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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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ich unsere letzte Runde Tequila bestellten, als McCord mit seinem Trupp Kubaner in Aktion trat – und knapp eine Stunde später geschnappt wurde.
    All dies passierte keine hundert Meter von da entfernt, wo wir saßen, an Limetten nuckelten, Salz leckten und anschließend unseren Souza Gold hinterherkippten und im Flüsterton düstere Worte über das Schicksal von Duane Thomas und die Schweinebande austauschten, die in der National Football League das Sagen hat.
    Die beiden Washington Post -Journalisten Bob Woodward und Carl Bernstein waren zu McGoverns Party an jenem Abend nicht eingeladen – was nicht unpassend war, denn die Gästeliste war beschränkt auf jene, die den tagtäglichen Albtraum der 72er-Kampagne mitgemacht hatten … Leute wie Frank Mankiewicz, Miles Rubin, Rick Stearns, Gary Hart und sogar der Newsweek -Korrespondent Dick Stout, der einen Tag vor der Wahl für seinen letzten Bericht über die zum Scheitern verurteilte McGovern-Kampagne beinahe in zehntausend Meter Höhe über Lincoln, Nebraska, aus der Dakota Queen II des Präsidentschaftskandidaten geworfen worden wäre.
    Aus solchen Leuten bestand die Gästeschar, die sich in jener Julinacht versammelt hatte, um McGoverns letzten Sieg vor der großen Katastrophe zu feiern – ein Absturz, der mit Eagleton anfing und an dessen Ende, kaum zu glauben, aber wahr, »Watergate« stand. Die Ereignisse der letzten sechs Monate hatten so sehr an den Nerven der geladenen Gäste gezehrt – Angehörige des Wahlkampfteams und Journalisten, die von den ersten Vorwahlen in New Hampshire bis zum Wahlabend in Sioux Falls dabei gewesen waren –, dass kaum einer wirklich Lust hatte hinzugehen, aus Angst, dass es dabei zugehen würde wie auf einer Beerdigung.
    Am Ende des Abends, als nur noch zwei Dutzend Hartgesottene übrig waren, die sich nicht drum scherten, dass die Leute von Partyservice schon gegangen und die Lampions verloschen waren und George gezwungen war, seine Privatvorräte zu plündern, drehte sich die Unterhaltung in erster Linie darum, welcher der Geheimdienstleute, die zum Schutz McGoverns abgestellt waren, wohl derjenige gewesen sein mochte, der tagtäglich Jeb Magruder bei CREEP (Committee for the RE-Election of the President) Bericht erstattete, und welcher der zehn oder zwölf Journalisten mit Zugang zum inneren Zirkel von Georges Strategieabteilung derjenige gewesen war, der jeden Monat 1500 Dollar von CREEP kassiert hatte. Dieser Journalist – sein Name ist zumindest der Öffentlichkeit noch nicht enthüllt worden – taucht in den Memos des Weißen Hauses als »Chapman’s Friend« auf; diese mysteriöse Bezeichnung hat in Journalistenkreisen in Washington für einiges Rätselraten gesorgt, bis einer der unter Druck geratenen Exhelfer des Präsidenten irgendwann im privaten Gespräch erklärte, dass »Chapman« einer der Namen sei, die Nixon ab und zu in den guten alten Zeiten benutzte, als er noch unerkannt herumreisen und unter falschem Namen in irgendwelchen obskuren Holiday Inns absteigen konnte.
    R. Chapman, Pepsi-Cola-Repräsentant, New York City … zusammen mit einer Handvoll Freunde, die mit Walkie-Talkies und Kanonen in weißen Schulterhalftern aus Leder herumlaufen … Aber was zum Teufel? Schicken Sie einfach eine Kiste Pepsi rauf, guter Mann, und stellen Sie keine Fragen; wir werden uns erkenntlich zeigen – rufen Sie einfach im Weißen Haus an und fragen Sie nach Howard Hunt oder Jim McCord; die kümmern sich dann um Sie.
    Genau. Oder vielleicht auch Tex Colson, der sich immer mehr als derjenige entpuppt, der in Nixons Abteilung für »schmutzige Tricks« die Strippen zog und hinter all den illegalen, unmoralischen und jedem Ethos widersprechenden Aktionen und »schwarzen Kassen« steckte. Es war Colson, der einmal die Bemerkung machte, für Richard Nixon würde er seine »Großmutter niedertrampeln« … und Colson war es auch, der Egil »Bud« Krogh anheuerte, genannt »der Klempner«, der 1969 Daniel X. Friedman, dem Dekan des Fachbereichs Psychiatrie der Universität Chicago, gegenüber erklärte: »Diejenigen, die sich uns in den Weg stellen, werden wir vernichten. Und gegen uns sind alle, die nicht für uns sind.«
    Colson, der Einzige aus Nixons oberster Kommandoebene, der es bisher geschafft hat, seinen Hals aus der Watergate-Schlinge herauszuhalten, ist es auch gewesen, der Jack Caulfield, Polizeibeamter im Weißen Haus, angewiesen hat, eine Brandbombe in den Büroräumen der renommierten/liberalen Brookings

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