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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Schlamassel gestoßen werden, in den wir uns selbst hineingeritten haben.
    Wo immer auf der Welt ich heutzutage einem Menschen begegne, der für die Freiheit Spaniens gekämpft hat, treffe ich einen Seelenverwandten. In jenen Jahren erlebten wir unsere beste Zeit, und egal, was danach kam und was noch kommen wird, zu solchen Höhen würden wir uns nie wieder aufschwingen können.
    – aus: The Education of a Correspondent von Herbert Matthews
    So viel zu der Idee einer Fortsetzung von Angst und Schrecken im Wahlkampf ’72 . Wenn nicht etwas völlig Unvorhergesehenes geschieht, werde ich die unangenehme Aufgabe, diese billige Rundreise als Chronist zu begleiten, Teddy White überlassen, der schon jetzt irgendwo festsitzt, wo ich gar nicht erst sein möchte.
    Doch man kann dem Ganzen nicht entkommen, ohne sich nicht doch noch in den ersten Vorwahlen zu suhlen, um die Bestätigung mehr oder weniger am eigenen Leib zu erfahren … Und um mich als Vorbereitung auf die kommenden Qualen richtig gründlich deprimieren und runterziehen zu lassen, beschloss ich Anfang Januar, das Büro für Nationale Angelegenheiten an der gleichen Stelle wieder zum Leben zu erwecken, wo ich bereits 1972 und 1974 etliche Zeit verbracht habe. Dies waren die Jahre des Höhenflugs und Absturzes von Richard Milhous Nixon, einem kriminellen Geisteskranken, der außerdem fünf Jahre lang Präsident der Vereinigten Staaten war.
    Hat eine Person in irgendeiner Weise Beischlaf mit einem Tier, oder Beischlaf mit einer männlichen oder weiblichen Person über den After oder den Mund, oder willigt in solchen Beischlaf ein, so macht sie sich eines Verbrechens schuldig und wird mit Zuchthaus nicht unter einem und nicht über drei Jahren bestraft.
    – Anti-Sodomie-Gesetz
des Commonwealth of Virginia, 1792
    Eines der schwierigsten Probleme für Wahlkampfberichterstatter besteht darin, die Kandidaten gut genug kennenzulernen, um sich ein zutreffendes Bild von ihnen zu machen, denn es ist so gut wie unmöglich für einen Journalisten, eine persönliche Beziehung zu einem Kandidaten aufzubauen, sobald dieser den riesigen Sprung vom »krassen Außenseiter« zum »ernsthaften Mitbewerber« geschafft hat. Das Problem stellt sich immer stärker, je höher die Einsätze werden, und wenn ein Kandidat erst einmal genügend Vorwahlen überstanden hat, um sich und seinen Stab zu überzeugen, dass sie die nächsten vier Jahre ihren Lunch in der Messe des Weißen Hauses essen werden, ist er längst über den Punkt hinaus, wo er Zeit oder Lust hat, in einem Journalisten, der nicht bereits persönlich mit ihm bekannt ist, etwas anderes zu sehen als eines von vielen Gesichtern des Wahlkampf-»Pressekorps«.
    Es gibt eine Vielzahl komplexer Theorien über die verschiedenen, aufeinanderfolgenden Phasen einer Präsidentschaftskampagne, doch sagen wir der Einfachheit halber mal, es seien drei: die erste Phase ist der Zeitraum zwischen dem Entschluss, für das Amt des Präsidenten zu kandidieren, und dem Morgen nach der ersten Vorwahl in New Hampshire, wenn das Feld noch immer ziemlich groß ist, die Stäbe und Mitarbeiter noch ziemlich locker und entspannt sind und die meisten Kandidaten nach jeder Unterstützung gieren, die sie kriegen können – vor allem Medienpräsenz, denn die bewirkt, dass ihre Namen in den Gallup-Umfragen auftauchen. Phase 2 ist das »Ausdünnen« des Felds; die Schafe werden von den Böcken getrennt, und es kristallisieren sich zwei oder drei Überlebenden der frühen Vorwahlen heraus, die den Eindruck machen, als könnten sie auch über die Langstrecke gehen und sich eine realistische Chance auf die Nominierung durch die Partei erarbeiten. Phase 3 beginnt dann, wenn die landesweiten Medien, die Meinungsumfragen und Bürgermeister Daley aus Chicago sich zu der Entscheidung durchringen, dass ein Kandidat so viel Schwung entwickelt hat, dass er kaum noch zu stoppen scheint, und es allmählich so aussieht, als sei er ein wahrscheinlicher Kandidat und ein möglicher nächster Präsident.
    Dieses Drei-Phasen-Modell basiert nicht auf besonderem Wissen oder wissenschaftlicher Analyse, doch es beschreibt die Wahlkämpfe der Demokraten von 1972 und 1976 zutreffend genug, um daraus zu folgern, dass ein Journalist, der es während Phase eins nicht geschafft hat, zu einem Kandidaten einen guten Draht aufzubauen, von da an bis zum Wahltag im November weiter seinen oder ihren Instinkten folgen kann, denn sobald Phase zwei beginnt, verändert sich das ganze Leben

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