Die Rose der Highlands
Keith drückte sie gegen die Boxentür. Im
Nacken spürte sie Unas heiÃen Atem. Das brachte sie noch einmal zur Besinnung.
»Ich kann das doch nicht alles hinter mir lassen. Komm, wir gehen
jetzt zurück und stehen dazu, dass wir uns lieben«, sagte Rose entschieden.
»Ach, mein Herz. Das wäre der beste Weg, aber wir können ihn nicht
beschreiten. Wie ich deine Mutter kenne, wird sie mich mit Schimpf und Schande
aus dem Haus jagen. Du bist noch nicht volljährig. Sie würde verhindern, dass
wir uns jemals wiedersehen und dich hinter den Mauern deiner Schule für mich
unerreichbar machen.«
»Aber was sollen wir bloà tun?«
»Du wirst jetzt zurückgehen und dich unter einem Vorwand ins Bett
zurückziehen. Ich werde weiterfeiern, als wäre nichts gewesen. So schöpft
keiner Verdacht, und wenn wir uns bei meinem Wagen treffen, sobald das Fest
vorüber ist, kann uns nichts mehr geschehen.«
»Du willst mit mir durchbrennen?«, fragte Rose fassungslos.
»Nenn es, wie du willst, mein Kleines, aber nun tu, was ich dir
sage. Wenn sie unsere lange Abwesenheit erst bemerken, werden sie uns womöglich
suchen. Ich warte später am Wagen.«
Rose aber rührte sich nicht von der Stelle.
»Aber werde ich sie je wiedersehen?«, fragte sie zweifelnd.
»Natürlich, wenn Gras über die Sache gewachsen ist, werden sie alle
akzeptieren, dass du meine Frau bist. Und wie ich deine Mutter kenne, wird sie
dich dann mit offenen Armen empfangen.«
»Und Isobel?« Roses Stimme zitterte.
»Wenn wir erst einmal verheiratet sind, wird auch sie dir verzeihen.
Sie wird einsehen, dass man gegen die Liebe machtlos ist. So, und nun kehre zu
deinem Fest zurück und täusche einen Schwächeanfall vor oder was du auch immer
anstellst, um dich unbehelligt zurückziehen zu können. Damit ich mich noch um
Isobel kümmern und sie in Sicherheit wiegen kann, dass zwischen dir und mir gar
nichts gewesen ist â¦Â«
»Geh du vor«, bat sie mit schwacher Stimme. »Ich möchte mich noch
mit Una vertragen.«
Keith zog spöttisch seine rechte Augenbraue hoch, aber er sagte
nichts. Im Gegenteil, er tat ihr den Gefallen.
»Aber nimm dir nicht zu lange Zeit«, mahnte er und fügte mit einem
Blick auf seine Armbanduhr hinzu. »Es ist gleich elf. Du solltest vor
Mitternacht vom Fest verschwunden sein.«
Rose nickte.
»Und noch etwas.« Keith beugte sich verschwörerisch vor und
flüsterte ihr etwas ins Ohr.
Sie wurde leichenblass.
»Hast du verstanden?«, fragte er schlieÃlich laut. »Wirst du das für
mich tun?«
Erneut nickte Rose.
Keith gab ihr noch einen Kuss auf die Wange und verlieà schnellen
Schrittes den Stall. Rose aber wandte sich der weiÃen Stute zu und vertraute
ihr an, wie unendlich schwer es ihr fiel, so überstürzt ihr Zuhause und ihre
Familie zu verlassen. Was, wenn man ihr das niemals verzieh? Was, wenn es nicht
so einfach war, wie Keith es ihr voraussagte? Und dass sie etwas aus dem Haus
stehlen sollte, missfiel ihr ganz besonders. Doch es ist ja nur geliehen,
versuchte sie sich einzureden.
Una schien geduldig zuzuhören, was Rose ihr zu sagen hatte. Nur
zögernd konnte Rose sich von dem Pferd losreiÃen, um den Plan in die Tat
umzusetzen. Wohl war ihr nicht. Sie hatte nicht mehr annähernd das Gefühl, auf
Wolken zu schweben, sondern spürte schmerzhaft den Regen gegen ihr erhitztes
Gesicht peitschen, als sie die Stalltür öffnete.
30
L ili lag an diesem
Neujahrsmorgen schon lange wach. Im Haus war noch alles still, sodass sie
einfach unter der warmen Decke liegen blieb. Es war eine gute Gelegenheit, die
Ereignisse der Hogmanay-Nacht noch einmal in aller Ruhe an sich vorüberziehen
zu lassen. Sie war so erleichtert, dass das Fest nach den anfänglichen Turbulenzen
doch noch einen guten Verlauf genommen hatte.
Wenn sie da an den Schrecken dachte, den ihr die Erkenntnis
eingejagt hatte, dass sowohl der Lord als auch Rose gegen elf Uhr verschwunden
waren. Und das, nachdem sie ungebührlich vertraut miteinander getanzt hatten.
Sie war krank vor Sorge bei dem Gedanken gewesen, dass dieser Lord Fraser Roses
kleine Schwärmerei für ihn womöglich ausnutzte, um ihr den Kopf zu verdrehen.
Es hatte sich aber kurz darauf alles zu ihrer Zufriedenheit geklärt. Wenn sie
gewusst hätte, dass Rose da schon übel gewesen war und Keith sie nur an die
Luft
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