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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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unschätzbare Erkenntnisse auf Papier, Pergament und ähnlich brennbaren Materialien festgehalten worden waren, hatten die Alchemisten kurz nach Kims Studienantritt ein eigenes Fakultätsgebäude außerhalb der Stadtmauern erhalten, damit im Falle eines Falles nicht die wertvollen Folianten oder gar ganz Allathurion ein Raub der Flammen wurde.
    »Was, bei den siebenschwänzigen Feuerteufeln, ist das?«, entfuhr es Fabian.
    »Da wo wir studiert haben, nennt man das ein Laboratorium«, brummte Burin trocken. »Das siehst du doch.«
    »Aber welchem Zweck dient es?«
    »Ich habe keine Ahnung«, entgegnete Burin.
    »Lasst uns weitergehen. Die Zeit drängt«, ließ sich Gregorin vernehmen, der offensichtlich nicht neugierig war, zu erfahren, was in dieser Alchemistenküche vorging.
    Die Gefährten traten ein. Hinter ihnen fiel die schwere Tür ins Schloss, aber sie bemerkten es kaum, weil ihre Aufmerksamkeit viel zu sehr von dem gefangen war, was sich ihren Augen bot.
    Das Laboratorium war ein langgestreckter, etwa vierzig mal fünfzig Schritt großer Raum, durch dessen Mitte der Gang führte. Links und rechts vom Gang befanden sich langgestreckte steinerne Tische, auf denen seltsame Gerätschaften aus Glas, Metall und Keramik standen: Fläschchen, Gläser, Phiolen, Kessel und Schalen, Waagen, Stundengläser, Hydro-, Baro- und Thermometer, Astrolabien und Seismographen sowie allerlei Behältnisse, wie sie den Alchemisten dienten, ihre merkwürdigen Mixturen und Tränke zu verrühren, zu kochen und dann zur Explosion zu bringen: Mörser und Tiegel, Kolben und monströse zwei- und dreihälsige Destillierhelme, aus denen lange durchsichtige Rohre zu anderen Behältern liefen, Sand- und Wasserbäder, Aludele, Spatulae, Matrassen, Athanore und Retorten unterschiedlichster Art.
    Die Wand zur Linken war voll von Regalen, in denen allerlei Dosen und Töpfchen standen, welche mit geheimnisvollen Zeichen beschriftet waren. Doch was in diesen Behältnissen einst lebende Materie gewesen sein mochte, welche die kundige Hand des Experimentators, vom Forschergeist beflügelt, zu neuen, faszinierenden Aktionen und Reaktionen gebracht hatte, war nun längst zu Staub vertrocknet.
    Überall häuften sich Stöße von Pergament, die einstmals ordentlich in irgendwelchen Ablagen gelegen haben mochten, nun aber völlig planlos verstreut waren. In Kim brach der Antiquar durch, dem es in den Fingerspitzen juckte, sich einmal näher mit den zweifellos kostbaren Aufzeichnungen zu befassen, sie zu ordnen und zu katalogisieren; er erkannte jedoch, dass ihnen wohl kaum die Zeit bleiben würde, Ordnung in dieses Chaos zu bringen.
    Vielleicht, wenn das alles vorbei ist … , dachte er bei sich und seufzte.
    Das Erstaunlichste im ganzen Raum war allerdings die Wand zur Rechten. Über die ganze Fläche verteilt, zogen sich Rohre und Schächte, aus denen sich, mechanischen Schlangen gleich, Stränge hervorwanden, mal dick gerippt und gedreht wie Schiffstaue, mal fein wie Wurzelwerk. Sie alle führten zu einem monströsen Gebilde in der Mitte der Hallenwand, das einem gewaltigen Ofen glich. In der Mitte sah man so etwas wie eine metallene Ofenklappe, die fast drei Ffuß hoch war, als wäre sie dazu gedacht, darin ganze Schafe oder halbe Rinder zu braten. Überall waren Schalter zum Kippen, Drehen und Umlegen. Unten gab es eine lange Reihe von Vorrichtungen, die aussahen wie gewaltige Zapfhähne. Alles war grün angelaufen und geschwärzt vom Alter.
    »Siehst du das, Burin?«, fragte Kim den Freund.
    »Ja. Seltsam, nicht wahr …?«
    Gregorin, der ihnen einige Schritte voraus war, erreichte in diesem Augenblick die Tür an der anderen Schmalseite des Raumes und wollte sie öffnen. Die Tür hatte weder Knauf noch Klinke, und sie war verschlossen.
    »Lass mich mal«, sagte Fabian, aber auch mit gemeinsamen Kräften gelang es ihnen nicht, die schwere Holztür zu bewegen, so sehr sie auch zerrten und schoben.
    »Gibt es keinen Schlüssel?«, fragte Kim.
    Sie suchten, aber in dem Gewirr von Gerätschaften auf den Tischen fand sich nichts, was einem Schlüssel ähnelte. Burin versuchte es mit einem gebogenen Metallstab als Dietrich, und seine kurzen Finger erwiesen sich dabei als erstaunlich geschickt. Das Ergebnis blieb jedoch das gleiche: Die Tür war zu, und sie ließ sich nicht öffnen.
    »Müssen umkehren«, fasste Gwrgi das Unvermeidliche in Worte.
    »Marina, wie gelangen wir nach oben? Und wie lange brauchen wir dafür?« Kim dachte an all die Zeit, die

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