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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Dazu haben er und viele andere in den letzten drei Jahren zu hart gearbeitet, um den Albtraum abzuwenden, in den uns das Nixon/Mitchell-Team gnadenlos steuert. Richtig frohlocken kann man nicht, Haynesworth & Carswell verhindert zu haben, wenn man gleich darauf einen drittrangigen Hanswurst wie Powell und einen rachsüchtigen Fanatiker wie Rehnquist hinnehmen muss. Nixon und Mitchell haben es im Laufe von drei Jahren geschafft – und zwar trotz größter Bemühungen der cleversten und ausgebufftesten Junganwälte, die von der demokratischen Opposition aufzubieten waren –, den U.S. Supreme Court auf das Niveau einer abgehalfterten Bowling-Mannschaft aus Memphis herunterzuwirtschaften – und diese katastrophale und faschistoide Kehrtwendung bei den Instanzen, die alle endgültigen Entscheidungen der Bundesregierung treffen, wird vor dem Frühling 1972 noch nicht einmal anfangen , wirksam zu werden.
    Die Auswirkungen dieser Übernahme werden möglicherweise so verheerend sein – was persönliche Freiheiten und Polizeimacht betrifft –, dass es sinnlos wäre, auch nur einen Gedanken an das Schicksal eines armen, fehlgeleiteten Wichts zu verschwen den, der auf die Idee käme, seinen Fall von »unrechtmäßiger Durchsuchung und Beschlagnahme« durch die Instanzen bis ganz nach oben durchzufechten.
    Einen hilfreichen Fingerzeig könnte eventuell der Fall eines Zeitungsreporters aus Tallahassee geben, der 1967 nach Kanada ging, um der Einberufung zu entgehen – und bei seiner Rückkehr feststellen musste, dass er kein Bürger der Vereinigten Staaten mehr war, und ihm jetzt neunzig Tage bleiben, das Land wieder zu verlassen. Zwar legte er Berufung am Obersten Gerichtshof ein, aber man lehnte es ab, sich überhaupt mit seinem Fall zu befassen.
    Jetzt muss er also weg, aber natürlich hat er keinen Pass – und Auslandsreisen sind nun einmal ohne Pass nicht sonderlich leicht. Die Beamten der Einwanderungsbehörde verstehen das, aber sie haben ihm – mit Rückendeckung durch den Obersten Gerichtshof – trotzdem ein Ultimatum gesetzt, bis zu dessen Ablauf er das Land verlassen muss. Ihnen ist es gleichgültig, wohin er sich begibt, Hauptsache, er ist weg – und indessen hat sich Chief Justice Burger angewöhnt, abends nur mit einem sechsschüssigen Revolver an die Tür zu gehen, wenn es geklingelt hat. Man kann ja nie wissen, sagt er, wer überraschend zu Besuch kommt.
    Genau. Vielleicht Rehnquist – total weggetreten nach einer Überdosis rohen Schweinebauchs und verrückt danach, im erstbesten Haus endgültige Vergeltung zu üben.
    Weitere üble Angewohnheiten
    Diese Welt ist reich an gefährlichen Bestien – aber keine ist so hässlich und unkontrollierbar wie ein Anwalt, der vollends vom Weg der Vernunft abgekommen ist. So einer läuft Amok, total hemmungslos – wie ein Priester, der auf Sex abfährt, oder ein Bulle von der Drogenfahndung, der plötzlich beschließt, vom beschlagnahmten Stoff zu naschen.
    Ja … und … äh … wo waren wir noch gleich? Ich habe die üble Angewohnheit, jäh abzuschweifen und abwegigen Gedankengängen über fünfzig oder sechzig Seiten zu folgen, bis sie so sehr außer Kontrolle geraten, dass ich diese Seiten schließlich zu meinem eigenen Besten verbrenne. Eine der wenigen Ausnahmen von dieser Regel ergab sich kürzlich, als mir ein Schnitzer unterlief und ich ungefähr 200 Seiten in Druck geben ließ … was mir unter anderem eine Menge Ärger mit dem Finanzamt einbrachte und eine Lektion erteilte, die ich hoffentlich nie vergessen werde.
    Lebe nach festen Grundsätzen. Schlag nie über die Stränge und leg dich nicht mit den falschen Leuten an. Mach einen großen Bogen um alles Abwegige – einschließlich abwegiger Leute. Es lohnt sich nicht. Ich hab das auf die harte Tour lernen müssen, und zwar durch rückhaltlose Übertreibung.
    Und es ist auch mies, dass ich in drei Stunden ein Flugzeug nach Chicago erwischen muss – um bei einer nationalen Notkonferenz für Erstwähler anwesend zu sein, die mir vorkommt wie der Beginn einer diesjährigen Version des McCarthy/Kennedy-Aufstands von 1968 – und da die Konferenz heute Abend um sechs Uhr beginnt, muss ich das Flugzeug erreichen …
    Zurück in Chicago; langweilig wird’s da draußen nie. Du weißt nie genau, welche grausame Scheiße in dieser Stadt auf dich niederregnen wird, aber du kannst getrost darauf zählen, dass etwas passiert. Jedes Mal wenn ich in Chicago war, kehre ich mit Narben zurück.

Die tonnenschwere

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