Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)
lange zuzutexten [ sic ], bis er der gleichen Ansicht ist, und ihm dann die Buchrechte an »Die Schlacht von Aspen – ein Abgesang auf Freak Power?« im Tausch gegen die komplette Version von Vegas abzutreten. Wobei dieser ganze Handel in vielerlei Hinsicht von der Terminplanung – meine für den 1. September geplante Abreise nach Saigon [ sic ] – abhängt.
Also müssen wir uns zumindest darüber ernsthafte Gedanken machen, wenn du hierherkommst. Sandy sagt, du hast Sonntag und heute noch mal hier angerufen. Sonntag war ich völlig abgemeldet – Lucian Truscott [ein Schriftstellerkollege und Freund von Hunter] war vorbeigekommen mit einem Riesenbeutel Meskalin –, und heute war ich so kosmisch schlecht gelaunt, dass ich keine Lust hatte, mich über irgendwas zu unterhalten. Schon gar nicht über Geld – und du hattest wohl angedeutet, dass sich die Diskussion darum drehen sollte. Und heute Morgen hatte ich einen Zahnarzttermin, der absolut beschissen verlaufen ist: eine der hässlichen Nebenwirkungen des Vegas-II-Trips war, dass ich anscheinend auf irgendwas Hartes gebissen und mir dabei drei Zähne abgebrochen habe – was ich gar nicht bemerkt hatte und erst vor ein paar Tagen bei der halbjährlichen Zahnreinigung aufgefallen ist.
Scheiße, ich rufe dich morgen an. Ich mache mir ein paar Sorgen – unter anderem wegen des »Jesus Freak Memos« aus der Sportredaktion … falls die Aussicht besteht, dass es abgedruckt wird, würde ich gerne vorher noch mal darüber reden. (Zwischenzeitlich habe ich schon Memo Nr. 2 aus der Sportredaktion auf Lager – zum Thema »Drogen in Songtexten der Rockmusik«.) Die spezifischen Anforderungen des Formats gestalten das Schreiben ein bisschen mühsam. Nr. 1 war ursprünglich als Witz geplant – und vielleicht ist es das letztendlich auch. Ich bin mir selbst nicht mehr sicher. Wann immer ich meinen Antipathien für irgendwas derart ungehemmt freien Lauf lasse, kommt ein gewisser Wahnsinn mit ins Spiel … und im Umgang damit ist Vorsicht angebracht. Ich habe in der letzten Zeit zwei Bücher bekommen, in denen »Auszüge« aus Hell’s Angels enthalten waren, und in beiden Fällen war ich schockiert, was mit meinen Sachen passiert, wenn sie aus dem Kontext gerissen und nur auszugsweise abgedruckt werden. Man muss nur ein paar der humorigen Stellen herausstreichen, und schon klingt der Rest wie das Gebrabbel eines gemeingefährlichen Irren.
Aber egal, das können wir besprechen, sobald du hier bist. Gut möglich, dass Noonan verreist sein wird und du in seinem Haus bleiben kannst – was, zumindest für dich, vermutlich angenehmer wäre, als hier im Gästezimmer zu übernachten. Das aber auf jeden Fall zur Verfügung steht – samt Weißem Rauschen. Aber ich rufe dich morgen noch mal an, bevor du diesen Brief bekommst, und lasse mir deine genauen Reisetermine durchgeben.
O. K., das war’s für heute
HST
Brief von HST an JSW vom 30. Juli 1971
30/7
Owl Farm
Woody Creek, Colorado
Jann/
Die Arbeit an Vegas ist in vollem Gang, begleitet von einer fürchterlichen Magen-Darm-Grippe und einem Kampf um Wasserrechte, der wesentlich ernster war, als ich gerechnet hatte.
Ich habe zwei Tage gebraucht, um die Drecksangelegenheit zu regeln – genauer gesagt bis heute Abend, als es mir gelungen ist, ein »Übernahmeangebot« auf die Owl Farm von M. Burns abzuschmettern. (zusammen mit [dem Produzenten Bob] Rafelson)
Ansonsten ist hier jede Menge Action – circa 40-mal aufs Klo und 20-mal Kotzen, plus der ganze Rest.
Ich fühle mich sehr schwach.
Ciao/
H
Undatierter Brief von HST an JSW
Jann …
Mit Vegas Zwei bin ich gestern einen entscheidenden Schritt vorwärtsgekommen; endlich hat sich ein Handlungsstrang herauskristallisiert. Jetzt bleibt nur noch ein einziger Batzen zu erledigen – die Drogenkonferenz selbst. (Ach ja & das Ende) Die letzte Woche ist komplett für den Krieg um die Wasserrechte draufgegangen. Ich habe ihn gewonnen, aber es hat mich sechs volle Tage an Zeit und Energie gekostet.
Ich rechne damit, dass ich für Vegas noch eine Woche brauche. Gib Bescheid, falls irgendwelche Abgabetermine lauern, von denen mir niemand was gesagt hat. Bis zum Oktober ist es noch eine Weile, aber ich will das Scheißding über die Bühne bringen und die Schlacht um Aspen fertig machen.
Außerdem will ich – möglichst bald – eine Entscheidung treffen über den Job in Washington. In erster Linie, weil ich wissen muss, ob ich mein Haus den Winter über vermieten kann
Weitere Kostenlose Bücher