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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Christen, die versuchten, die lokale Kultur zu infiltrieren – war zugleich der erste Auftritt von Hunter S. Thompsons berüchtigtem Alter Ego Raoul Duke im Rolling Stone.
    Brief von HST an JSW
    8. Juni ’71
    Jann …
    Der beil. Text sollte eigentlich nur einen Absatz lang werden – eher eine Art Witz. Was es jetzt ist, weiß ich selbst nicht. Anscheinend hat es mich mehr beschäftigt, als ich dachte.
    Was zutrifft. Dieser Jesus-Trip wird uns allen die Luft abdrücken, wenn wir nicht schnell handeln. Ich habe erlebt, was der Zen/Makro-Einfluss mit der Realpolitik anrichten kann – und dieser ganze Jesus-Scheiß ist nichts weiter als eine neue Variante der Masche mit der Großen Antwort. Diese beschränkten Arschgeigen verweigern sich jeglicher Einsicht, dass man etwas tun muss. Stattdessen warten sie darauf, dass Die Antwort plötzlich auf irgendeiner verfickten Schriftrolle erscheint – oder vielleicht auch auf einer Tarotkarte.
    Hier jedenfalls hast du ein Memo. Ich halte mich mit Vorschlägen, was man damit machen sollte, zurück. Als Sportredakteur steht mir meines Erachtens ein gewisses Quantum an Verrücktheit zu, doch – ich bin nicht sicher, ob ich dieses Ding abgedruckt sehen möchte mit einem in Kursivschrift abgefassten »Hinweis der Redaktion« des Inhalts »und hier nun das, was unser verrückter Hunter diese Woche zusammengeschrieben hat«. Das letzte Ding über die menschliche Drogentestmaschine reicht mir für den Rest des Sommers.
    O. K. Bis demnächst.
    HST

Memo aus der Sportredaktion: Die sogenannte Jesus-Freak-Panikmache
    2. September 1971
    Eine von unseren Feldforschern eilig durchgeführte Blitzumfrage hat ergeben, dass sich ein Sturm des Wahnsinns an der neoreligiösen Front zusammen braut. Sollte es uns nicht gelingen, uns gegen diesen Irrsinn zu rüsten, könnte er uns an den Rand unserer Handlungsfähigkeit bringen – wenn nicht sogar darüber hinaus. Während der nächsten Monate werden wir mit großer Sicherheit überschwemmt, wenn nicht hinweggespült werden, von einer Flutwelle aus Unfug, Unrat, Dreck & pseudoreligiöser Scheiße jedweder Art und Ausprägung, und dies wird frühestens nach Weihnachten abflauen. Das Phänomen wird sich in mannigfachen gefährlichen Formen manifestieren – und wir müssen entsprechende Maßnahmen ergreifen. Als da wären:
    1) Die Poststelle wird lahmgelegt werden durch eine ständige Flut von Pamphleten, Schallplatten, Brandbriefen und halb verrückten Traktaten von Leuten und/oder kommerziellen Organisationen, die versuchen, aus diesem widerlichen Quatsch Profit zu ziehen. Folglich haben wir bereits Arrangements zur Einrichtung einer zusätzlichen Poststelle getroffen, um unsere eigentlichen Geschäfte geordnet weiterführen zu können.
    2) Wir rechnen damit, dass die Hauptaufzüge Tag und Nacht von einem nicht endenden Ansturm von Irren blockiert sein werden, die versuchen, riesige Kreuze und anderen überdimensionierten Holzkitsch in das Gebäude zu schleifen. Um diesem auszuweichen, sind wir derzeit damit beschäftigt, einen leistungsstarken, elektrisch betriebenen Glaswürfel an der Außenwand des Gebäudes anzubringen, der von den Angestellten, Geschäftspartnern & zu allgemeinen Redaktionszwecken genutzt werden kann. Für den Ein-/Ausgang wird hinter dem Kabuff von David Felton ein Loch in die östliche Wand gestemmt. Die Tür im Erdgeschoss ist durch einen großen Pappkarton auf dem Parkplatz getarnt. Ein bewaffneter Wachmann wird rund um die Uhr im Dienst sein.
    3) Wir rechnen damit, dass die Telefonleitungen dauerhaft von Jesus Freaks blockiert sein werden, die entweder gekauft sind oder von blindwütigem Eifer getrieben und die versuchen werden, Dinge wie »das Gebet des Tages« u. Ä. in unseren redaktionellen Spalten unterzubringen. Unsere Strategie wird darin bestehen, diese Versuche nicht abzuwimmeln, sondern im Gegenteil, diese Anrufe entgegenzunehmen und dann zu einem automatischen Ansagedienst im Keller des Gebäudes weiterzuleiten. Yail Bloor, der weithin bekannte Theologe, hat eine Reihe von Telefonansagen auf Band aufgenommen, die auf Anrufe dieser Art zugeschnitten sind. Anrufer, die sich weigern, diesen Service zu nutzen, können Namen und Telefonnummer hinterlassen, sodass Inspektor Bloor zurückrufen und sich ihnen persönlich widmen kann. Dies wird in dem Zeitraum zwischen zwei und sechs Uhr morgens der Fall sein.
    Dies sind nur einige der speziellen Schrecken, mit denen wir uns von jetzt bis Dezember auseinanderzusetzen

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