dankte ihr noch einmal und brachte die Milch und das Säckchen mit dem Pulver in die Küche. Im Nebenraum war die Pflegerin gerade dabei, Laken zu waschen. Während Pater Blackshaws Krankheit hatte sie die Laken, auf denen er gelegen hatte, verbrannt, doch inzwischen waren nur noch zwei übrig, die nun zwangsläufig gewaschen werden mussten. Bevor Amoret die Milch in einen Topf goss, um sie auf der Feuerstelle zu erwärmen, trank sie selbst einen Schluck. Sie war tatsächlich frisch und schmeckte gut. Während die Milch auf dem Feuer stand, öffnete Amoret das Säckchen und schüttete das Pulver in eine Schale. Es roch stark nach Zimt. Vermutlich hatte die Apothekerfrau verschiedene Gewürze und Zucker zusammengemischt. Als die Milch gekocht hatte, rührte Amoret das Pulver hinein, füllte einen Zinnbecher und stellte den Topf mit dem Rest in die Nähe des Feuers. Jeremy würde sich über die Abwechslung sicher freuen, deshalb ging sie sofort in seine Kammer hinauf, um ihm die Milch zu bringen. Zu ihrer Enttäuschung sah sie jedoch beim Eintreten, dass er tief und fest schlief. Einen Moment lang stand sie unschlüssig an seiner Seite, entschied dann aber, dass er seinen Schlaf bitter

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