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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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gescheitert. Nun sollen uns diese Kreaturen zu Tode hetzen!«
    »Ich fürchte, dass sich Burins Hoffnung nicht erfüllen wird«, sagte Fabian. »Das Ereignis bezieht sich auf uns. Wir werden nicht unbehelligt bleiben.«
    »Ich sage«, quäkte Gwrgi, »nicht reden. Laufen!«
    »Und zwar hurtig«, stimmte Kim zu.
    Sie marschierten nicht mehr, sie rannten. In der Ferne erklang wieder jener Laut, und diesmal blieb es nicht bei einem. Weitere Stimmen fielen in das Geheul ein, ein Gesang des Schreckens, der jedem der Gefährten die Haare zu Berge stehen ließ. Es klang, als habe ein halbes Dutzend Schattenhunde ihre Witterung genommen.
    Dann verstummte das Heulen. Doch die Stille lastete umso schwerer auf ihnen. Es war wie die Ruhe vor dem Sturm; und der Elbe bestätigte diese Vermutung:
    »Lauft um euer Leben!« Gilfalas’ Stimme überschlug sich. »Jetzt jagen sie!«
    Keuchend rannten sie weiter. Kim warf einen Blick über die Schulter. Nichts war zu sehen, und doch glaubte er schon den heißen Atem der Bestien zu spüren. Angst stieg in ihm auf.
    Was waren das für Geschöpfe, die sich an ihre Fersen geheftet hatten? Allein ihr Heulen reichte aus, um Furcht und Schrecken zu säen. Er hatte nicht das Bedürfnis, sie von nahem zu sehen, aber eine innere Stimme sagte ihm, dass ihm diese Begegnung wohl nicht erspart bleiben würde.
    »Schweigen machen mehr Angst als Gejaule«, quäkte Gwrgi, in seine alte Redeweise zurückfallend.
    Ein Gehölz aus Birken, Weiden und Pappeln tauchte vor ihnen auf. Für Kim ein sicheres Zeichen, dass dort ein Bach floss, der dem Ander zustrebte. Vielleicht konnten sie die Schattenhunde verwirren, indem sie durch den Bach liefen und so ihre Spur verwischten.
    Der Rucksack schlug ihm beim Laufen immer wieder auf den Rücken, und Kim verfluchte ihn, wagte es aber nicht, sich von ihm zu trennen. Immerhin bekam er nun einen Eindruck davon, was die Legionäre des Imperiums während ihrer Ausbildung durchzumachen hatten – nur wurden sie dabei nicht zugleich von den Ausgeburten der Nacht gehetzt.
    Sie erreichten das Gehölz und trafen, wie Kim vermutet hatte, auf einen Bach, der zunächst parallel zur Stufe floss und sich dann nach Nordwesten wandte, um sich irgendwann mit dem Ander zu vereinen. Wie schön wäre es, am Ufer dieses Baches zu sitzen, mit der Angel in der Hand, und dem Gezwitscher der Vögel zu lauschen, ging es Kim durch den Kopf. Doch hier sangen keine Vögel.
    »In den Bach!«, befahl Gregorin.
    »Hat keinen Sinn«, rief Gilfalas. »Die Schattenhunde finden ihre Spur nicht mit der Nase. Ihnen stehen andere Sinne zur Verfügung. Wir würden uns nur unnötig anstrengen und Zeit verlieren, wenn wir im Bach herumwaten.«
    Gregorin fluchte. Dann fing er sich. »Aber rüber müssen wir«, sagte er nur.
    Sie machten sich gar nicht erst die Mühe, eine Furt zu suchen; denn es war zu erkennen, dass selbst die Kleinsten von ihnen den Bach ohne Schwierigkeiten würden durchqueren können. Das eiskalte, klare Wasser des Baches spritzte Kim ins Gesicht. Der Schock hielt sich in Grenzen, ja, die Kühle war sogar angenehm, und für einen Augenblick glaubte Kim sich erholt. Doch dieses Gefühl hielt nicht lange vor, denn die Erfrischung schwand schnell, als sie auf der anderen Seite des Baches, dem Abhang der Stufe folgend, weiterrannten.
    Wieder erklang das Heulen, und Kim gefror das Blut in den Adern. Unheilvolle Visionen drängten sich in sein Bewusstsein. Es rührte an Kindheitserinnerungen, die er längst überwunden geglaubt hatte. Doch nun standen sie wieder vor seinen Augen, als hätte er es erst gestern erlebt, dass …
    Er schüttelte die Furcht ab. Nein, das durfte nicht sein. Aber warum erinnerte es ihn an jenes schreckliche Ereignis vor mehr als zwanzig Jahren? Die Angst ergriff mehr und mehr Besitz von ihm. Und verschwand in dem Moment, als das Heulen verstummte.
    Kim atmete auf, aber er hörte nicht auf zu laufen. Er hatte keinen Blick für seine Gefährten, denen es nicht viel anders ergangen war als ihm. Als das Heulen verstummte, fiel von ihnen allen eine große Last ab. Das Herz eines jeden war für einige Schläge im Griff der Angst gewesen.
    Weiter ging es. Sie gönnten sich keine Pause, aber schon glaubte Kim hinter sich ein Schnüffeln zu hören, wie er es von Jagdhunden kannte. Er riskierte einen Blick über die Schulter und sah hinter einem niedrigen Dornbusch die Luft flimmern. Für einen Lidschlag glaubte er riesige Fangzähne blitzen zu sehen. Ein Knurren klang auf,

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