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Die Ringe des Tantalus

Die Ringe des Tantalus

Titel: Die Ringe des Tantalus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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kam ihm immer noch viel zu schnell näher.
    In einem Moment merkwürdiger Rationalität errechnete er sich seine Überlebenschancen. Zwei zu eins, sagte er sich. Gegen mich. Grund genug für verhaltenen Pessimismus.
    In den letzten Sekunden vor dem Aufprall versuchte er sich an die Verhaltensmaßregeln für solche Fälle zu erinnern. Aber nichts fiel ihm mehr ein.
    Dann fühlte er, wie der Sitz unter ihm zerriß, wie Metall kreischte. Er wurde an die Decke geschleudert, und etwas krachte gegen seinen gesunden Arm. Endlich traf ihn etwas auf den Kopf und brachte Schwärze und Vergessen mit sich.
    Die Ingenieure, die den Kopter konstruiert hatten, hatten gute Arbeit geleistet. Verschiedene Stoßabsorbierungssysteme bewahrten das Fluggerät bei einem Absturz vor der Totalzerstörung und sicherten auch dem Piloten gewisse Überlebenschancen.
    Der Kopter prallte vom Boden ab, traf wieder auf, prallte ab und hüpfte weiter, bis er nach einer Weile endlich zur Ruhe kam. Kopfüber stand er auf dem Boden. Die Rotorblätter hatten sich verbogen. Conrad bekam das alles nicht mehr mit. Er hatte schon beim ersten Aufprall die Besinnung verloren.
     

 
13.
     
    Conrad kämpfte sich ins Bewußtsein zurück. Noch bevor er die Augen öffnete, spürte er Schmerz. Die Versuchung, sich wieder in die Schwärze und das Vergessen zu begeben, wuchs deutlich an. Aber er beschloß, sich weiter ins Licht vorzukämpfen.
    Der Schmerz wurde stärker, Conrad schmeckte Blut. Endlich öffnete er die Augen. Es dauerte seine Zeit, bis er auch etwas erkennen konnte. Dann erkannte er, woher der Schmerz kam. Sein gesunder Arm war gebrochen.
    Verwundert blickte er auf ein Stück Speiche, das sich durch die Haut gebohrt hatte. Was mit der Elle geschehen war, konnte er nicht erkennen. Wollte es auch gar nicht wissen.
    »Gott sei Dank war es nicht der Kunstarm«, sagte er laut. Dann mußte er furchtbar lachen. Wie dumm diese Feststellung doch war. Wenn die Prothese gebrochen wäre, hätte er keinen Schmerz verspürt.
    Jetzt begriff er, daß auch diese Feststellung töricht war. Der Bioarm konnte noch auf dem Tantalus geheilt werden. Der Kunstarm nicht. Er war zu kompliziert, um ihn mit den Bordmitteln der Santa Maria zu behandeln.
    Conrad hatte Schwierigkeiten, mit dem Lachen aufzuhören. Er war oft genug Zeuge von hysterischen Anfällen gewesen. Einmal hatte er einen Mann gesehen, dem der halbe Bauch weggeschossen war und der wie verrückt gelacht hatte. Aber die Hysterie war etwas ganz anderes, wenn sie in einem selbst war. Conrad biß sich auf die Zunge. Er konnte so sein Lachen stoppen und erfuhr auf diese Weise auch, wo das Blut in seinem Mund herkam. Und er verlor nochmals die Besinnung. Als er wieder zu sich kam, befahl er sich, nicht mehr an den gebrochenen Arm zu denken, sondern sich lieber einmal umzusehen, in welche Lage er geraten war.
    Der Kopter war in einem Winkel von fünfundvierzig Grad zum Stehen gekommen. Conrad selbst hing halb aus der Pilotentür. Nur die Sicherheitsgurte hatten ihn vor dem Hinausfallen bewahrt. Der Bioarm hing schlaff über seiner Brust. Blut floß unablässig aus der Wunde. Conrad zwang sich, mit der Armprothese den gebrochenen Arm etwas zu richten, und wünschte sich im gleichen Augenblick, er hätte es nicht getan. Dann überkam ihn auch schon wieder die Schwärze.
    Als er ein weiteres Mal zur Besinnung kam, wußte er sofort, was er zu tun hatte. Mit dem Kunstarm löste er die Sicherheitsgurte und fiel aus dem Kopter. Er hätte erwartet, wieder das Bewußtsein zu verlieren, aber wie durch ein Wunder kam es nicht dazu. Er lag nur auf dem Boden, biß die Zähne zusammen und tat sich selbst unendlich leid.
    Dann überkam ihn Scham. Die Scham war stärker als der Schmerz. Sie verwandelte sich in Ärger. Das gab ihm die Kraft, sich seine Verletzung genauer anzusehen. Er entdeckte, daß er sich nicht nur den Arm gebrochen, sondern auch überall Schnitt- und Schürfwunden erlitten hatte. Als er tiefer einatmete, machte sich ein unangenehmer Schmerz in der Brust bemerkbar. Vielleicht hatte er sich eine Rippe gebrochen, vielleicht aber auch mehr.
    Die Beine waren unverletzt, und das beruhigte ihn sehr. Schließlich war er bei dem langen Rückweg zur Santa Maria auf sie angewiesen. Er hielt den Bioarm mit der Prothese fest und stand auf.
    Die Schwärze drohte, sein Bewußtsein zu überwältigen, und in seinem Kopf machte sich ein Dröhnen breit. Aber zu seiner großen Verwunderung kippte er nicht gleich wieder um. Er

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