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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
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begleitet hatte, dann hätte sie sich das Hirn niemals über das zermartert,
was für teuflische Dinge der Lord wohl im Schilde führen könnte. Das arme Ding,
dachte Lili, nun hatte sie sich so auf das Fest gefreut und sich dann
dummerweise den Magen verdorben und vor Mitternacht ins Bett gehen müssen. Rose
hatte ausgesehen wie der Tod. Sie hatte fast benommen gewirkt. Und doch hatte
sie Lili abgewimmelt, als diese sie ins Bett bringen wollte. »Ich bin doch kein
Baby mehr, Mom«, hatte sie empört protestiert, sich ihr dann aber mit einer
kindlichen Attitüde an die Brust geworfen, dass Lili versucht gewesen war, sie doch
nach oben zu begleiten. »Hast du mich lieb?«, hatte ihre Tochter gefragt, bevor
sie sich aus der Umarmung befreit und wie der Blitz die Treppen nach oben
geschossen war. »Ja, mein Herz«, hatte Lili ihr nachgerufen. Rose war auf dem
mittleren Treppenabsatz noch einmal stehen geblieben und hatte sich umgedreht.
»Bitte stört mich nicht. Schaut nicht nach mir. Ich habe einen so leichten
Schlaf.« Wie verletzlich sie da ausgesehen hatte. Wie ein kleines trauriges
Mädchen. Gar nicht wie ihre starke lebensfrohe Tochter. Lili hatte mit sich
gekämpft, ob sie nicht die Treppen nach oben rennen und Rose in die Arme
schließen sollte, doch da war sie schon fort gewesen. Ihre Freunde hatten
natürlich bedauert, dass sie ihr eigenes Fest verlassen musste, aber sich dennoch
nicht davon abhalten lassen, bis in die frühen Morgenstunden ohne sie zu
feiern. Lili hatte gegen drei Uhr ein echtes Machtwort sprechen, Droschken
bestellen und die Bande nach Hause schicken müssen.
    Nur Isobel hatte von Roses Abwesenheit profitiert. Lord Fraser war
ihr den restlichen Abend gegenüber äußerst zugewandt gewesen. Um Mitternacht
hatten sie sich bei den Händen gehalten, während sie »Auld Lang Syne« gesungen
und sich mit einem Becher Hot Pint zugeprostet hatten. Zeugin dieser
Vertrautheit der beiden zu werden, hatte auch Lili zunehmend entspannt. Lord Fraser
hatte das Fest als letzter verlassen und der leicht beschwipsten Isobel
schwören müssen, ihnen am folgenden Tag einen Neujahrsbesuch abzustatten.
    Â»Grüßen Sie mir das kranke Kind, Misses Munroy«, hatte er Lili zum
Abschied ans Herz gelegt. Sie hatte es ihm hoch und heilig versprochen.
Insgeheim hatte sie sich ein wenig geschämt, ihn verdächtigt zu haben,
teuflische Spielchen mit den Herzen ihrer Töchter zu treiben. Wahrscheinlich
hatte er wirklich nur Mitleid mit der kleinen Rose, die den Verlust ihres
Vaters nicht verschmerzen konnte, dachte Lili versöhnlich.
    Trotzdem, jetzt musste sie endlich nach ihrer kleinen Tochter sehen.
Vielleicht war ihr die Tatsache auf den Magen geschlagen, dass sie sich in den
verkehrten Mann verguckt hatte. Ich muss sie ein wenig trösten, ihr erklären,
dass es nur eine Schwärmerei war, die jedes Mädchen irgendwann erlebt. So hatte
Lili als Kind für Doktor Denoons ältesten Sohn Irving geschwärmt, der damals
schon eine Verlobte hatte. Und sie hatte seine freundliche Zugewandtheit mit
echter Zuneigung verwechselt. Ja, darüber würde sie mit Rose sprechen. Über
diesen Irrtum, der fast jedem jungen Mädchen unterlief, wenn es noch nicht
wusste, was Liebe wirklich war.
    Lili erhob sich seufzend vom Bett, reckte sich noch einmal und zog
ihren Morgenmantel an. Ich habe Gespenster gesehen, als ich befürchtete, dieser
Mann könne Schindluder mit den Gefühlen meiner Mädchen betreiben, dachte sie,
während sie in ihre Hausschuhe schlüpfte. Ohne dass sie es wollte, wanderten
ihre Gedanken in diesem Augenblick zu Liam Brodie, an den sie zum Jahreswechsel
viel häufiger und intensiver gedacht hatte, als es ihr lieb gewesen wäre. Wie
gern hätte sie den gestrigen Abend mit ihm verbracht. Er hatte ihr wirklich von
Herzen gefehlt. Und wieder grübelte sie darüber nach, ob sie ihn nicht einfach
anrufen, sich entschuldigen und ihm ein gutes neues Jahr wünschen sollte. Wie
tief sie doch bereute, was sie da in der Bar des Highland Hotels für einen
Unsinn von sich gegeben hatte.
    Tief in Gedanken versunken schlenderte sie zu Roses Zimmer und
klopfte. Das Kind hatte zwar ausdrücklich darum gebeten, nicht geweckt zu
werden, aber Lili machte sich schließlich Sorgen. Sie wollte sich nur
vergewissern, dass es Rose wieder besser ging. Und überhaupt war nach allem,
was geschehen war, ein

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