Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)
oder nicht. Ich würde gern so lange hierbleiben, wie es geht, aber um es zu vermieten, ist der 1. Oktober vermutlich der letzte Termin. Mit anderen Worten, bis dahin muss ich eigentlich schon raus sein. Es besteht die Möglichkeit, das bis Weihnachten hinauszuzögern, indem ich den Untermieter/die Familie bis dahin vorübergehend im Iguana House unterbringe, aber danach habe ich mich bis jetzt noch nicht erkundigt. Ideal wäre, die Washington-Sache als eine Art Ein-Jahres-Vertrag aufzuziehen, also von November bis November. Das wäre auch am günstigsten, wenn es darum geht, ein Haus/Hauptquartier in DC zu mieten, sowie in Bezug auf etliche andere Aspekte. (Zum Teufel, ich sehe gerade, dass diese Sache eine Unzahl Komplikationen mit sich bringt, über die ich im Augenblick lieber gar nicht nachdenke) … falls du dich in der Zwischenzeit damit befassen willst, behalte bitte folgende Hauptanliegen meinerseits im Auge:
1) genug Geld zu haben, um mich frei bewegen zu können – nicht nur in Washington, sondern auch während der Primaries (was ein ziemlich dickes Spesenkonto in Bezug auf Fluggesellschaften und Hotels über einen längeren Zeitraum hinweg bedeutet).
2) in der Lage zu sein, die besagten Häuser hier oben weiterhin zu mieten, sodass ich mir in dieser Hinsicht keine Sorgen machen muss.
3) über ein gewisses Maß an Autonomie zu verfügen, sprich: für Informationen & Ähnliches zahlen zu können. Dan Green könnte jede Menge verdeckter Hilfe leisten, allerdings nicht für lange, außer wir zahlen dafür. (Der Randy-Agnew-Kontakt war schierer Zufall, der auf meine Bitte zustande kam, den Eyeball Man aufzuspüren, und er hat mir davon eher auf Gerüchtebasis erzählt, als dass er es als handfeste Information verstanden wissen wollte.)
Aber egal, ich werde jedenfalls am Dienstagabend mit [dem New York Times -Journalisten] Max Fraenkel essen gehen und ihn bei der Gelegenheit warnen, dass ich ihm während des gesamten Wahlkampfs an den Fersen kleben werde. Wenn ich es recht überlege, könnten wir – wenn es bei dem zweiwöchigen Abgabetermin bleibt und Geld zur Verfügung steht, um Leute wie Greene und vielleicht Bob Sherrill als inoffizielle/verdeckte freie Mitarbeiter zu beschäftigen – die »Washington Seite« (oder was auch immer) für die gesamte Dauer des Wahlkampfs zu einer Art Klassiker der Skandalberichterstattung machen – nicht als Konkurrenz zur etablierten Hauptstadtpresse, sondern indem man die Horde vor sich hertreibt, quasi als Hecht im Karpfenteich agiert. Ähnlich wie [der Verbraucheranwalt Ralph] Nader das traditionell & unvermeidlich inzestuöse Verhältnis beleuchten, das anscheinend die Grundlage der Beziehung zwischen Presse und Macht in Washington darstellt. So was wie ein selbst ernannter Ombudsmann, der allen an den Karren fährt, nicht bloß Nixon & Muskie – und damit die Interessen des Blocks der Erstwähler/Aussteiger vertritt. Mit dem Hintergedanken, die ganze Sache mehr als eine Art Lobbyarbeit aufzuziehen und sich weniger als unabhängiger Beobachter zu verstehen – indem man ein Redaktionsbüro einrichtet und es, ohne dass man diese Absicht vorher an die große Glocke hängt, nötigenfalls jederzeit in eine De-facto-Wahlkampfzentrale umfunktioniert. Was vermutlich ohnehin passieren würde, wenn es uns gelingt, diese Guerilla-Taktik in die Tat umzusetzen und wir eine Wahlplattform zustande bringen.
Ciao
H
Undatierter Brief von HST an JSW
Samstag
Owl Farm
Woody Creek, Colorado
Jann …
Gleich nachdem ich gestern aufgelegt hatte, ging mir auf, dass du gesagt hattest, der Preis sei für Journalismus jenseits der Kategorien , während ich verstanden hatte jenseits der Orgien . Weshalb ich mich darüber gewundert hatte, warum du so erfreut darüber warst. Vielleicht hatte ich auch einfach nur ein schlechtes Gewissen – war wohl ein Freud’sches Missverständnis. Ich war mitten in der Arbeit an dem Las-Vegas-Text, und in dem Zusammenhang hätte es auch gepasst. »Jenseits der Orgien«, aber hallo! Diese Schweine. Nächstes Jahr sollten wir verlangen, dass sie eine Gonzo-Kategorie einführen – oder vielleicht sollte der RS einen Preis in der Richtung verleihen. Klar doch. »Der erste alljährliche Rolling Stone -Wettbewerb für herausragenden Gonzo-Journalismus reinsten Wassers«. Erster Preis: eine Gallone Äther. Zweiter Preis: eine Dose Pfeffer Spray, gespendet von East L. A. Sheriff’s Department. Dritter Preis: Ein Gratis Trip zur 1972er-Mint 400 in Las
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