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Die Ringe des Tantalus

Die Ringe des Tantalus

Titel: Die Ringe des Tantalus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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auf die grüne Mauer des Waldes zu.
     

 
14.
     
    Als Conrad den Wald betreten hatte, fühlte er sich plötzlich beobachtet. Er blieb stehen, blickte sich um und sah nichts. Er zuckte mit den Schultern und marschierte weiter, ohne das Gefühl zu beachten. Doch bald trat ihm der Schweiß auf die Stirn, obwohl es im Wald angenehm kühl war.
    »Verdammt noch mal«, sagte er laut, »ich habe doch wohl das Recht, ein bißchen Angst zu haben. Immerhin bin ich vom Himmel gefallen, habe mir den Arm gebrochen und muß zu Fuß zum Schiff marschieren. Und ich weiß so gut wie nichts über diese Mistwelt … Kein Wunder, daß mir der Schweiß in Strömen runterläuft.« Plötzlich mußte er wieder wie wild lachen, bis er sich zurief: »Laß das, Conrad! Du machst dich einer Befehlsverweigerung schuldig. Immerhin hast du bereits den Kopter verloren und auch noch vergessen, das Lasergewehr mitzunehmen. Dafür wirst du zur Verantwortung gezogen und vor ein Kriegsgericht gestellt.« Das funktionierte, zumindest für eine Weile. Aber irgendwie wirkte das grüne Dach des Walds hypnotisch auf ihn, und das Gefühl, beobachtet zu werden, wuchs.
    Conrad wollte ein kleines Experiment starten. Unvermittelt rannte er fünfzig Schritt weit, blieb dann ruckartig stehen und lauschte. Der Schmerz in seinem Arm kehrte wieder und behinderte ihn in seiner Konzentration. Brach da wirklich etwas durch das Unterholz? Conrad war sich nicht sicher. Das Geräusch stoppte so abrupt, wie er stehengeblieben war. Er setzte sich ins Gras und wartete, bis die Schmerzwelle im Arm vorüber war. Nach einigen weiteren Dextrose-Tabletten machte er sich wieder auf.
    Schließlich fand er sich flach auf dem Boden wieder. Er war nicht etwa gestolpert, sondern einfach umgekippt. Conrad sah auf den Verband. Er war rot und feucht. Und tropfte. Immer noch hatte Conrad das Gefühl, beobachtet zu werden, aber irgendwie schien ihm das jetzt nicht weiter wichtig zu sein.
    Als das Dröhnen in seinen Ohren vorüber war und der Nebel vor seinen Augen sich verzogen hatte, stolperte er weiter. Es erschien ihm als gute Idee, seine Schritte zu zählen. Zumindest hatte er dann etwas, womit er seinen Geist beschäftigen konnte.
    Er kam bis zweihundertsiebenundvierzig, bevor er wieder auf der Nase lag. Beim nächsten Mal kam er bis zweihundertdreiundzwanzig.
    Wassertrinken. Traubenzucker. Er schwitzte nicht mehr. Dafür zitterte er am ganzen Leib.
    »Auf mit dir, fauler Sack!« versuchte er, sich zu provozieren. »Bist du ein Mann oder eine Maus? Auf, marsch, marsch!«
    Conrad kam die Stimme irgendwie bekannt vor, aber warum war sie so unfreundlich zu ihm?
    Er rappelte sich auf und kam bis einhundertneunzehn. Mit einer unglaublichen Anstrengung kam er wieder hoch. Dreiundsiebzig – oder waren es nur dreiundsechzig?
    Dieses Mal hatte er kaum noch Lust zum Aufstehen. Er versuchte es zweimal. Beim dritten Mal probierte er es mit einem Trick. Er redete sich ein, es sei doch alles nur ein Spiel, kam auch immerhin auf alle viere und streckte dann alle Glieder aus. Als hätte jemand das Licht ausgeknipst, wurde plötzlich alles schwarz um ihn.
    Als nächstes sah er ein riesiges Metallmonster vor sich. Es war ein Riese, eine phantastische Kreatur, die nur vage an einen Menschen erinnerte.
    »Wer bist du?« fragte er matt.
    Er sagte sich, die Stimme, die dir da antwortet, kennst du doch. Aber er war einfach zu müde, um sie zu identifizieren.
    »Boß, ich bin Ihr Schutzengel und ihre gute Fee. Nun ist ja alles gut. Sie haben einen harten Tag hinter sich.«
    Riesige Metallhände senkten sich herab, hoben Conrad auf und hielten ihn wie ein Baby.
    »Nun ruhen Sie sich mal aus, Boß«, sagte die merkwürdig vertraute Stimme. »Es ist alles vorbei. Die Kavallerie ist rechtzeitig gekommen und hat die Indianer in die Flucht geschlagen.«
    KWANGO!
    Conrad war überglücklich, daß ihm endlich eingefallen war, wem diese Stimme gehörte. Kurt Kwango war in ein Exoskelett gestiegen und hatte ihn gesucht.
    Commander Conrad seufzte tief und schlief friedlich ein.
     

 
15.
     
    Das erste, was Conrad sah, als er die Augen aufschlug, war das Gesicht von Lieutenant Smith. Sie war wunderschön.
    »Guten Morgen, James. Ich hoffe, Sie haben wohl geruht. Den Arm habe ich Ihnen geschient, fachmännisch geschient, und Sie mit Antibiotika vollgepumpt. Ein wenig nähen mußte ich auch, ich schätze, die Stickerei wird Ihnen gefallen.«
    »Wie hat Kwango mich gefunden?«
    Sie breitete hilflos die Arme aus. »Sie

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